Page images
PDF
EPUB

litora, multum ille et terris iactatus et alto

vi superum, saevae memorem Iunonis ob iram, multa quoque et bello passus, dum conderet urbem inferretque deos Latio, genus unde Latinum Albanique patres atque altae moenia Romae.

Musa, mihi caussas memora, quo numine laeso quidve dolens regina deum tot volvere casus insignem pietate virum, tot adire labores impulerit. tantaene animis caelestibus irae?

Urbs antiqua fuit, Tyrii tenuere coloni, Carthago, Italiam contra Tiberinaque longe ostia, dives opum studiisque asperrima belli; quam Iuno fertur terris magis omnibus unam posthabita coluisse Samo: hic illius arma,

3. ille, s. zu A. V, 457.

4. vi superum, vgl. Hom. Od. XVII, 119.

5. Mit den Worten et bello wird die vorhergehende Eintheilung et terris et alto fortgeführt und zum Abschluss gebracht. Uebrigens vgl. Hom. Od. I, 4.

8-11. Die Verfolgung eines Mannes, welcher die dem Menschen von der Natur gegebenen Gesetze mit ausgezeichneter Treue zu befolgen pflegte, konnte nur die Folge einer Opposition gegen den Willen der Gottheit (quo numine laeso) oder einer persönlichen Kränkung (quidve dolens) sein. Die folgenden Verse zeigen, dass die erste durch das Fatum bestimmt (v. 22), die zweite durch das Verhalten und die Schicksale seiner Stammgenossen herbeigeführt war (23-28).

8. quo num. laeso, nach der Vereitelung welches kundgegebenen Wunsches, vgl. d. Anh. Die Antwort auf diese Frage enthalten die Verse 17 u. 18.

10. adire imp. Die röm. Dichter fügen den Inf. als allgemeine Objectsbestimmung zu allen Verben hinzu, in denen der Begriff des Strebens liegt, und vermeiden so die Umständlichkeit eines abhängigen Nebensatzes oder die schwer

5

10

15

fälligen Formen des gerundium u. gerundivum. Dieser Gebrauch des Inf. findet sich vereinzelt schon bei den älteren Dichtern und wird im aug. Zeitalter zur Regel. So hat V. zuerst impellere mit d. Inf. verbunden, worin ihm von den Prosaikern zuerst Liv. (22, 6, 6) gefolgt ist. Auch tendere in v. 18 haben V. u. Hor. zuerst mit d. Inf. construirt.

12. Vergil nennt Carthago eine urbs antiqua nicht nach den Zuständen der erst folgenden epischen Erzählung, sondern, wie es der Ton des Nationalepos mit sich bringt, mit Rücksicht auf das später entstandene Rom.

13. 14. Ital. c. T. l. o.: gegenüber von Italien und zwar gerade von der Mündung des Tiber in weiter Ferne gelegen.

6. posth. Samo. Lactant. inst. I, 17: insulam Samum scribit Varro prius Partheniam nominatam, quod ibi Iuno adoleverit ibique etiam Iovi nupserit. itaque nobilissimum et antiquissimum templum eius est Sami. Ein anderer Hauptsitz der Juno war Argos, s. A. VII, 286. Bei Hom. II. IV, 51-52 sagt Hera: ἤτοι ἐμοὶ τρεῖς μὲν πολὺ φίλτα ταί εἰσι πόληες, Αργος τε Σπάρ τη τε καὶ εὐρυάγυια Μυκήνη. Ueber den Hiatus s. z. A. VII, 226.

hic currus fuit; hoc regnum dea gentibus esse,
si qua fata sinant, iam tum tenditque fovetque.
progeniem sed enim Troiano a sanguine duci
audierat, Tyrias olim quae verteret arces;
hinc populum late regem belloque superbum
venturum excidio Libyae: sic volvere Parcas.
id metuens veterisque memor Saturnia belli,
prima quod ad Troiam pro caris gesserat Argis
necdum etiam caussae irarum saevique dolores
exciderant animo; manet alta mente repostum
iudicium Paridis spretaeque iniuria formae
et genus invisum et rapti Ganymedis honores;
his accensa super iactatos aequore toto
Troas, reliquias Danaum atque immitis Achilli,
arcebat longe Latio, multosque per annos
errabant acti fatis maria omnia circum.
tantae molis erat Romanam condere gentem.

