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diese Gruppen unter an zusammenfallen liefs; wir könnten somit jene umgekehrten Schreibungen unseres Romans als frühe (13. Jahrhundert) Belege des Übergangs von en Kons. zu an an Kons. für gewisse Gegenden der westlichen Normandie auffassen. Aber doch hat der Kopist niemals für -ent -ant geschrieben und umgekehrt; und man könnte geneigt sein, in jenen Fällen einen Übergang von -an zu -en erblicken zu wollen, wie dies für das Pik. von Suchier, Aucassin et Nicolette p. 64, geschehen ist. Aber davon wissen die heutigen Mundarten der Normandie, soviel mir bekannt, nichts. Der Grund ist also in litterarischer Einwirkung der Centralmundart zu suchen.

2) a in der Stellung x + a + wird zu e.

apertement 9. 21. 114. 371. certement 339. novelement 14. trovement 22. orguenee 992. orfenins 1276.

liement 573. 3709 etc. sind dreisilbig und, da der Dichter nicht ie für iée spricht, als lieement aufzufassen.

isnelment 747. 3379. isnelement 1609. 2664, sind beide durch das Versmafs für den Dichter gesichert; aber während letzteres regelrecht, ist ersteres nach Analogie der Adverbia von Adjektiven einer Endung gebildet zu denken.

Im Fut. nach Nasal: pardonra 2627. donrons 1066, aber leveras 361. commanderai 2259.

In auslautender unbetonter Silbe wird a zu e: ist stets silbebildend am Versschlufs, stumm im Versinnern vor Vokalen, so 12. 56. 81. 128 etc. Gesprochen vor Kons.: 22. 25. 26. 30 etc.

Der Kopist schwankt in seltsamer Weise in der Bezeichnung dieses Lautes und giebt damit einen gewissen Mafsstab für die Bestimmung seiner sonstigen Schreibungen. (Ich füge die Belege für auslautendes e anderer Provenienz und e in Procliticis hinzu.) Vor s und sonst findet sich:

ai: meseisais 78.

ei: damageis outrageis 1412. totei (= toute) 2446. grevei (grève) 2828. congreis 471 (congre), donnereis (= doneire) 2361. trentei 2125. Im konjunktiven Pronomen: lei 1269 (visitout lei illum). leis (= illas) 621. 3451. seis (suus, siehe auch bei 7, Formen wie sies, ses, sis daneben) 195. lui (= li, Dat. Pron. masc. 3. Pers.) 494.

ie nach Zischlauten: cergies 880 (cierges 1242. ceirge 2586). igliesie 3428.

II. Vulgärlat. ę (klass. ē, i).

13. e in offener betonter Silbe.

Die häufigste Schreibung ist 1) ei. seir: nonchaleir 170. heir (hēres) 339. buissoneiz 733. Espeir 925. mei : rei 1034. sei : rei 1075. orfreis demaneis 1230. Franceis: anceis (ante-ipsum?) 1446. 1483. 1636. 1749. anceiz 1986. Daneis 1646. veir pareir 1934. sei segrei 1960. espeir seir 2931. : veir 3737.

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Verbalendungen: esteit 65. 69 etc. esteient 69. seieit 66 (sedebat). serveient 68. aveit 90. 111. aveient 1009. 1171. veneit 89. soleit 99. 192. 406. trameteit 134. veieit 145 (videbat). dereit 186. veirreit 201. diseit 185. 210. donneit 191. 497. fereit 206. faseit 222. 1435. voleit 209. 754. 1722. seit 299 (sit). 393. veit (videt) 369. 513. (: dreit), coreient sordeient 442. revendreient morreient 528. parlereient 589. atendeient: voleient 608. pareit 739. ardeient 900. requereit: deit (debet) 939. aparteneit 1093. 1104, und so noch in etwa 100 Fällen.

Die 2. Pers. Plur. Präs. Ind. reimt zu a, siehe sub 1. Die 2. Fut. reimt blofs mit sich, so remaindreiz herbergerez 624. getereix: lerrei 1994. Ist es Zufall? Die Zahl der Fälle läfst schwerlich ein Urteil fällen. feix crereix, s. u. a, wurde oben vermutet.

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2) ie: a) Nach Kons. (Zischlauten und sonst): ancies 811. anciex (idem) 1319. 1963. enrichiet 2889. espier 3388. fiebles 1947. ierre (iter) 3017.

b) Nach Vokal: a) poiet 83. 397. poiet 2951. 3218. 3616. poier 1450. 1683. 2351.

