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ferner V. 307 f. mit Catull 137 f., V. 373 f. mit Cat. 149 f., V. 532 magnoque irarum fluctuat aestu mit Cat. 62 et magnis curarum fluctuat undis, V. 657 f. si litora tantum numquam Dardaniae tetigissent nostra carinae mit Cat. 171 f. Iuppiter omnipotens, utinam ne tempore primo Gnosia Cecropiae tetigisset litora puppis, V. 534 ff. mit Cat. 177-183, die Verwünschungen des Aeneas bei Vergil mit Cat. 188-191 und besonders Aen. 610 mit Cat. 192 ff., Aen. IV 1 gravi iamdudum saucia cura mit Cat. 250 multiplices animo volvebat saucia curas, Aen. IV 79 pendetque iterum narrantis ab ore mit Cat. 69 f. toto ex te pectore, Theseu, toto animo, tota pendebat perdita mente.

Zu diesen und ähnlichen Parallelen darf man nun wol auch die Worte nusquam tuta fides rechnen vergl. mit Cat. 143 f. nunc iam nullo viro iuranti femina credat, nulla viris speret sermones esse fideles.

Aen. IV 376 ff.

heu furiis incensa feror! nunc augur Apollo,
nunc Lyciae sortes, nunc et love missus ab ipso
interpres divom fert horrida iussa per auras.

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nunc

nunc

Bezüglich des mit Hohn wiederholten nunc darf auch nicht unberücksichtigt bleiben, dass dieser Hohn um so bitterer ist, da Aeneas ebenfalls sagte 345 f. sed nunc Italiam magnam Gryneus Apollo, Italiam Lyciae iussere capessere sortes und 356 nunc etiam interpres divom Iove missus ab ipso. Dido greift besonders jenes nunc des Aeneas auf, das ihr ja die beste Handhabe zu einer höhnisch ungläubigen Abfertigung der Gründe des Aeneas bot, als ob sie sagen wollte: „Ja sehr richtig hast du gesagt nunc; denn erst jetzt, wo du mich verlassen willst, muss Apollo, muss Jupiter es sein, dem du nicht widerstehen darfst ; früher aber hast du nichts davon gesagt." Schon Servius hat auf dies Aufgreifen des nunc gebührend Rücksicht genommen.

Aen. IV 380 f.

neque te teneo neque dicta refello;

i, sequere Italiam; ventis pete regna per undas.

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Servius: Sane multi Italiam distinguunt, ut sequatur: ventis pete regna per undas." Diese Interpunction wird von manchen neueren Herausgebern der früher allgemein üblichen sequere Italiam ventis, pete regna per undas vorgezogen, aber mit Unrecht. Man könnte wol darauf sich berufen, dass sequere Italiam ohne den Zusatz ventis den Worten des Aeneas 361 Italiam non sponte sequor besser entspricht; aber obzwar man natürlich die Beziehung der Worte der Dido 381 auf die Worte des Aeneas 361 zugeben muss, so ist dies doch für die Entscheidung der Frage, ob ventis mit sequere oder mit pete zu verbinden ist, unerheblich, und zwar aus dem Grunde, weil in der Rede des Aeneas der Zusatz ventis füglich nicht anwendbar war, was aber für die Dido durchaus kein Hinderniss zu sein brauchte, sequere mit der Amplification ventis zu verbinden.

Die vorliegende Frage kann man mit Sicherheit beantworten, wenn man auf das Gesetz der Symmetrie Rücksicht nimmt. Wie ich schon in meinen Vergilstudien und jetzt auch in diesem Buche an zahlreichen Beispielen nachgewiesen habe, ist dies Gesetz der symmetrischen Anordnung für die Poesie Vergil's von durchgreifeder Wichtigkeit und von einer unermesslichen, bisher nicht gehörig gewürdigten Tragweite. Mit Rücksicht darauf muss gelesen werden

sequere Italiam ventis;

pete regna per undas.

