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thatbestandes. in jenem falle wird bei der ersten anschauung der kaufpreis durch den eigentlichen ablativ (den woher-casus), bei der letzteren anschauung durch den instrumentalis ausgedrückt. so wird bei den verbis sich freuen' u. ä. der gegenstand, dessen man sich freut, über den man erfreut ist, bald durch den locativ ausgedrückt· wir vergleichen das auf derselben anschauung beruhende griechische tépπtecoaι év Dadíηc, lateinische gloriari in aliqua re, auch das hebräische , bald durch den ablativ wir vergleichen das lateinische gloriari de aliqua re, auch das hebräische 2, bald durch den instrumentalis - wir vergleichen die gewöhnliche deutung des im griechischen zur regel gewordenen τέρπεσθαί τινι -. wo nur eine form zum ausdruck des locativ und 'instrumentalis' geworden ist, wie im griechischen dativ, oder gar eine form zum ausdruck des locativ, instrumentalis und ablativus dient, wird es oft zweifelhaft sein, welche grundanschauung vorliegt. es kann nicht hinreichend festgestellt werden, ob der griechische dativ bei тéрлεсoαι auf locative oder sociativ - instrumentale oder gar auf ablativische grundanschauung zurückgeht. nur bis zur wolbegründeten wahrscheinlichkeit kann diese frage entschieden werden durch genaue beobachtung des sonstigen sprachgebrauchs. in einzelnen fällen wird nicht einmal eine wolbegründete wahrscheinlichkeit erreicht werden können, nämlich da, wo nicht sichere zeugnisse, z. b. parallele präpositionale wendungen oder der einstimmende gebrauch der verwandten sprachen durch einstimmigen oder wenigstens überwiegenden gebrauch die entscheidung herbeiführen.

Diese zweifelhaftigkeit aber erklärt sich auch daraus, dasz im sprachbewusztsein allmählich die mischcasus als wirkliche einheiten empfunden wurden. im lateinischen ist das bewusztsein von der ursprünglichen geschiedenheit des woher- und wo-casus in dem grade geschwunden, dasz das charakteristische kennzeichen des woher-casus d als beliebig angebrachtes und anzubringendes anhängsel (z. b. von Quintilian I 7, 12) aufgefaszt und in archaistisch sein sollender schreibweise, namentlich bei reconstruction alter inschriften sogar dem locativen ablativ beigefügt wurde. so ist auch dem griechischen sprachbewusztsein der unterschied zwischen eigentlichem genitiv und woher-casus, zwischen dativ, locativ und sociativus allmählich geschwunden; der sprachgebrauch bot die übliche verbindung, ohne dasz der einzelne, welcher sie gebrauchte, über die entstehung derselben rechenschaft zu geben brauchte oder auch vermochte; darum ist es nicht immer leicht zu entscheiden, ob eine gebrauchsweise des betreffenden casus zum eigentlichen gebrauch desselben oder zu dem mitübernommenen gebrauch zu zählen ist.

Allein dennoch giebt es wege, in den meisten fällen eine entscheidung wenigstens bis zur wolbegründeten wahrscheinlichkeit, wenn nicht zur evidenz herbeizuführen. es ist selten nötig, über das gebiet des griechischen hinauszugehen; innerhalb des griechischen liefert der gebrauch präpositionaler wendungen, namentlich im Homer