17. currus. Den Wagen der Juno beschreibt Hom. II. V, 720-33. 18. tenditque fovetque, erstrebt mit Eifer und sorgt mit Liebe.

19. sed enim. Vollständig: sed Carthagini metuebat, audierat

enim.

21. hinc, d. h. aus der prog. Troi. hervorgegangen. Dieser u. der folg. Vers erklären u. erweitern den Gedanken der beiden vorhergehen, den Verse dahin, dass auf andere 'Elemente hingewiesen wird, die sich mit dem troj. Stamm zu einem Volke vereinigen werden, und dass angedeutet wird, wodurch es diesem Volke gelingen werde, so Grosses auszurichten (late r. b. sup.). Was ferner vorher nur von der Stadt Carthago gesagt war, wird hier auf ihr ganzes Gebiet ausgedehnt. late regem. Horat. od. III, 17, 9: late tyrannus.

22. veteris, des alten, d. h. des früheren, vgl. A. VI, 449. VIII, 332. 24. prima, sie vor Allen, ev προμάχοις, vgl. Α. ΙΙ, 613. ΧΙΙ, 33. 27. alta mente, vgl. Hom. II. XIX, 125.

28. genus invisum. Dardanus,

[blocks in formation]
[blocks in formation]

Vix e conspectu Siculae telluris in altum vela dabant laeti et spumas salis aere ruebant, cum Iuno aeternum servans sub pectore volnus haec secum, mene incepto desistere victam nec posse Italia Teucrorum avertere regem? quippe vetor fatis. Pallasne exurere classem Argivom atque ipsos potuit submergere ponto unius ob noxam et furias Aiacis Oilei? ipsa Iovis rapidum iaculata e nubibus ignem disiecitque rates evertitque aequora ventis, illum expirantem transfixo pectore flammas ungen und Göttersprüche bestimmten Italien als Ziel ihrer Wanderungen, vgl. A. I, 382.

34-49. Vergil beginnt die Erzählung mit der Abfahrt des Aeneas von Sicilien, vgl. A. III, 707-715; die vorhergehenden Ereignisse erzählt Aeneas selbst im 2. und 3. Buche.

35. ruebant kann wegen aere nicht in dem Sinne von ruere faciebant, eruebant genommen werden, denn bei aere darf nicht an die Ruder gedacht werden, sondern an das ganze Schiff, welches mit Erz belegt wurde, besonders an den Schiffsschnabel; vielmehr bedeuten die Worte: 'und streckten mit ehernem Schnabel die schäumende Salzfluth'; spumas salis ist Bezeichnung des Schaumes, den der Schiffsschnabel bei schnellem Segeln vorn am Schiffe aufregt. Aehnlich sagt Valer. Fl. I, 687-88: volat immissis cava pinus habenis infinditque salum et spumas vomit aere tridenti; vgl. auch Hom. Od. II, 426-28. Die Metonymie, nach der mit aes das ganze Schiff bezeichnet wird, ist neu.

-

36. Bezeichnen die Worte sub p. einen Ort unterhalb der Brust? (vgl. A. I, 100. III, 431. VI, 729.)

38. It. avertere. In kl. Prosa wird avertere nur mit wiederholter Präp. construirt; die Dichter aber setzen gewöhnlich den blossen Abl., s. z. E. 5, 6.

39. Pallas zerstreute aus Zorn

[ocr errors]

35

40

über den von dem Lokrer Aiax, dem Sohne des Oileus, an der Cassandra begangenen und A. II, 403 bis 5 erzählten Frevel seine Flotte auf der Heimfahrt beim euböischen Vorgebirge Kaphareus, erschlug ihn selbst mit dem Blitze und liess sodann seinen Leichnam von den Wellen an die Klippen spiessen. Etwas anders erzählt seinen Untergang Hom. Od. IV, 499-511.

41. furias. Wer durch heftige Leidenschaften zu Frevelthaten gedrängt wird, dessen Verstand ist nach der Vorstellung der Alten nicht frei, sondern umstrickt von den Furien. Oilei ist dreisylbig zu lesen. Ueber die Synizesis s. z. A. VII, 190. Oilei ist der Genet. der Angehörigkeit, vgl. A. III, 319. VI, 36. G. I, 138.