Dido setzt von ihrem Standpunkte aus zu sequere Italiam (= 361 Italiam sequor) die bezeichnende Amplification ventis, gerade so wie sie zu pete regna die ähnliche ebenfalls auf das Gefahrvolle des Unternehmens hinweisende Amplification per undas hinzufügt, während in den entsprechenden Worten des Aeneas V. 350 et nos fas extera quaerere regna dieser Zusatz nicht vorkommt.

Wenn man genauer zusieht, so wird man auch finden, dass die Verbindung des Ausdrucks pete regna mit den zwei Bestimmungen ventis und per undas ohne Vermittlung einer Conjunction lästig und nicht gefällig wäre. Man darf sich nicht berufen auf

V. 310 mediis properas aquilonibus ire per altum, da hier natürlich ire per altum eng zu verbinden ist und den einheitlichen Begriff navigare bietet.

Aen. IV 382 ff.

spero equidem mediis, si quid pia numina possunt,
supplicia hausurum scopulis et nomine Dido
saepe vocaturum. sequar atris ignibus absens

et, cum frigida mors anima seduxerit artus,
omnibus umbra locis adero.

Für die Worte sequar atris ignibus absens finden sich bei Servius drei Erklärungen, nämlich

1. Alii furiarum facibus dicunt

2. Alii sociorum facibus dicunt, ut paulo post (näml. 594): Ferte citi flammas.

3. Melius tamen est, ut secundum Urbanum accipiamus Atris ignibus rogalibus, qui visi tempestatem significant, ut Aeneae, sicut in quinto (näml. V. 7) legimus, contigit. Hoc ergo nunc quod factura est, dicit, i. e. occidam me, et rogalibus te persequar flammis.

Ernstlich kommt offenbar nur die erste und dritte Erklärung in Betracht; denn die zweite stellt sich natürlich mit Rücksicht auf den Gedankenzusammenhang als absolut unmöglich dar. Was nun die beiden möglichen Erklärungen betrifft, so gilt es hier, sich für die eine oder die andere zu entscheiden; der Versuch, durch Annahme eines Doppelsinnes beide Erklärungen zu vereinigen, ist nicht zulässig.*)

Zu Gunsten der Auffassung, welcher im Alterthum ein trefflicher Vergilerklärer, Urbanus, folgte und welche auch Servius als die richtige anerkannte, lässt sich manches anführen; **) namentlich scheinen für diese Erklärung zu sprechen die Stellen IV 661

*) Diesen Versuch machte Thiel: „atris ignibus durfte und sollte Aeneas fassen von den den verfolgenden Furien eigenthümlichen Fackeln Dido aber deutet auf ihren Flammentod."

**) Atri ignes stünde bei dieser Erklärung von dem Feuer des Scheiterhaufens, wie an der Horazischen Stelle, welche schon Servius anführt, Carm. IV 12 26 nigrorumque memor dum licet ignium.

hauriat hunc oculis ignem crudelis ab alto

Dardanus et nostrae secum ferat omina mortis

und V 3 moenia respiciens, quae iam infelicis Elissae

conlucent flammis. quae tantum accenderit ignem
caussa, latet; duri magno sed amore dolores

polluto notumque, furens quid femina possit,

triste per augurium Teucrorum pectora ducunt.

Aber andererseits sprechen gewichtige Gründe gegen diese Erklärung und zu Gunsten der von Servius an erster Stelle erwähnten. In treffender Weise bemerkte Wunderlich: „Imagine demta sensus est: tum mala te conscientia torquebit. Quam sententiam more antiquitatis enuntiavit, quae a laesis illos, qui iniuriam attulerunt, vexari finxit. Illam vero notionem vexari ornavit metaphora a furiis petita, quae persequentes, ultrices, facibus armantur."