der gebrauch des ablativischen Oev und des rein räumlichen casus qi, der durchaus keine gemeinschaft mit den formalen casus (accusativ, eigentlichem genitiv) zeigt, mittel genug, um die im griechischen zu grunde liegende anschauung erkennen zu lehren. jedenfalls ist die zweifelhaftigkeit dieser entscheidung nicht gröszer als die der entscheidung über die zusammenordnung der zusammengehörigen spracherscheinungen in der bisher üblichen darstellung der grammatik. die aufgabe, entscheidung darüber zu treffen, ob ein griechischer dativ eigentlicher dativ oder eigentlicher locativ oder eigentlicher sociativ sei, ist doch keine andre aufgabe, als entscheiden, ob ein dativ ein dativ des entfernten objects oder dativ temporis oder dati▾ instrumenti, resp. modi ist. jene aufgabe ist zwar nicht mit absoluter sicherheit zu lösen; diese aber ist ebenso wenig sicher gelöst: der unterschied in beiden fällen ist nur der, dasz dort auf die unsicherheit ausdrücklich aufmerksam gemacht wird, während hier der schein der sicherheit erzeugt wird, oder jeder erklärungsversuch aufgegeben ist. wo aber dort eine entscheidung gegeben wird, ist bei sorgfältiger beobachtung der verwandten präpositionalen wendungen, der grundbedeutung der casus und ihres gebrauches, auch der analogie der urverwandten sprachen die aufstellung so unlogischer behauptungen, wie sie in der vulgärgrammatik ganz gang und gäbe geworden sind, so dasz um ihrer allgemeinheit willen kaum anstosz an ihnen genommen wird, als ob z. b. der lateinische ablativ in redewendungen wie exercitu profectus est, der griechische dativ in den entsprechenden griechischen wendungen πολλοῖς στρατιώταις πορεύεσθαι u. i. das mittel bezeichnet, geradezu eine unmöglichkeit.

Für die wissenschaftliche darstellung der griechischen (lateinischen, deutschen) casussyntax erscheint uns als absolute notwendigkeit, dasz dieselbe auf die resultate der sprach vergleichung basiert wird. nur so kommt klarheit und ordnung und verständnis in die griechische (lateinische, deutsche) casussyntax: der wissenschaftlichen darstellung bleibt die aufgabe, ausgehend von den ergebnissen der sprachvergleichung für die älteste sprachstufe des griechischen, welche diese sprache gemeinsam mit andern urverwandten durchlebt hat, im griechischen selbst den gebrauch der einzelnen casus historisch genau und mit statistischer vollständigkeit zu verfolgen.

Es fragt sich, ob auch die elementare darstellung der griechischen (lateinischen) casussyntax auf diese durchaus gesicherten resultate der sprachvergleichung basiert werden darf oder basiert werden muss. Trotz des tiefgreifenden unterschieds zwischen wissenschaftlicher und elementar-grammatik wird ein normales verhältnis zwischen beiden nur da stattfinden, wo die elementargrammatik die resultate der wissenschaftlichen forschung sich aneignet und, soweit tunlich, verwertet. allerdings erklärte prof. Lange auf der Meiszener philologen-versammlung: 'für die schulgrammatik kommt sehr wenig darauf an, ob man mischcasus annimmt, oder ob man nach der (erwiesenermaszen falschen und auch von Lange ausdrücklich für falsch

erklärten) Hartungschen theorie die casus zerlegt oder ob man endlich die übersicht ihres gebrauchs ganz äuszerlich nach verben und adjectiven anordnet.' allein ist nicht wahrheit und wissenschaftlichkeit in gleichem masze oberstes gesetz für die schulpraxis wie für die thätigkeit des universitätslehrers? wir können der alternative zwischen mischcasus und empirischer anordnung eine gewisse berechtigung gern zugestehen; aber es kann unmöglich gleichgültig sein, ob man von anerkanntermaszen falschen theorien ausgeht. die darstellung der spracherscheinungen auch in der elementarsten form musz wissenschaftlich richtig und auch da, wo im pädagogischen interesse der schüler zunächst nur mit den thatsachen der sprache bekannt gemacht, die erklärung derselben einer gereifteren altersstufe vorbehalten wird, so beschaffen sein, dasz durch dieselbe die richtige erklärung vorbereitet, jedenfalls nicht gehindert wird.

Uns will die basierung auch der elementaren darstellung der casussyntax auf die gesicherten resultate der sprach vergleichung als notwendig erscheinen.