P) veier (videre) 339. 919. 926. 2505. 2513. 2519. 2562. 2866 und immer so. veiet (videbat) 1439. · seier (sedere) 406. haiet 1577 (= hatebat*), chaiet (cadebat) 2526. oiet (audebat* für audiebat) 3094. Bene iet 3489. 2103. poiet 2867 steht für puet. neies 2837 (ne ipsum).

3) eie: aveiet 84. saveiet 2104. esteiet 2526. veier 420. 2841 (verum). Das Versmafs verlangt in allen diesen Fällen Einsilbigkeit der Gruppe eie.

=

4) iei: poieit (potebat) 323. 3251. veieit (videbat) 145. oieït 2567 (audebat* audiebat). traieit 2671. 2999. Auch nach Kons. plovicit 3240 (aber ploveit 3472). - creieient (credebant) 3435. poieit 3695. esteieit 3575 (wie die Silbenzahl zeigt, mufs esteit stehen).·

5) e: crere 130. dirreent 590. bruihairez 733. (por) que 2833. 3332. toletes (tollectas *) 2952.

se (bet. Reflexiv-Pron. der 3. Pers.) 1530. re (= regem) 1571. me (bet. wie se) 1764.

6) ai: provaire 3088.

7) i: irre 3149 (gegen eirre 3056. ierre 3017).

8) oi: gesoient 2530.

e ist ausgelassen in: haient (: revoleient) 1528 statt haeient. reient 1910. 3679 (; areient) st. recient; ebenso reveient 2538. veient : vient 3723 st. recient : oient poient 3291 (: aveient) st. : poeient.

Vulgarlat. e in offener Silbe ergab bekanntlich im ältesten Norm. ei. Anzunehmen, Guill. de Saint-Paier habe es nicht mehr, sondern ți oder dafür gesprochen, ist kein Grund vorhanden, reimt es doch nur mit sich und mit ei aus e + I-Element. (Die einzige Ausnahme siehe unter I, 1, c.) Damit stellt sich unser Dichter zu Wace, cf. Andresen a. a. O. p. 513. Allein dieser Annahme entsprechen nur die an erster Stelle aufgeführten Belege, nicht aber die unter 2—8 genannten. Diese erheischen eine Erklärung. Ich ziehe zunächst die unter 4 genannten in Betracht.

Da

Auf den ersten Blick möchte es erscheinen, als ob diese Formen mit einem i zum Zwecke der Hiatustilgung versehen wären. gegen sprechen die Schreibungen ie, iei ei hinter Konsonant, vgl. auch die Belege unter 2, a; für diese Annahme die grofse Konsequenz, mit der das i hinter Vokal auftritt.

Aus den Reimen lässt sich über Bestehen eines solchen hiattilgenden -i in den sub 2 u. 4 angeführten Fällen nichts erweisen: der Dichter konnte poieit und poeit im Reime mit destreit z. B. gleich gut gebrauchen. Damit bliebe aber 3 unerklärt. Zudem haben wir oben unter I, 2 (p. 125) ähnliche Einschiebung eines i gesehen, wo es nur durch einen Schreiber konnte geschehen sein.

Als weiterer Grund mag dienen, dafs derartige Schreibungen wie 2, 3, 4 der Hs. B unbekannt sind, soviel ich aus den mir zu

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1 Wenn wir dieses ei e im Reime fänden zu urspr. ai z. B., wie dies in der That im Livre des man. (s. o. p. 132, Anm.) eintritt, so dürften wir annehmen, ei laute nicht mehr mit e, sondern mit e. (Es wäre somit die Mittelstufe im Livre des man. erreicht, die wir zwischen Benoit [e] und den Normannen Guill. de Saint-Paier und Wace [e] postulieren dürften. Aber der einzige Reim vermag diesen Schlufs noch nicht zu sichern.) Archiv f. n. Sprachen. LXXVI.

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gänglichen Stellen ersehen kann. Es wird also eine andere Erklärung für 2-4 gesucht werden müssen; darüber s. u.

Dafs der Kopist für altes ei schon e sprach, geht aus 5 hervor. Dafs die Zahl der Belege hierfür nicht gröfser ist, darf in der Abschrift eines so alten Denkmals nicht auffallen; anders gestaltet sich dies in jüngeren Texten, so in der Vie des Th. Helie. Hier ist z. B. das Imperfekt der II. Konj. alt eie eit eient nur zweimal noch mit ei bezeichnet, sonst mit e:

tenet 119. feset teset 124. venet: reprenet 236. feset :

aret savet 90. 108. maintenet estet restet 147. retenet rerenet 180. pleset 244. arenet prenet 391. pleset: esset (?) 425, prenet avenet ·593. feset pleset 691. soulet : voulet 695. guilaret (?) : savet 703, so noch 819. 833. 837. 921. saret avet 943. ei in saveit 743 und sesteit (?) 755. Ausserhalb des Reimes findet sich dieses e 46 mal in der Imperfekt-Endung II. Konj.

