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stellung selbst aber, welche von einem geschichtlichen Ueberblicke der Organisation des preußischen Heeres seit Friedrich 2 bis zum Jahre 1807 ausgeht, und die neue -zunächst unter Scharnhorsts Mitwirkung durchgeführte Gestaltung bis in ihre, in der neuesten Zeit erfolgte, Fort- und Durchbildung nach allen einzelnen Theilen ausführt, ist bereits in öffentlichen Blåttern als treu und der Wahrheit gemäß anerkannt worden, wofür schon der ruhige Ton der ganzen Darstellung spricht. Ref. kann daher diese Schrift Jedem empfehlen, der eine Uebersicht der gegenwärtigen preußischen Militairorganisation in einem kurzen Umrisse sich zu verschaffen wünscht. Nicht blos in mi litairischer, sondern in politischer Hinsicht überhaupt, gilt, was der Verf. (S. 12) über die nöthig gewordene Veränderung des preußischen Militairwesens unter Friedrich 2 bemerkt. „Es ist gefährlich, auf Einrichtungen, die zu einer gewissen Zeit glückliche Resultate herbeigeführt haben, sich in dem Vertrauen zu verlassen, daß sie das Gleiche auch in der Zukunft thun werden, und das, was außerhalb des eigenen Vaterlandes geleistet wird, zu verachten. Preußen ward im Jahre 1806 nur besiegt, weil es zu stark auf die Kraft der Institutionen des siebenjährigen Krieges rechnete; es erhob sich wieder, als es neue, den Zeitbedürfnissen angeeignete, ins Leben zu rufen wußte.“

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Gilt dies nicht auch von allen staatsbürgerlichen Institutionen, die in manchen Staaten noch die Farbe der Zeit des siebenjährigen Krieges tragen? Kann man erwarten, daß sie noch jezt in den veränderten materiellen und geistigen Intereffen der Völker den Stüßpunct fin dela, der ihnen vor 80 Jahren zur Unterlage diente ?

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Von besonderem Interesse ist, was der Verf. über die Landwehr sagt. Allein der Verf. hat blos die Lichtund nicht zugleich auch die Schattenseite derselben hervorgehoben. Ref. kann hier nicht tiefer in diesen Gegenstand eingehen; allein zum eigentlichen Waffendienste gehört,

nach seiner Ansicht, nur das stehende Heer. Die Landwehr wird allerdings, als Reserve betrachtet, von politischer Wichtigkeit zum Dienste im Innern, wenn das ganze ste= hende Heer in einen auswärtigen Krieg ziehet; allein in Fållen, wie sie im Jahre 1813 eintraten, wo der Krieg national wird, können die Regierungen auf die Theils nahme und Begeisterung der ganzen Nation rechnen, welche zu Ergebnissen führt, die durch keine --noch so gut eingeübte Landwehr allein erreicht werden können.

Historisch politische Zeitschrift; herausgegeben von Leopold Ranke. Jahrgang 1832. Septbr. bis Decbr. Hamburg, 1832, Fr. Perthes. Von S. 569–824. gr. 8.

Des Beginnens dieser gehaltvollen Zeitschrift ward be= reits in den Jahrbüchern" gedacht, und der allgemeine politische Charakter derselben in einer kurzen Andeutung bezeichnet. Daß fie diesem Charakter dem Systeme einer gemäßigten Stabilität - gleich blieb, bedarf kaum der Erinnerung; dafür sprechen auch die geschichtlich - politischen Aufsäße in dem vorliegenden Hefte.

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Allein dieses Heft wird mit einer Abhandlung des ehrwürdigen Savigny über das Wesen und den Werth der teutschen Universitåten" eröffnet, welche die weiteste Verbreitung und die allgemeinste Beherzigung von allen denen in Anspruch nimmt, welchen in dem Augenblicke der Gegenwart ein Wort der Entscheidung über die teutschen Universitäten zusteht, so wie auch von denen, welchen die Lust anwandelt, ohne nåhere Kenntniß der Sache über die Universitåten keck abzusprechen. Daß übrigens der hochverdiente Verf. Worte der Gediegenheit und der Måßigung spricht, bedarf wohl bei dem Namen Savigny nicht erst versichert zu werden.

Allerdings stammen die Universitäten aus den Zeiten des Mittelalters, und dies ist keine Empfehlung derselben bei denen, welche die Zertrümmerung aller aus dem Mittel

alter stammenden Institute und Formen verlangen. Ref. läßt es hier auf sich beruhen, was überhaupt von den mit telalterischen Formen in Hinsicht auf Bürgerthum, Kirche und Wissenschaft veraltet, oder beizubehalten sey; er erlaubt sich nur ein Wort über die Universitäten.

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Thatsachlich und über jeden Angriff erhaben liegen zwei Ergebnisse vor. Erstens, daß unter allen mittelalterischen Instituten und Formen die Universitåten deshalb am wenigsten veraltet sind, weil sie, nach ihrer Grundverfassung und nach ihrer großartigen Bestimmung, das Princip ihrer Verjüngung in sich selbst trugen, und diè sem Principe, wenigstens im Teutschlande bis auf die neuesten Zeiten folgten; zweitens, daß im ganzen unermeßlichen Gebiete der Weltgeschichte durchaus keine Institute für die geistige Fortbildung, und zwar in dem weis testen und allgemeinsten Umfange, gefunden werden, welche man in Vergleichung mit den Universitåten, oder an deren Stelle sehen könnte. Denn haben wohl die neu begründeten sogenannten Specialschulen für einzelne Theile und Kreise der Wissenschaften, oder hat selbst die Ausführung des Riesengedankens der kaiserlichen Universitåt in Frankreich den Werth und Einfluß der teutschen Universitäten aufzuwiegen vermocht? Sind nicht bis jeßt diese Universitåten die eigentlichen Lichtpuncte in der Mitte der teutschen Staaten ge= wesen, und sind nicht, mehr oder weniger, alle ausgezeichnete Staatsmänner und Beamte, alle gefeierte Namen in dem unermeßlichen Reiche der Literatur, Zöglinge dieser Anstalten gewesen, deren fortdauernder Wirksamteit auf ihre amtlichen Verhältnisse sie nie sich ganz entschlagen konnten ? Und was gedenkt man, als Surrogat, an die Stelle der Universitäten zu sehen, das nur einigermaßen für Staat und Wissenschaft ihren Verlust auszugleichen vermöchte?

