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Regensburg.

No. 48.

28. December.

1848.

Inhalt: LITERATUR. Bulletins de la société royale de Belgique. (Schluss.) Fischer-Ooster, Vegetationszonen und Temperaturverhältnisse in den Alpen. GELEHRTE ANSTALTEN UND VEREINE. Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Páris. - PERSONAL-NOTIZEN. Ehrenbezeigungen, Ernennungen, Todesfälle. ANZEIGEN von E. Berger, A. Skofitz u. Hofmeister. Ver kehr der k, botan, Gesellschaft im December 1848.

Literatur.

Bulletins de l'Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Tom. XIV. Part. I. et II. Tom. XV. Part. I. Bruxelles, 1847, 1848. 8. (Schluss.)

Quetelet, über den Zustand der Vegetation zu Brüssel in den Monaten Februar und März 1848. Aus den tabellarisch mitgetheilten Thatsachen ergibt sich, dass das Erwachen der Pflanzen in diesem Jahre auf die ersten Tage des Februars gesetzt werden kann; gegen den 13. bemerkte man die ersten Spuren der Vegetation, welche um 12 Tage gegen ein mittleres Jahr voraus war und in dem letzten Zehntel des März ganz ihren normalen Zustand angenommen hatte Gegen das Jahr 1847 hatte die Vegetation einen Vorsprung von 10 Tagen, gegen 1845 sogar von 20 Tagen, während sie im Vergleich zu 1845 fast um einen Monat im Rückhalt blieb. Morren, Noliz über die Mayua dr Peruaner (Tropaeolum tuberosum), eine in Belgien cultivirbare Nahrungspflanze mit mehligen Knollen. — Die genannte Pflanze wurde zuerst von Ruiz und Pavon in der Flora peruviana Tom. III. p. 77. Tab. 314. Fig. 6. beschrieben und abgebildet. Kunth belehrte uns, dass sie in den kälteren Theilen der Anden von Popaya bis in einer Höhe von 1350 Toisen wild wächst und dort auch als Nahrungsmittel von den daselbst wohnenden Völkerschaften angebaut wird. Letztere essen die Knollen, wie wir die Kartoffel, und nennen sie Mayua. Nach Europa und beziehungsweise England kam die Pflanze im Jahre 1828, woselbst sie bis jetzt nur als Zierpflanze angebaut wurde. Der aromatische Geruch der frischen Knollen führte schon früher in FrankFlora 1848. 48.

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reich zu dem Versuch, sie wie kleine Gurken einzumachen; ihre Bestimmung scheint indessen eine weit höhere zu sein, nachdem sich sowohl der Verfasser als Hr. Du Trieu de Terdonck, ein aufgeklärter Landwirth, mit günstigem Erfolge dem Anbaue und der Benützung derselben im Grossen unterzogen haben. Letzterer erhielt auf leichtem Boden von einer Pflanze schon 12 bis 15 Knollen. Diese haben, gleich den Kartoffeln, verschiedene Formen, so dass man auch hier längliche und runde finden kann (der Verfasser stellt drei dergleichen Formen bildlich dar); sie sind immer gelb, mit scharlachfarbigen Flammen oder Streifen um jedes Auge strahlig gezeichnet, und im Innern ganz so gebaut, wie man es von einem nahrhaften Knollen zu erwarten berechtigt ist. Dieser innere Bau wird von dem Verfasser genau beschrieben und dargestellt; er kommt fast ganz mit dem der Kartoffel überein. Frisch gerieben oder angeschnitten entwickelt der Knollen einen eigenthümlichen, sehr angenehmen Wohlgeruch, der zum Genusse reizt; der Geschmack des rohen Knollens selbst ist Anfangs fettig, schmelzend, dann auf ein mal scharf pfeffer- oder ingwerartig, zuletzt im Munde eine angenehme Frische und ein gefälliges Parfüm hinterlassend. Er eignet sich daher in diesem Zustande in Scheiben geschnitten sehr gut auf den Salat zu Fleischspeisen. Mit Wasser gekocht verliert sich der pikante Geschmack und der Geruch des Knollens gleicht nun genau dem der Toncobohne; dabei erscheint der Knollen mehlig, fettig und hat den Geschmack eines guten blauen Kartoffels, oder besser, er gleicht hierin den gelben Kartoffeln der Cordilleren, welche fast wie harte Eidotter schmecken. Die Pflanze verdient daher jedenfalls ökonomische Berücksichtigung; sie wird wie die Kartoffel gebaut, im Frühling nach den Frösten angepflanzt und im October die Kuollen geerntet; die Vermehrung kann gleicher Weise durch Theilung in so viele Parthieen, als Augen oder Knospen vorhanden sind, geschehen.