=

Auch das Imperf. der I. Konj. weist Endung -et auf, vgl. priset 158. alet 198( falet failleit). grevet 415 (: bevet). detournet 609. gardet regardet 787. 923. aviset 265 (: diset). Mit diesen letzten Formen ist unser donnet donabat 2172 zu vergleichen (vgl. oben p. 135, Anm.).

Der Übertritt der Endung des Imperf. Ind. I. Konj. zu der der zweiten scheint also hier schon vollzogen zu sein, sicherlich ist er es heute im Patois de la Hague nach Joret, Soc. d. ling. V, 63.

-

Kommen wir auf unsere altem i zurück. Wo sonst (aufserhalb des Imperf. der II. Konj.) zu Grunde liegt, erscheint in der Vie des Thomas Helie ei nicht selten: peivre: abeivre 364. cherveise 417. saveir: aveir 683. Aufserhalb des Reimes: deit 92. 267. aveir 618. crey 744. veir (= vidẹre) 782, saveir 970. segrei 936. Doch auch hier ist e häufiger: aver 51. 267. ver (verum) 162. Interessant ist franchies 105 (vgl. unser 2) neben francheis 347. Die Reime geben keinen Anhalt zur Bestimmung des ei. Die spätere Entwickelung weist auf den offenen Laut. Ein bestimmtes Zeugnis gewährt uns dafür 1) Beza de Francicæ linguæ recta pronuntiatione, Genf 1584, ed. Tobler p. 53. Zu oi (vulgärlat. e) wird bemerkt: Hujus autem diphthongi pinguiorem et latiorem sonum nonnulli vitantes, expungunt o et solam diphthongum ai, id est e apertum, retinuerunt ut Normanni qui pro foi (fidem) scribunt et pronunciant fai (also phonet. fę). 2) Die moderne Mundart

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der Hague, die für altes ei nur in dem Falle e kennt, wo ursprünglich darauf folgende Konson. verstummte und e in den Auslaut trat; die gewöhnliche Form ist, selten ei (s. Fleury a. a. O. 296). Aber e konnte in der Zeit der Hs. des Rom. du M. St.-M. immerhin noch ẹ (für ẹi) sein, ę daraus später sich entwickelt haben. Auch in Texten anderer Gegenden bedeutet e sowohl als e. Allein die Schreibung ai für ei (s. 6) spricht für g.

Man wird also e für älteres ei als offenen Laut annehmen dürfen auch im 13. und 14. Jahrh., d. h. in unseren Hss. Auch die Schreiber des Waceschen Roman de Rou stellen ai, ei, e einander gleich (s. Andresen p. 513), mithin ist auch bei ihnen altes ei zu e (wohl e) geworden. Zu 6, provaire, ist nach diesen Ausführungen nichts mehr zu bemerken.

Wir kommen zur Besprechung von 2 a u. b, 3 u. 4 an letzter Stelle, weil diese Fälle eine eingehendere Würdigung verdienen und die Erklärung von 5 voraussetzen, wie sie eben gegeben wurde.

Meines Wissens ist bis jetzt eine Erklärung dieser eigentümlichen Schreibungen nicht gegeben worden. Auf der Willkür von Abschreibern können sie nicht beruhen, da sie in mehreren normannischen Texten sich wiederfinden, bei denen an gegenseitige Beeinflussung nicht zu denken ist.

Wir haben gesehen, dafs in der westl. Normandie an die Stelle eines alten ei im 13. Jahrh. & getreten war. Aber warum setzten die Schreiber, wenn sie ihre Vorlage ändern wollten, für älteres reeir (videre) nicht einfach veer, sondern veier? Warum vollends voier? Für veeit (videbat) nicht veet, sondern veiet, voiet? Für chaier (cadere) ein chaier oder gar choier? Thomas Helie hat, wie oben gezeigt, in der That e und doch auch eine Form chaier 734. Da es mir scheint, ein voier neben veier videre, wenn auch nicht in ein und demselben, so doch in normann. Texten, müssten zueinander in einem gewissen Verhältnis stehen, so habe ich die Untersuchung auch über ersteres ausgedehnt und dabei Urkunden und Texte aus dem Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrh. verglichen.

1) Belege aus amtlichen Schriftstücken der Normandie, publ. von Delisle in den Mém. de la soc. des antiquaires de Normandie XVI, p. 131 ff. oi für altnorm. ei ist hier ganz gewöhnlich, das einheimische ei findet sich aber doch meist daneben; es ist aber wichtig, das Auftreten des ersteren zu verfolgen, ich führe somit die Belege mit an:

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