Das Wort des Verfs. ist daher ein Wort zur rechten Zeit. Er geht von den Widersachern der Universitåten aus, an welchen es, vorzüglich in den lezten Jah

ren, keinesweges fehlte. Die mildesten unter denselben meinten, die Universitåten ÿten sich überlebt, und die stets fortgehende Entwickelung unsers Bücherwesens mache sie mehr und mehr entbehrlich; Andere finden, sie bedenklich für die Ruhe der Staaten, oder für das Wohl und die Sitten der Jugend. Jene und diese wünschen, wenn auch nicht die Auflösung der Universitåten, doch eine solche Umbildung, welche einer Auflösung fast gleich gelten möchte. Vielleicht kann

eine Untersuchung über das eigentliche Wesen dieser Anstal ten dazu beitragen, die streitenden Meinungen zu versöhnen, wenn es gelingt, zu zeigen, daß was die Freunde daran lieben, auch von den wohlgesinnten Widersachern gebilligt wird, und daß, was diese bekämpfen, dem Wesen der Universitäten fremd, ja feindlich entgegengesett ist."

Ref. hat die Ueberzeugung, daß dem Verf. dieser Versöhnungsversuch bei allen, Wohlgesinnten" gelungen ist, wenn er gleich in einzelnen Puncten, die aber nicht zu dem Wesentlichen gehören, von dem Verf. abweicht. Er hält es daher für Pflicht, diese Abhandlung Savigny's der allges meinsten Beherzigung zu empfehlen, und er freut sich, daß der Verleger durch den besondern Abdruck derselben auch für die sorgte, welche die Zeitschrift von Ranke sich nicht selbst anschaffen.

Sehr treffend bezeichnet der Verf. den Unterschied zwischen dem Schriftsteller und dem Universitätsleh rer, so oft auch, zum Glanze der Hochschulen und zum unermeßlichen Gewinne der Wissenschaften selbst, beide seit Jahrhunderten in Einer Person vereinigt waren. Denn allerdings spricht der Schriftsteller zu einem allgemeinen und unbes stimmten Kreise von Lesern, der Universitätslehrer zu einem besondern und bestimmten. Wenn daher der erste generalisirt; so muß der zweite individualisiren. Dieser soll aber, nach der Ansicht des Verfs., weder zunächst die Höchstgebildeten unter seinen Zuhörern, noch die eigentlichen schwachen Brüder, sondern die Mittelclasse im Auge behalten, und'

feine Vorträge unmittelbar auf diese berechnen. ,,Diefen Schülern soll die Wissenschaft, so weit sie gegenwärtig ents wickelt ist, in dem Lehrer gleichsam personificirt erscheinen. Er soll das, was in langer Zeit und sehr allmählig entstans den ist, so lebendig in sich aufgenommen haben, daß ein ähnlicher Eindruck entstehe, als wäre die Wissenschaft jetzt und mit einemmale in seinem Geiste erzeugt worden. Indem nun so der Lehrer die Genesis des wissenschaftlichen Denkens unmittelbar zur Anschauung bringt, wird in dem Schüler die verwandte geistige Kraft geweckt und zur Reproduction gereizt; er wird nicht blos lernen und aufnehmen, sondern lebendig nachbilden, was ihm im lebendigen Werden zur Anschauung gebracht ward.“ Ein eben so treffendes Ur theil fållt der Verf. über die akademischen Lehrer,,,welche Lehrer und Schriftsteller zugleich sind." „In dem Lehrer, welcher zugleich selbst an der Fortbildung der Wissenschaft thätigen Antheil nimmt, wird sich am füglichsten die Lebendigkeit des wissenschaftlichen Denkens finden, wodurch allein das Lehrgeschäft gelingen kann; und auf der andern Seite wird die Empfänglichkeit des Schülers für die lebendige Aufnahme des Unterrichts durch den gegründeten Ruf erhöht werden, welchen der Lehrer auch als Schriftsteller genießt. So wird die allgemeine Superioritåt, die jedes Lehrerverhältniß von Natur begleitet, durch die individuelle Achtung vor dem Lehrer veredelt, und diese höhere Autoritåt wird dem Erfolge des Lehrgeschäftes förderlich.“

Ganz stimmt Ref. mit dem Verf. über die Lehrfreis heit überein. Durch sie kommt Ehre in das Lehrerverhält niß, und Wetteifer; und durch sie wird jeder Verbesserung der Wissenschaft in Form oder Inhalt der unmittelbare Einfluß auf den Unterricht der Universitäten gesichert. Der Gegensay dieser Freiheit ist in verschiedenen Abstufungen denkbar, und in manchen Ländern wirk lich zu finden.". Man lese bei dem Verf. selbst nach, welche besondere Gründe bei den Universitåten noch hinzu

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