Louyet, über das Verfahren von Bickes, durch vorhergegangene Präparation der Samen Ernten ohne Anwendung von Dùnger zu erhalten. Die angestellten Versuche lieferten dieselben negativen Resultate, wie sie in diesem Betreff früher schon aus Deutschland, England und Frankreich berichtet wurden.

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Spring, üher einen in dem Bauch-Luftsacke eines Regenpfeifers entwickellen Schleimpilz. Vor und unter den Nieren eines mit den Symptomen des Asthma und der Phtisis verschiedenen und 6 Stunden nach dem Tode geöffneten Regenpfeifers (Charadrius pluvialis L.) bemerkte der Verfasser eine ziemlich ansehnliche Ge

schwulst von homogenem Gewebe und gelblichweisser Farbe, die sich auf Kosten des entsprechenden Luftsacks entwickelt hatte, und in ihrem Centrum eine geschlossene Höhlung, mit ungleicher Oberfläche, darbot. An einer Wand dieser Höhlung befand sich ein Büschel eines grünlichen Schimmels, der aus Fäden zweierlei Art bestan d und als Aspergillus glaucus Fries. bestimmt warde. Ueber die Natur der Geschwulst, auf welcher dieser Schimmel entstanden war, äussert sich der Verfasser dahin, dass sie einer pathologischen Entartung des Luftsackes vor den Nieren zuzuschreiben sei, und nicht, wie diess in mehreren anderen Fällen beobachtet wurde, das Mycelium eines andern oder desselben Pilzes darstelle. Auch glaubt er, dass wenigstens in dem vorliegenden Falle der Pilz ein Product und nicht die Ursache der Krankheit, und die Geschwulst daher schon vor dem Pilze vorhanden gewesen sei.

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Morren, über eine mit Resorption und Drehung verbundene Blütheneerschmelzung (synanthie) bei Torrenia scabra. - An dem Gipfel eines Astes der genannten Pflanze hatte sich eine sehr merkwürdig anomale Blüthe, fast von der doppelten Grösse einer gewöhnlichen entwickelt. Der Kelch zeigte 6 Zähne, statt 5, einer derselben," welcher dem linken Abschnitt der Unterlippe einer normalen Blume entsprach, verwuchs mit dem benachbarten; ein anderer Zahn, welcher dem mittleren Abschnitt der Unterlippe angehörte, war an die! Blume selbst angewachsen und ging unmerklich von der am Grunde : sehr deutlich ausgesprochenen grünen Blattnatur in die petaloidische der Blume über. Letztere zeigte statt 5 Einschnitten (2 für die Ober, 3 für die Unterlippe) deren 7; hievon war ein oberer etwas ausgerändet und die andern von fast einförmiger Entwicklung. Der Schlund und die Röhre dieser Blume deuteten sichtlich auf eine von der Rechten zur Linken stattgefundene Drehung dieses Organs. Statt 4 fanden sich 6 Staubgefässe in ganz besonderer Anordnung vor. Die zwei mit den dicken Anhängseln, die im normalen Zustande die unteren sind, oder dem mittleren Abschnitt der Unterlippe angehören, nahmen den oberen Theil der Blume ein uud bogen sich abwärts, statt aufzusteigen. Sie waren wie in der wirklichen Blume dem Schlunde angeheftet und also die vorderen. Die hinteren Staubgefässe mit kleinen Anhängseln erschienen in der Zahl von 4, und entsprangen je 2 und 2 unten, statt oben. Jedes dieser 4 Staubgefässe war an seinem Grunde mit einem fleischig verdickten, aber sehr unregelmässig gestalteten Ansatz versehen; alle Staubfäden. waren gleich den Antheren gut entwickelt, letztere auch regelmäs.. sig gebildet. Ueber dem rechten Paar dieser Staubgefässe sah man

