Page images
PDF
EPUB

Faßt man daneben das nahe Verhältniß ins Auge, in wels chem die Studirenden zu ihren Lehrern stehen; so möchte es selbst von Nugen seyn, daß beide unter ein und demselben Gerichte stehen. Gewiß wird dadurch das Vertrauen der Studirenden zu den akademischen Behörden erhöht." - Doch verlangt der Verf., daß die akademischen Behörden in einer fortlaufenden Verbindung mit der für die Stadt angeordneten Polizeidirection stehen, und sich die erforderlichen wechselseitigen Mittheilungen machen.

Gern entlehnt Ref. die zweite Stelle aus dem zehnten Abschnitte des Anhanges, wo der Verf. die Verdienste des erleuchteten Hannoverschen Ministeriums um die Universität Göttingen schildert.,,Keine Universitåt in Teutschland hat sich wohl einer größern Humanitåt der ihr vorgesetzten Behörden zu erfreuen, als Göttingen. Nicht nur, daß das Universitåtscuratorium, welches ausschließlich mit Universitåtsangelegenheiten sich beschäftigt, und das Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten alle Anträge und Vorschläge zu neuen Einrichtungen und Verbesserungen der bestehenden mit größter Willfährigkeit aufnehmen und, so oft es irgend thunlich, berücksichtigen; sondern sie hören auch in allen betreffenden Fållen, vor Erlaffung neuer Bestimmungen, die betreffenden Behörden mit ihren gutachtlichen Ansichten. Mit welcher Liberalität, selbst unter drückenden Zeitverhältnissen, für den Flor und das Gedeihen der Universitåt unablåssig gesorgt wird; das kann Niemand verkennen, der sein Auge dem Guten nicht verschließen will.” Es ist nicht Schmeichelei, sondern die Stimme der Wahrheit, welche auf diese Weise, von Göttingen selbst aus, über die Humanitåt und Liberalität der Hannoverschen Regierung durch ganz Teutschland wiederschallt. Unter solcher Leitung kann Die Universität von ihrer erreichten Höhe nicht herabsinken!

Noch gedenkt Ref. des treffenden Wortes, das (S. 153)

über die erst neuerlich besprochene Verlegung der Universitåten aus kleinern Orten in Residenzstådte sich findet. Haben wohl die Vertheidiger dieses Planes die vielen Schattenseiten desselben eben so gründlich, erwogen, als die wenigen Lichtseiten? Doch würde es hier zu weit führen, die vielen unverkennbaren Vorzüge der Mittelstädte zu Universitåtsorten im Einzelnen hervorzuheben.

Aus allem diesem erhellt, wie zeitgemäß die vorliegende Schrift ins Publicum eintritt, um manches einseitige Urtheil der Gegner der Universitåten in neuerer Zeit zu berichtigen und zu beseitigen.

Friedrich der Große. Eine Lebensgeschichte von J. D.
E. Preuß. Zweiter Band. Mit einem Urkunden-
buche. Berlin, 1833, Nauck. 467 S. gr. 8.
Dazu gehört:

Urkundenbuch zu der Lebensgeschichte Friedrichs des Großen von J. D. E. Preuß. Zweiter Theil. 241 S. gr. 8. Ref. berichtete (Jahrbücher, 1833, Bd. 1. S. 368373) ausführlich über den literårischen Charakter und die Bestimmung dieses ausgezeichneten Werkes, nachdem er Einleitungsweise seine individuelle Ansicht über den Gesichtspunct ausgesprochen hatte, aus welchem, nach seinem Ermessen, die Regierungsgeschichte Friedrichs 2 für unsere Zeit bearbeitet werden solle und müsse.

Der vorliegende zweite Band umschließt blos die Zeit des siebenjährigen Krieges, und enthält, wie der Verf. in der Vorrede bemerkt, keine Geschichte des siebenjährigen Krieges, sondern nur des großen Königs Leben in demselben, d. h. eine reine Fortsetzung des begonnenen Werkes.

Der Verf. erklärt sich, in Hinsicht der Eröffnung dieses Krieges, dafür, daß Friedrich, seinen Feinden zuvorzukommen, gedrungen war, denselben zu beginnen, und erwähnt (S. 4) die Sage, daß der Großfürst Peter von Rußland, welcher allerdings Friedrichs begeisterter Verehrer war, ihm selbst die

Nachricht mitgetheilt habe, daß die Höfe von St. Petersburg und Wien ihn gemeinschaftlich anzugreifen beschlossen hätten. Ref. läßt es auf sich beruhen, ob wirklich der Chronfolger eines Reiches, selbst wenn er den zu beginnenden Krieg mißbilligte, einen solchen politischen Schritt sich erlauben sollte; er hat vielmehr immer die Meinung Herzbergs in dessen historischer Nachricht von den lezten Lebensjahren Friedrichs 2" für die richtige gehalten, daß die Plane Rußlands und Destreichs gegen Friedrich nur even tuell waren, und die Bedingung voraussetzten, wofern der König Gelegenheit zum Kriege geben würde." Diese Ansicht stimmt denn auch völlig mit den Bestimmungen des schon am 22. Mai 1746 zwischen Rußland und Oestreich abgeschlossenen Defensivbündnisses (de Martens recueil, supplem. T. I. p. 272) überein. Doch will Ref. deshalb die von dem Verf. (S. 12) angegebenen drei Perioden von Herzbergs öffentlicher Wirksamkeit, und die davon abhängige Farbe seiner politischen Schriften, nicht in Abrede stellen. Allein in unserer Zeit, wo die Ereignisse des siebenjährigen Krieges einer bereits abgelaufenen Periode der Geschichte angehören, und Friedrichs Name bei manchen persönlichen Fehlern der Unsterblichkeit angehört, hätte doch wohl ein Wort beiläufig darüber gesagt werden können, daß Friedrich den siebenjährigen Krieg, völkerrechtswidrig, ohne Kriegserklärung mit seinem Einfalle in Sachsen eröffnete, und daß seine Einverleibung der såchsischen Unterofficiere und Gemeinen in sein Heer (16. Oct. 1756) eine, in der neuern Kriegsgeschichte unerhörte, That war.