Zunächst um der aufgabe des grammatischen unterrichts- wir beschränken uns auf das griechische willen. die aufgabe des griechischen unterrichts auf unsern gymnasien ist ja erkanntermaszen, den schüler durch die kenntnis der sprache in das verständnis der classischen litteratur Griechenlands einzuführen. griechische grammatik wird auf unsern gymnasien nicht um ihrer selbst willen gelehrt, sondern zum zweck der lectüre. der besondere unterricht in der griechischen grammatik, der um jenes zweckes willen notwendig ist, hat die aufgabe, die sprachlichen thatsachen dem verständnis nahe zu bringen und dadurch den schüler zu befähigen, die einzelnen sprachlichen erscheinungen aus den erkannten grundanschauungen der sprache heraus richtig auffassen und so ins verständnis der schriftsteller eindringen zu können. er musz also stets den gesichtspunct fest im auge behalten, dasz eine wirkliche kenntnis und ein wirkliches verständnis der sprache vermittelt, nicht blos schlagfertigkeit und gedächtnismäszige sicherheit im aufsagen und in der anwendung grammatischer regeln, welche angeblich die thatsachen der sprache registrieren, erzielt wird. verständnis aber kommt nur durch die verwertung der resultate der vergleichenden sprachforschung in die griechische casussyntax; wir haben schon manchen erfahrenen schulmann klagen hören, dasz ein wirkliches verständnis derselben nicht erzielt sei.

Sodann aber auch um der gesamtaufgabe unserer gymnasialbildung willen. die vulgärgrammatik stellt die verschiedenen gebrauchsweisen des griechischen genitiv und griechischen dativ im günstigsten falle ohne irgend welche vermittelung coordiniert neben einander; sie vermag nicht die verschiedenen gebrauchsweisen dieser casus mit einander in innere beziehung zu setzen, zu erklären und von einer grundbedeutung abzuleiten. auf grund der ergebnisse der vergleichenden sprachforschung ist eine darstellung der

griechischen casussyntax ermöglicht, welche die verschiedenen anwendungsweisen der griechischen casus erklärt und naturgemäsz entwickelt, die grundbedeutung des casus feststellt und so einen einblick und überblick über das gesamte gebiet ihres gebrauchs gewährt, von dem aus die einzelnen fälle des gebrauchs sich leicht erklären. es erhellt, von welch weitgreifender bedeutung für die logische bildung des schülers es ist, dasz er das wesen eines systems auffassen und beherrschen lernt, dasz er das einteilungsprinzip begreift, dasz er die einzelerscheinungen stets nach bestimmten merkmalen unter kategorien unterordnet, seine kenntnisse in einer bewuszt gewordenen ordnung in sich trägt.

Endlich auch aus didaktischen gründen. es kann ja keinem zweifel unterliegen, dasz durch die erkenntnis und auffindung der regel auch die gedächtnismäszige aneignung wesentlich erleichtert wird; ist in der menge der einzelheiten die regel nachgewiesen, so wird dadurch der gedächtnismäszigen aneignung vorgearbeitet und zugleich eine sichere stütze geboten. die klarheit und übersichtlichkeit, welche allein auf grund der resultate der vergleichenden sprachforschung für die griechische casussyntax gewonnen werden kann, musz wesentlich auch die gedächtnismäszige aneignung, deren man nicht entrathen kann, fördern.

Ein doppelter einwand, scheint uns, kann auf den ersten blick mit gutem grund gegen die befürwortete basierung der elementaren darstellung der griechischen casussyntax auf die ergebnisse der vergleichenden sprachforschung erhoben werden: es werde die geistesthätigkeit des schülers auf ein neues gebiet gelenkt, der an sich schon überbürdete schüler werde dadurch mit neuer arbeit belastet, die sache aber übersteige die fassungskraft des schülers.