ein blaues, blumenartiges Oehrchen hervorbrechen, das augenscheinlich ein fehlgeschlagener und verkümmerter Abschnitt der Blume war. Das Pistill erschien normal gebildet. Nach dem Verfasser hat hier eine innige Verschmelzung (synanthic) von 2 Blüthen stattgefunden, wobei zugleich Resorption mehrerer Organe, dann spiralige Drehung von rechts nach links und in Folge derselben eine Verrückung der beiden Staubgefässwirtel jeder Blüthe eintrat. Die Resorption erfolgte vollständig zu Gunsten des weiblichen Organs, das unverändert blieb. F.

Vegetationszonen und Temperaturverhältnisse in den Alpen. Von C, Fischer-Ooster. Bern, 1848. 31 S. in 8.

Nachdem der Verfasser eine kritische Zusammenstellung verschiedener Vegetationszonen vorausgeschickt, geht er zu dem eigentlichen Gegenstande seiner Abhandlung, nämlich zur Theorie der absoluten Wärme über. Er sagt, dass für die Entwicklung der Vegetation nicht nur die Temperatur der Sommermonate im engeren Sinne des Wortes (Juni, Juli, August) Einfluss habe, sondern dass man dabei die Temperatur aller Tage, wenigstens aller Monate, berücksichtigen müsse, deren mittlere Temperatur höher als 0o ist. Er schlägt daher vor, nicht diese Mittelzahl in der gewöhnlichen Weise zu nehmen, sondern sie mit der Zahl aller Tage zu multipliciren, denen

sie entnommen.

,,Ist z. B. die mittlere Temperatur des Mai an einem Orte 8o, so würde man auf diese Weise 248-8.31 erhalten. Die absolute Wärme von Orten, an welchen die mittlere Temperatur aller Monate über 0° ist, erhält man dadurch, dass man die mittlere Jahrestemperatur mit 365 multiplicirt." Die so erhaltenen Grössen sind das, was der Verfasser „,absolute Wärme" nennt.

Neue Terminologien haben nicht selten das Unglück, mehr den Sprachschatz als die Wissenschaft zu bereichern; Ref. glaubt jedoch nicht, dass Fischer-Ooster's Auffassung der absoluten Wärme Aehnliches befürchten liesse, da die Temperaturverhältnisse grade in dieser Form einen sehr schönen Zusammenhang mit der Höhe zeigen.

Der Verfasser entwickelt ihn auf folgende Weise:

Er legt, um die mittlere Sommertemperatur in den Alpen herzustellen, jene Beobachtungen zu Grunde, welche am St. Gotthard angestellt wurden. Die Daten sind

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Auf diese Weise erhält er für den St. Gotthard bei 6438' absoluter Höhe und 1,050 mittlerer Jahrestemperatur 873,3° absoluter Wärme.

Für die Stationen, von welchen keine positiven Beobachtungen vorliegen, deren mittlere Temperatur jedoch bekannt ist, oder vorläufig als solche vorausgesetzt werden kann, wird die absolute Wärme dadurch berechnet, dass man für jeden Grad plus oder minus der mittleren Temperatur die Temperatur aller einzelnen Sommermonate um eben so viel vermehrt oder vermindert, und die so corrigirten monatlichen Mittel mit der entsprechenden Zahl der Tage multiplicirt. Ref. muss diesen Satz als den fundamentalen der ganzen Abhandlung besonders hervorheben, und macht zugleich aufmerksam, dass dabei implicite folgende Voraussetzungen gemacht wurden :

1) Das Verhältniss der Sommertemperatur zu der des ganzen Jahres ist überall so, wie am Gotthard.

2) Das Verhältniss der einzelnen monatlichen Mittel ist gleichfalls überall dasselbe.

Nachdem nun eine Reihe absoluter Wärmemengen für verschiedene mittlere Jahrestemperaturen gerechnet sind, stellt er sie in eine Progression zusammen und findet so, durch die v. Zach'sche Progressionstabelle der Temperaturabnahme auf die absoluten Höhen übergehend, ein sehr regelmässiges arithmetisches Gesetz, welches sich ausdrücken lässt: Die Summen der absoluten Wärmen zweier

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