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KE56845

HARVARD UNIVERSITY LIBPAKY

001 o 1953

53757

Vorwort.

Eine in erster Linie für den Gebrauch des Schülers bestimmte Klassikerausgabe wird, wie schon in dem Vorwort zur ersten Auflage dieses Heftes betont wurde, zur Aufgabe haben müssen, behufs des Erfassens und Eindringens in den Geist des Altertums eine umfänglichere Lektüre zu erleichtern, ohne der Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit Vorschub zu leisten. Es ist daher in den Anmerkungen der Standpunkt des Schülers festgehalten und alles das beiseite gelassen worden, was einerseits über den Schulgrad, auf welchem Vergil gelesen wird, hinausgeht, andererseits die Selbstthätigkeit des Schülers bei der Vorbereitung und Wiederholung nicht wirklich fördert oder dem lebendigen Unterricht vorgreifen könnte. Denn diesem fällt, auch wenn der Schüler einen erläuterten Text zu seiner Vorbereitung benutzt, doch immer die Hauptaufgabe zu. Nur wird er, eine richtige Benutzung einer solchen Schulausgabe vorausgesetzt, nicht nötig haben, auf Kosten eines raschern Fortschreitens in der Lektüre sich bei Dingen aufzuhalten, die der Schüler schon mit in die Schule bringen kann. Verweisungen, welche sich auf Stellen innerhalb desselben Buchs beziehen, sollen dazu dienen, schon bei der Vorbereitung die nötige Geläufigkeit und Sicherheit zu ermöglichen; andere sind beigefügt, nur um Wiederholungen zu vermeiden. Verweisungen auf andere, als dem Schüler geläufige Klassiker bleiben erfahrungsgemäfs bei der häuslichen Arbeit des Schülers unbeachtet. Besonderes Gewicht wird auf das Verständnis der dichterischen Auffassung, Komposition und Darstellung gelegt werden müssen, natürlich immer in den Grenzen, welche durch die vorauszusetzende Vorbereitung der vorhergehenden Kurse gezogen sind. Dahin bezügliche Andeutungen sind deshalb da und dort eingeflochten. Dagegen ist auf Grammatisches und Metrisches nicht näher eingegangen. Diese Dinge lernt der Schüler bei vorkommendem Fall im Unterricht selbst besser und sicherer als in einer längeren oder kürzeren Einleitung. Darüber, in wieweit die ästhetische Kritik in die Arbeit von Sekundanern beizuziehen sei, kann man verschiedener Ansicht

sein. Sicher ist, dafs dem Erklärer Georgiis Werk: Die antike Äneiskritik aus den Scholien und andern Quellen dargestellt (Stuttgart, 1891) viele Anregung zur Verbesserung der Erklärung giebt. Ich hoffe daraus Nutzen auch für die Schullektüre gewonnen zu haben.

Bezüglich der Textesgestaltung bin ich nicht der Ansicht, dafs, was anders oder besser gesagt werden könnte, der Dichter auch anders gesagt haben müsse. Auch sind manche Verbesserungsvorschläge eben so wenig über allen Zweifel erhaben, als wir in den alten Autoren nur nach allen Seiten hin vollendete Muster sehen dürfen.

Im übrigen wurden auch in dieser 5. Auflage des 1. Heftes der Äneide Verbesserungen angestrebt, wo immer sie angezeigt schienen. Alles, was mir zugänglich geworden ist, wurde sorgfältig geprüft und, so oft ich mich von dessen Richtigkeit überzeugen konnte, verwertet. Mehrfache Verbesserungen verdanke ich insbesondere den eingehenden Besprechungen der Herren Dr. O. Güthling in Bursians Jahresbericht XVII, E. Eichler in der Zeitschrift für das österreichische Gymnasialwesen und H. Kern in der Berliner philologischen Wochenschrift 1888. Auch Herrn Kvičala bin ich für die Zusendung seiner „neuen kritischen und exegetischen Beiträge zu Vergils Äneis" (Prag 1892) zu Dank verpflichtet.

Bei II 409 und III 684 bin ich zu meiner frühern Erklärung zurückgekehrt. Durch ein Übersehen ist die Note zu III 87 an Stelle einer Verweisung auf I 466 stehen geblieben.

Karlsruhe, 25. Juli 1893.

Karl Kappes.

P. VERGILI MARONIS

AENEIDOS

LIBER PRIMUS.

Arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Laviniaque venit

litora, multum ille et terris iactatus et alto
vi superum, saevae memorem Iunonis ob iram,

Erstes Buch. Äneas wird auf seiner Fahrt nach Italien durch einen Sturm von Sizilien nach Karthago verschlagen und von Dido gastlich aufgenommen.

1-7. Inhalt des ganzen Epos. Vgl. Hom. α, 1–10.

1. Arma virumque. Die epische Darstellung liebt es, die in ihrer Verbindung ein Ganzes ausmachenden Einzelheiten koordiniert neben einander zu stellen oder dem Allgemeinen das für den vorliegenden Fall wesentliche Einzelne, dem Ganzen den hervorstechenden Teil beizufügen, hier: die Waffenthaten und den Helden, der sie ausführte. Ebenso Italiam Laviniaque litora.primus. Aneas kam als der erste von den Troianern nach Latium. Ein anderer Troianer, Antenor, war nach der Sage vor ihm mit den Henetern nach Ŏberitalien gekommen.

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einzelne, sondern selbst die Götter untergeordnet sind; 3) ein einzelnes Verhängnis, Unglück. Hier ist es Schicksal. fata, eine Reihe von Verhängnissen. Lavinia litora, genauer bestimmender Zusatz zu Italiam. Lavinium, die erst von Aneas gegründete und nach seiner Gemahlin Lavinia, der Tochter des Königs Latinus, benannte Stadt. Vergil nimmt häufig in der Anführung von Thatsachen Einzelheiten voraus, die einer späteren Zeit angehören.

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3. ille, Epanalepsis, wie oys bei Homer zur schärferen Hervorhebung des Subjekts, wenn weitere Prädikate einem schon genannten Subjekt angereiht werden. multum. Das Adjectivum neutrum steht öfters sowohl im Singular als Plural in der Dichtersprache adverbial. et iactatus, bis er die neue Heimat fand, et passus, bis er in der neuen Heimat die vom Schicksal bestimmte Herrschaft gründete.

4. vi superum, genauer bestimmt durch saevae iram; vgl. v. 1. Die weitere Ausführung folgt v. 23-28. saevae, unversöhnlich.

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