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Gegen die von Urbanus und Servius angenommene Erklärung spricht ganz besonders der Umstand, dass die von Vergil gewählte Ausdrucksweise in diesem Falle unklar und auch incorrect wäre. Man soll hiebei daran denken, dass aus den lodernden Flammen dem Aeneas das Bild der Dido aufsteigen wird, auch wenn sie ferne ist" (dies sind Kappes' Worte): aber atris ignibus ist ja doch kein Ablativ des Woher? sondern ein schlichter Ablativ instrumenti, der das Feuer bezeichnet, mit welchem Dido dem Aeneas folgen und ihn verfolgen wird; somit ist an die Vergleichung mit einer Furie zu denken. Für diese Auffassung spricht auch der Parallelismus mit dem folgenden omnibus umbra locis. adero. Lebend und todt werde ich dich wie eine Furie verfolgen, wird mein Bild dir vor der Seele stehen" (Ladewig). So lange Dido lebt,*) wird ihr Bild den Aeneas wie eine Furie verfolgen; und auch ihr Tod soll ihm keine Erlösung bringen; auch nach dem Tode wird ihr Schatten ihn nie verlassen.

*) Als Dido diese Worte sprach, dachte sie noch nicht daran, sich zu tödten vgl. 451; am wenigsten aber dachte sie an einen so baldigen Tod. Vers 308 nec moritura tenet crudeli funere Dido darf man nicht auf einen beabsichtigten Selbstmord beziehen, sondern damit ist vielmehr ein von den Feinden drohender Tod gemeint; vgl. 323 cui me moribundam deseris, hospes?

Wollte man atris ignibus auf das Feuer des Scheiterhaufens beziehen, so müsste man annehmen, dass Dido schon jetzt die feste Absicht, sich zu tödten, hatte und dass hiemit das im V. 661 f. und V 3 ff. gesagte im voraus angedeutet wäre. Aber diesen festen Entschluss fasst sie erst 451 (vgl. 475). Und wenn man auch bereits im V. 384 diesen Entschluss voraussetzen wollte, so wäre das sequi atris ignibus (d..i. ignibus rogi) nur auf eine gewisse Entfernung von Karthago beschränkt; bei weiterer Entfernung *) konnte Aeneas das Feuer des Scheiterhaufens nicht sehen, und es wäre also in diesem Falle die Drohung sequar gegenstandslos gewesen.

Als Parallelstelle für die Vergleichung mit einer Furie hat schon Heyne Suet. Ner. 34 angeführt; andere Erklärer führen sehr passend auch Hor. Epod. V 91-96 an. Dass Vergil Apoll. Rhod. IV 385 f. ἐκ δέ σε πάτρης αὐτίκ ̓ ἐμαί σ' ἐλάσειαν Ἐρινύες vor Augen hatte, wie ebenfalls Heyne vermuthete, ist nicht unwahrscheinlich. Dagegen lässt sich aus der Nachahmung Ovid's Her. VII 69 f.

coniugis ante oculos deceptae stabit imago
tristis et effusis sanguinolenta comis

weder pro noch contra ein Argument entnehmen; denn diese Worte sind eine Nachahmung der folgenden Drohung et cum frigida mors anima seduxerit artus, omnibus umbra locis adero (vgl. sanguinolenta und die Worte V. 68 et Phrygia Dido fraude coacta mori).

Eine passende Parallele aber bietet Aen. IV 471 aut Agamemnonius scaenis agitatus Orestes armatam facibus matrem et serpentibus atris cum fugit, ultricesque sedent in limine Dirae. Ferner vergleiche man den häufigen Gebrauch von 'Equus in Verbindung mit einem die Unrecht leidende Person bezeichnenden Genetiv, wie Aisch. Sept. 70 Αρά τ' Ερινὺς πατρὸς ἡ μεγασθενής. 721 πατρὸς εὐκταίαν Ἐρινύν, ebenso 887; Soph. Ο. Κol. 1299 τὴν σὴν Ἐρινύν αἰτίαν εἶναι λέγω. Vgl. auch die ähnliche Verbindung von doά mit dem Genetiv, z. B. Soph. O. T. 417 und dłάorwę, z. B.

*) Und auf eine weitere Entfernung weisen die Worte spero equidem mediis... supplicia hausurum scopulis hin.

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