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Praktische Vorurtheile, die so allgemein ausgebreitet find, pflegen gewöhnlich doch einiges Wahre zur Stüße zu haben. Wir handeln oft nach Gründen, die nicht der Verstand erkannt, und sich gesagt, sondern die uns ein gewisses Gefühl gelehrt hat. Ein Knabe wird alles mal über Mädchen nach seiner Art herrschen, ohne zu wissen, daß er herrscht, noch weniger, daß er seines fez stern stärkern Körpers wegen herrscht, und wenn er auch völlig mit ihnen in Nahrungsmitteln, Leibesübung, Kleidung, gleich gehalten wird. Ich habe vielleicht die seltenste Gelegenheit gehabt, davon einen überzeugenden Beweis zu sehen. Prinz D... G... ward von der frühsten Jugend an in allem, was sowohl die moralische, als physische Bildung betraf, mit seiner Schwester, so viel es nur angieng, gleich erzogen, und doch blieb immer der Unterschied des weiblichen vom männlichen sehr auffallend. Erfahrung zeigt uns Thatfachen; Nachdenken aber findet oft sehr spåt den Grund, warum sie geschehen,

Es ist nun nicht das Geschäft des Zergliederers, die" moralischen Ursachen einer so wichtigen Thatsache auszuforschen: desto mehr aber könnte man vielleicht die Untersuchung von ihm erwarten, ob im Baue und in der Einrichtung des Körpers sich etwan Verschiedenhei: ten, sichere, bestimmte, merkliche, nicht blos zufällige Unterschiede, finden, die dem Mohren eine niedrigere Staffel am Throne der Menschheit anzuweisen scheinen. Mon

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Montesquieu a) hat dies versucht, weil man doch immer bey Betrachtungen über's natürliche Recht vom Sinnlichen anfangen, oder doch darauf Rücksicht neh men muß, giebt aber, ausser der platten Nase und schwarz zen Farbe, keinen weitern Unterschied an. Es ist zu sonderbar, was dieser berühmte Schriftsteller hierüber, sagt, als daß ichs nicht ganz anführen sollte.

,, Si j'avois à foutenir le droit, que nous avons eu de rendre les Negres Eclaves, voici ce que je dirois

Les peuples d'Europe ayant exterminé ceux de l'Amerique, ils ont du mettre en Efclavage ceux de l'Afrique, pour s'en fervir à défricher tant de terres.

Ceux dont il s'agit font noirs depuis les pieds juf qu'à la tête, & ils ont le nez fi écrasé, qu'il eft pref qu'impoffible de le plaindre.

On ne peut fe mettre dans l'efprit que Dieu, qui eft un Etre très-fage, ait mis une ame, furtout une ame bonne, dans un corps tout noir.

a) De l'efprit des Loix Liv. XV. Cap. V.

Der starke Rücken der Afrikaner soll anzeigen, daß diese Leute gleichsam von Natur bestimmt sind, das Joch der Sklaveren zu tragen?? - Wunsch kost mo.o gische Unterhaltungen. 3. Band S. 64.

All eft fi naturel de penfer que c'est la couleur, qui conftitue l'effence de l'humanité, que le peuple d'Afie, qui font des Eunuques, privent toujours les noirs du rapport, qu'ils ont avec nous d'une façon; plus marquée.

On peu juger de la couleur de la peau par celle des cheveux, qui chez les Egyptiens, les meilleurs philofophes du monde, étoient d'une fi grande confequence qu'ils faifoient mourir tous les hommes roux, qui leur tomboient entre les mains.

Une preuve, que les Negres n'ont pas le fens, commun, c'est qu'ils font plus de cas d'une collier, de verre, que de l'or, qui chez les nations policées eft d'une fi grande confequence.

Il eft impoffible, que nous fuppofions que ces gens-la foient des hommes; parce que fi nous les fuppofions des hommes, on commenceroit à croire, que nous ne fommes pas nous-mêmes chrétiens.

Des petits efprits exagerent trop l'injuftice, que l'on fait aux Africains, Car fi elle étoit telle, qu'ils le difent, ne feroit-il pas venu dans la tête des Prins ces d'Europe, qui font entre eux tant de conventions utiles, d'en faire une générale, en faveur de la mifericorde & de la pitié?”

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Wenn dies kein Scherz seyn soll, so würde ich michvöllig gegen ihn erklären, weil in keinem einzigen dieser Säße eine natürliche Schlußfolge durchleuchtet. Es ist daher am besten die Zeilen, Il est impoffible, u. f. w lieber für eine bittere Satire auf die fich Herrn ihrerl schwarzen Brüder dünkende Europåer, als nur einigers massen für eine ernstliche Behauptung zu deuten.

Herr Camper, mein groffer Lehrer und gütigster Freund, merkt ebenfalls an, daß die ältesten Schrifts steller einhellig geurtheilt hätten, die Weissen wären ere. habenere und verminftigere Geschöpfe, als die Schwarz zen"); denn es schiene doch ziemlich klar zu seyn, daß alle Gelehrte, indem sie einen sehr nachtheiligen Begriff mit der schwarzen Farbe verbanden, gewollt haben, daß ein gewisser wohl verdienter Fluch, oder Zorn des götts lichen Wesens, Ursache dieser ungünstigen Farbe gewe; fen seye! und meistens, wo nicht immer, ist die parteiische und ungereimte Rechnung zum Vortheil der Weif fen ausgefallen, weil sie sie selbst machten, und sich also einen Vorzug vor andern, die in der Farbe von ihnen verschieben sind, anmaßten a).

Aehn:

#) f. die Ueberseßung seiner sämtlichen kleinen Schriften von Herrn Herbell, erster Band 1784, E. 26,

Ebendafelbft S. 35.

Aehnliche Gedanken dussert auch der beliebte Philos soph unsers Vaterlandes, Meiners a).

Unter allen den verschiedenen Haufen menschlicher Geschöpfe, fagt er, womit der Vater des Ganzen die Erde übers fået hat, sind keine, denen er eine stärkere Anhängliche keit ans Leben, und einen heftigeren Abscheu vor dem Tode gegeben hatte, als den Negern an der westlichen Küste von Afrika, von Senegal an bis Loango hinunter, keine, die er sowohl gegen Schmerzen und natürliche Uebel, als gegen schimpfliche und ungerechte Bes gegnungen anderer mit mehr Unempfindlichkeit ausgerüstet hätte, keine endlich, die er so sehr zu Sklaven für andere geschaffen, und dieser Bestimmung wegen mit mehr leidender Gedult bewaffnet zu haben scheinet“.

Und Herr Zimmermannb) führt ausdrücklich an, der weisse Mensch sey verhältnißmäßig wirklich klüs ger und thätiger, als der Schwarze.

So dachten auch Hume und Est wik der englische Verfasser der Historie von Jamaika und mehrere andre c).

Bię

a) Vermischte philosophische Schriften, 2. Theil, Bes trachtungen über den Tod.

b) Geographische Geschichte, Th. I., S. 116.

f. Hiftory of Jamaica Cap. 4.

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