Mit tiefer Quellenforschung und Benutzung aller ihm nur zugänglichen Materialien von welchen viele noch nicht gekannt, viele bereits bei andern Schriftstellern über diese Zeit in Vergessenheit gerathen waren (z. B. v. Traußschens militärische Briefe, S.6 ff.), und mit wahrer Vorliebe für feinen Helden und für die Ehre des preußischen Heeres und Namens, schrieb der Verf. die Geschichte dieses wichtigen Krieges. Fortan wird Keiner, welcher in der allgemeinen, oder in der teutschen Geschichte diesen Zeitabschnitt behandelt, des vorliegenden Bandes entbehren können. Verstattete es der Raum; so könnte Ref. eine bedeutende Anzahl von Stellen entlehnen, welche neue Ansichten und Aufschlüsse über mehrere, zum Theile einflußreiche, Begebenheiten aus diesen 7 Jahren enthalten. Mit Recht steht überall Friedrich

--

im Vordergrunde der Begebenheiten; er war entschieden der hervorragendste politische Charakter in dieser Zeit, und der Hubertsburger Friede entschied über Preußens glorreiche Zukunft. Doch darf freilich nicht vergessen werden, daß gleichzeitig auf keinem europäischen Throne ein Regent saß, welcher mit Friedrich, nach geistiger Kraft, hätte verglichen werden können, und daß namentlich die damalige Erbårmlichkeit Frankreichs sehr günstig für ihn war.

Nur eine Bemerkung erlaubt sich noch der Ref. Sie betrifft (S. 394) den vom Verf. angenommenen Unterschied zwischen der großen und der kleinen Moral." Ref. hält diesen Unterschied für gefährlich. Es giebt für die Könige kein anderes Sittengesetz und keine andere Moral, als für die Völker. Allein der Verf. meinte wahrscheinlich auch nur, daß die Politik sehr oft thatsächlich von den Grunds sågen der Moral sich entferne, und das muß ihm zugestanden werden. Doch bei diesem lehten Sahe stehen wir nicht mehr auf dem Boden der Moral, sondern auf dem Gebiete der Geschichte, die freilich unzählige Thatsachen erzählt und erzählen muß, die nicht nach dem kategorischen Imperative gemessen werden können. Allerdings kann der Geschichtsschreiber der Darstellung solcher Thatsachen sich nicht entziehen; allein, nach der Ansicht des Ref., muß er sie ohne Zurückführung auf die Moral blos aus dem politischen Gesichtspuncte schildern. Denn zwischen der großen und kleinen Moral zu unterscheiden, dürfte eben so lockend, als gefährlich seyn. Wåre nicht der Verf. ein Mann, der von Tausenden gelesen und mit Beifall gelesen werden wird; so würde Ref. diese Ausstellung sich nicht erlaubt haben. Es ist aber bedenklich, im Glanze großer Charaktere den Höfen und den höchsten Stånden im Staate eine andere Moral zuzuweisen, als dem Volke.

-

Mit Verlangen sieht Ref. dem dritten und vierten Theile entgegen. Führet der Verf., wie zu erwarten steht, sein Werk auf dieselbe Weise fort bis zum 17. Aug. 1786; so ist die teutsche, und namentlich die preußische Literatur um ein treffliches Werk reicher geworden.

Ueber die Umwandelung der Pfarreinkünfte

aus liegenden Gründen.

Von dem geheimen Hofrathe und Profeffor Rau zu Heidelberg.

Der Verfasser dieser Abhandlung hat eine äußere Aufførderung erhalten, den in der Ueberschrift genannten Gegen= stand, in Bezug auf die Sicherheit des Einkommens der Geistlichen, zu untersuchen. Die Vortheile, welche eine Umwandelung der Pfarreinkünfte in Geldbesoldungen für den Wirkungskreis, die Würde der Geistlichen und das Vertrauen zu ihnen haben würde, waren schon als anerkannt voraus» gesezt worden; sie sind daher nicht so wenig zur Sprache gebracht worden, als der rechtliche Punct, der die Bus låssigkeit einer solchen Veränderung und die Art ihrer Ausführung betrifft, und als die politische Seite der Sache, nämlich die Ueberlegung, ob die kirchlichen Interessen durch ein solches Verhältniß etwa gefährdet werden könnten. Die nachfolgende Erörterung hält sich folglich lediglich in den Grens zen einer nationalökonomischen Untersuchung,

Werden die Dienstgründe der Geistlichen veräußert, und die Kaufschillinge verzinslich angelegt; so tritt an die Stelle des Bodenertrages ein Geldeinkommen. Es entsteht nun die Frage: ob ein solches für die Empfänger, und zwar auf lange Zeiten hinaus, die Vortheile einer veränderlichen Bodenrente zu gewähren im Stande sey. Dieser Umstand kommt Jahrb. 6r Jahrg. X. 19

« PreviousContinue »