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emeinhin glaubt man, der Hauptunterschied des Mohren vom Europåer låge in der platten Nase, die durch Eindrückung in der zarten Kindheit hervorgebracht würde; dieses nebst dem kraufen Wollhaare hålt man außer der Farbe für den wesentlichsten Unterschied a). Richtig! aber für den Physiologen noch lange nicht genug. Verschie denheiten, die ihm genügen, müssen nicht zufällig, durch, Mode hervorgebracht, sondern noch überzeugender in der / Grundlage des Körpers, in seinen festesten Theilen, auch im Knochengerüste selbst unwiderleglich zu finden seyn. >

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„Farbe, heißt es z. B. bey Herrn Klügelb), „macht den wichtigsten Unterschied unter den Menschen, „Gestalt und Größe nur geringen offenbar unwesentli

chen.

a) Buffon hift. naturelle T. V. p. 131. Encyclopédie Theil 2. P. 347.

chen.,, Also könnte man die Mohren als schwarze Eus ropåer ansehen? allein Camper a) schon tadelt an Ru bens, van Dyk, Jordaens und den meisten vors trefflichsten Mahlern, daß sie nur schwarze Menschen, nicht Mohren gemahlt hätten. Der Neger ist aber wie der Zuz sammenhang meines kleinen Aufsatzes zeigt, so merklich vom Europåer unterschieden, daß man selbst die Farbe bey Seite setzen könnte. Mehrere Personen, fogar Ununterrichtete, fanden auf einen Blick in meiner Sammlung die Mohrenschädel unter den übrigen heraus. Herr von Haller b) schreibt ja schon:,der Mohr hat auffer andern Verschiedenhei,,ten dicke Lippen, eine gedruckte Nase, so daß man ihn leicht in einer Statue, ohne die Farbe zu Hülfe zu nehmen, erkens ,,nen kann.

"

S. 3.

Wie verschieden das Gerippe des Mohren von einem Europäischen ist, und welchen Einfluß dies auf die weichen Theile haben muß, werden wir in der Folge sehen, ich möchte daher nicht ganz Herrn Zimmermann c) beystimmen, daß der bekannte Stachelschweinmann d) in London

in

a) Kleinere Schriften erster Band p. 16.

b) Elem. Phyfiologiæ Lib. XII, Sec. 1. §. 14. Tom. 5. p. 23. c) S. 105.

d) S. eine Abbildung in Herrn Wünschs kosmologischen Unterhaltungen zten Band S. 92. tab. 3. fg. 1,

in dem Aeuffern augenscheinlich viel weiter von'uns abstünde, als der Neger; denn vermuthlich betraf dieser Fehler blos die Haut, und welchen Veränderungen ist die nicht ausgesetzt?

S. 4.

Wenn man auch nicht läugnet, daß die Mohren nach ihren Begriffen von Schönheit die Eindrückung der Nase an Säuglingen vornehmen, (drücken, drehen, und pressen, und verderben doch selbst unter uns zu geschäftige Hebammen den zarten Kopf der eben Gebohrnen) oder daß die Nase dadurch plettschigt werde, weil die Mütter währender Arbeit ihr Kind auf dem Rücken haben, und beym Bücken die Nase desselben gegen ihren Rücken stossen a),, so folgt doch deswegen noch gar nicht, daß diese Gewaltthätigkeit in allen Fällen Schuld an der platten Nase sey b). Ich unterfuchte einen Mohrenembryo, ferner ein nur wenig Monate altes Mohrenkind, und fand die Kinnladen verhältnißmäßig, wie bei seinen schwarzen Eltern, vorstehend, und deshalb den untern Theil der Nase flåcher, breiter, und ihn weitere Nasenlöcher bilden. Mirgends aber war eine Spur von einer der Nase angethanen Gewalt aufzufinden, sondern ihre Form natürlich von den Nasen der weissen Kinder abweichend. In so kurzer

Zeit

a) Buffon hiftor. natur. T. V. der Edit. in 8vo. S. 131. b) Siehe Mayers Beschreibung des menschlichen Körpers ersten Band S. 265,

Zeit konnte sich auch ohnehin unmöglich so viel durch Kunst verändert haben.

Herr Camper untersuchte schon vor vielen Jahren in gleicher Absicht die Veränderungen an alten, jungen, und selöst noch unreifen Mohrenköpfen, die das angebliche Eins drücken der Nase verursachen sollte *); ob er nun gleich nichts besonders an den Nasenknochen fand, so lehrte ihn doch Vergleichung mit Schädeln anderer Menschengattungen verschiedene wichtige Säße, und so auch die Wahrheit, daß die Nase, wenn alle Umstände sonst gleich bleiben, weniger hervorragend werden muß, sobald der Theil unter der Nafe vorspringt, die Lippen dafür zu gleicher Zeit desto größer und dicker seyn müßten, weil sie sonst die Zähne nicht bedes ɗen könnten, wie wir unten §. 9. und 26. sehen werden.

Auch mein Freund Blumenbach bestätigt als Aus genzeuge von zwey Mohrenkindern aus dem königlichen Museo zu Göttingen, daß, wie auch der berühmte Graf Büffon behauptete a), die platten Nasen angeboren, und nicht durch Künstéley verursacht sind, und führt noch überdies die guten Zeichnungen von Mohrenkindern bei Ruysch und Seba an b); Herr Hofrath Loder, der vermuth

*) S. am angef. Orte S. 17. desgl. S. 40. und 43.

a) Hift, natur. Tome V. p. 132.

lich

D) In feiner unvergleichlichen Schrift de generis humanitats Varietate mativa 2te Ausg. 1781. §. 60.,

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lich ungemein freundschaftliche Recensent der ersten Auss gabe dieser Schrift in der allgemeinen Litteratur-Zeitung a) besitzt einen Mohrenfoctus von ungefähr 4 oder 43 Monaten, an dem sich ebenfalls die platte Nase, und hervorgezogenen Kinnladen deutlich wahrnehmen lassen.

Die von Herrn Camper erfundene Gefichtslinie seht vollends obige Bemerkung über die Nase ausser allem Zweis fel; Nur ists sehr Schade, daß seine Zeichnungen, die wirklich schon in Kupfer gestochen sind, hierüber der Welt blos durch folgende abgekürzte Nachricht bekannt geworden ift b).

,,Der Grund, worauf sich der Unterschied der Nationen „gründet, bestehet in einer graden durch die Höhlen des ,,Ohrs (Gehörgang) bis auf den Boden der Nase gezogenen ,,Linie, und in einer andern graden Linie, welche die Her,,vorragung des Stirnbeins oberhalb der Nase berührt, und ,,bis auf den am meisten hervorragenden Theil des Knochen ,,der Kinnbacken gezogen wird, wohl verstanden, wenn man ,,die Köpfe im Profil betrachtet, in dem Winkel nun, den ,,diese beiden Linien beschreiben, bestehet nicht allein der „Unterschied der Thiere, sondern auch der unterschiedenen

„Naz

a) 1785. Mår¡ N. 58. Seite 241.
b) an mehr angef. Orte S. 15. folg.

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