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M J. EN,
gedruckt ben Johann Thomas Edlen von Trattnern,
tais. königl. Hofbuchdr. und Buchhändl.

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40042

831.61

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Vorrede.

an kann nicht viel von seinen Schrif. ten sagen, wenn man sich nicht zus gleich selber loben oder tadeln will. Ich werde daher den Leser mit keiner langen Vors rede zu diesem Bande Comödien aufhalten, damit ich nicht wider meinen Willen in einen von diesen beiden Fehlern verfalle. Der Aus

tor hat ja auch bey dem Gerichte über seine Werke keine Stimme. Er muß es die Welt, insonderheit die Welt der Kenner, ausmas chen lassen, ob seine Schriften gut sind oder nicht. Und wenn er sonst ein gut Gewissen hat: so kann er sicher auf die Billigkeit der Critik hoffen. Sie wird ihm über lang oder kurz Gerechtigkeit wiederfahren lassen, ohne daß er sich selber ins Spiel mengt. Die Welt muß ohnedieß etlichemal aussterben, ehe eine Schrift das gewisse und untrüglis che Siegel ihrer Güte und Schönheit erhält. Und das größte Lob der gegenwärti gen Zeit wird unfern Werken, wenn sie bloß mittelmäßig sind, nichts helfen, als daß man sie zehen oder zwanzig Jahre in den Bücherschränken bestäubt stehen und endlich * 2

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vom Staube verzehrt werden sieht. Mein Trost ist, daß einige von meinen Lustspies len schon so glücklich gewesen sind, den Beyfall der Kenner zu erhalten, und daß ich bey den übrigen keine kleinere Absicht gehabt has be, als ihn noch einmal zu verdienen. Wie ruhig wollte ich seyn, wenn ich nicht noch zweifeln müßte, ob ich meine Absicht erreicht håtte!

Ich muß nunmehr einige Erinnerungen über etliche von den nachstehenden Comödien machen. Die erste betrifft einen Vorwurf, den man der Betschwester in der Regensburger gelehrten Zeitung gemacht hat; nicht denjenigen, daß sie keine Verwikelung hatte; nein, die gelehrten Herren Schweizer find schon so gütig gewesen und haben mich besser vertheidiget, als ich mirs hätte wünschen können. *) Und ich würde sehr undankbar feyn, wenn ich die Rechte, die ich durch ihre Vertheidigung erhalten habe, noch höher treiben wollte. Gesezt, der Vorwurf der Regensburger Zeitung wäre auch gegründet: so würde ich zwar darüber schamroth werden, mich aber gar nicht vertheidigen. Man spres che mir den Wig ab. Es ist mir gar nicht lich, ich wollte tausendmal lieber gefallen. Aber das weiß ich gewiß, daß ich den Ruhm des

* Freimüth. Nachrichten von neuen Büchern ze. 4. Zürich 1746. Bl. 276. u. f.

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des Wiges nie durch Streitschriften zu erzwingen suchen werde. Die Welt ist klüger, als der Autor und Gegner. Sie ist auch billiger, als beide: Also wird sie die Sache schon ausmachen, ohne erst unsere Eigens liebe in einer Vertheidigungsschrift kennen zu lernen. Allein es steht in der Regensburger Recension eine Stelle, die nicht bloß meinen Wig, sondern mein Herz beleidiger. Sie heißt, der gemeine Mann würde nicht ,,wiffen, ob man die Betschwester, oder den ,,König David lächerlich machen wollte.,, Ich dachte dieses heftige Urtheil hätte ich nicht verdienet. Welcher gemeine Mann, der die gesunde Vernunft besigt, und einige Stellen aus der Schrift weis, sollte auf diesen unseligen Zweifel verfallen können? Sollte er niemals in der Schrift, aus der er die Andacht des Davids kennet, sollte er da nicht auch von gewissen Leuten gelesen haben, welche den Schein der Religion hats ten und ihre Kraft verleugneten? welche Lange Gebete machten, sauer aussahen, mit großer Strenge fasteten; kurz, welche die Religion in äußerlichen Dingen, in Gebers den und Mienen, in Kleidern, in der Enthaltung von Speisen, in Gebetsformeln, in kläglichen Tönen, in gefaltnen Hånden, in verzagten Schritten suchten, und bey ihrer heiligen Gestalt ein boshaft Herz hatten

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