Allein diese einwendungen sind nur begründet bei einer unpädagogischen art der behandlung. diese muss eben so geschehen, dasz der schüler gar nicht merkt, dasz die leitenden gesichtspunkte erst von seiten der sprachvergleichung ihre nötige klarlegung gefunden haben. der grammatische unterricht musz ja stets im engsten anschlusz und im innigsten zusammenhang mit der lectüre erfolgen. die sprachlichen thatsachen müssen bei der lectüre wahrgenommen werden; aus dieser anschauung musz auch die syntaktische auffassung herauswachsen. der grammatische unterricht hat die wahrgenommenen sprachlichen thatsachen zusammenzuordnen und unter analogien zu sammeln: das geschieht an der griechischen sprache selbst; es braucht und soll dabei mit keinem wort des sanskrit erwähnt werden. ganz von selbst führt den sachkundigen auch der griechische sprachgebrauch im genitiv zu einer scheidung der eigentlich genitivischen und der ablativischen functionen, im dativ zu einer scheidung der functionen des eigentlichen .dativ, des eigentlichen wocasus, des casus des mitverhältnisses, denen die einzelnen gebrauchsweisen sich subordinieren. den weg, auf welchem wissenschaftliche arbeit endlich zu wirklicher einsicht in die casus

syntax gelangt ist, braucht die jugend nicht zu gehen; die resultate wissenschaftlicher forschung, einmal klargestellt, sollen ihr aber zu gute kommen. darum, also um eine erleichterung bei gröszerer förderung handelt es sich, wenn wir die basirung der darstellung der griechischen casussyntax auf die resultate der sprachvergleichung befürworten.

Den schüler mit neuer arbeit belasten zu wollen, sind wir weit entfernt. wir meinen sogar, dasz die ausführlichkeit, in welcher die grammatik vielfach behandelt wird, möglichst zu beschränken ist. griechische grammatik wird ja nicht gelehrt, um griechisch schreiben zu lehren, sondern um das verständnis der classiker zu ermöglichen. damit ist einer oberflächlichen behandlung der grammatik keineswegs das wort geredet; allein die consequenz davon ist, dasz auf wirkliches verständnis der sprachlichen thatsachen gedrungen werden musz und dasz der schüler zu befähigen ist, aus den erkannten grundanschauungen der sprache heraus die gerade vorliegenden sprachlichen erscheinungen richtig aufzufassen; dasz es also der aufzählung der einzelnen sprachlichen erscheinungen in bestimmten regel- und ausnahme-columnen nicht bedarf. die aufzählung aller einzelheiten, wie sie die vulgärgrammatik geben musz, ist nicht minder unwissenschaftlich als unpädagogisch. ein solches verfahren verkennt ganz das freie schaffen der sprache; es beeinträchtigt geradezu die aneignung besonders der griechischen sprache: gerade die vielgestaltigkeit der griechischen ausdrucksweise, ein abbild und zeugnis der beweglichkeit des griechischen geistes, kann nicht verstanden und gewürdigt werden, wenn alle einzelnheiten in das enge fachwerk von regeln und ausnahmen gebracht werden. gerade von einer in der rechten weise gehandhabten benutzung der resultate der vergleichenden sprachforschung erwarten wir, weil einführung in das verständnis der grundanschauungen der sprache, eine beschränkung der im systematischen grammatischen unterricht zu behandelnden einzelheiten. jedenfalls aber bedingt die basierung der elementaren darstellung der griechischen casussyntax keineswegs eine vermehrung des lehrstoffs.

'Wohl aber eine gröszere geistige anstrengung'. richtiger eine energischere anregung zu stetem nachdenken, aber keineswegs eine solche, welche die fassungskraft des schülers übersteigt. geistige arbeit haben wir in unsern gymnasien, den ringschulen des geistes, zu fördern und zu fordern. unsere schüler sollen ja durch den classischen unterricht formale bildung erreichen, sollen denken und denken lernen; sie haben in der that bei normalen verhältnissen eine wahre freude daran, zu der thatsache den grund finden und erkennen zu können. gerade darin sehen wir den vorzug der classischen sprachen und ihrer grammatik vor den modernen, dasz ihre verhältnisse so klar und übersichtlich gemacht werden können, dasz ihr erlernen für unsere jugend eine schule des elementaren logischen denkens sein kann. regeln für sprachliche thatsachen haben die

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