42. Iovis ignem, sie hatte also den Blitz vom Jupiter nur gleichsam geliehen. So gibt Zeus auch bei Hom. II. XV, 229 dem Apollo die Aegide, und II. V, 738 waffnet sich Athene mit ihr.

43. In den Worten evertit aequora liegt eine Art Prolepsis: sie wühlt die Wellen so auf, dass man glauben möchte, mehrere Meere vor sich zu haben.

ex

44. expir. flammas. So sagt Stat. Theb. XI, 2 vom Capaneus: expiravitque receptum fulmen. pirare ist ein vorzugsweise dichterisches Wort, das bei Cic. u. Caes. nicht vorkommt.

turbine corripuit scopuloque infixit acuto;
ast ego, quae divom incedo regina, Iovisque
et soror et coniunx, una cum gente tot annos
bella gero. et quisquam numen Iunonis adorat
praeterea, aut supplex aris imponet honorem?'

Talia flammato secum dea corde volutans,
nimborum in patriam, loca feta furentibus austris,
Aeoliam venit. hic vasto rex Aeolus antro
luctantis ventos tempestatesque sonoras
imperio premit ac vinclis et carcere frenat.
illi indignantes magno cum murmure montis
circum claustra fremunt; celsa sedet Aeolus arce
sceptra tenens mollitque animos et temperat iras;

45. infixit, so dass ihm also auch nicht ein ehrliches Begräbnis zu Theil wurde, denn infigere bez. die Dauer des Verweilens an dem Orte, an den man durch die Handlung des figere gerathen ist; infligere dagegen die Heftigkeit und Stärke des Wurfes, die dem Getroffenen die äusserste Gefahr bringt. Daher ist inflicta A.X, 303 sehr passend; hier wäre inflixit ungehörig.

46. Iovisque et soror et coni., vgl. Hom. II. IV, 59–60. XVI, 432. 47. una cum gente. Die Pallas vermochte mit einem Schlage die ganze Flotte der aus mehreren Völkerschaften bestehenden GrieIchen die Schuld des einen Ajax büssen zu lassen; die Juno aber muss einen jahrelangen Krieg mit einem ihr verhassten Volke führen.

48. bella gero. Der plur. bella, weil an die einzelnen Kämpfe gedacht werden soll.

49. praeterea, ausserdem, d. h. ausser den Fällen, wo es bis jetzt geschehen ist, also später, vgl. Georg. IV, 502; daher ist adorat praeterea soviel als adorabit.

Warum ist der Ind. adorat und imponet dem in einigen Codd. stehenden Conj. adoret und imponat vorzuziehen?

50. flamm. Von dem Verbum flammare erscheinen erst bei den

45

50

55

Schriftstellern nach V. andere Formen, als die part. flammans und flammatus.

52. Aeoliam, eine der liparischen Inseln nordöstlich von Sicilien. vasto antro. Die Dichter gebrauchen bei Ortsbestimmungen im weitesten Umfange den blossen acc. u. abl., wo die genauere Prosa Präpos. hinzufügt.

53. luctantis. Die Winde sind rebellischer Natur und bedürfen, damit nicht eintrete, was v. 58-59 gesagt wird, eines strengen Aufsehers. Das adj. sonorus erscheint zuerst bei V. u. Tib.

54. imp. premit, die Herrschaft ist den Beherrschten lästig, vgl. A. I, 285. X, 54.

55. montis ist wohl mit murmure zu verbinden, vgl. unten v. 245. Lucan. X, 321: multo murmure montis spumeus invictis canescit fluctibus amnis. Das magn. murm. m. ist eine Folge der indignatio der Winde; cum bez. also die begleitenden Umstände.

56. circum cl. Die Windhöhle war ein Zellengefängniss mit Einzelhaft, die claustra sind die Thüren der einzelnen Zellen. arce. Den Palast des Aeolus hat man sich in der Nähe des Windberges zu denken.

57. sceptra. Der plur. zur Bez.

ni faciat, maria ac terras caelumque profundum
quippe ferant rapidi secum verrantque per auras.
sed pater omnipotens speluncis abdidit atris
hoc metuens, molemque et montis insuper altos
imposuit regemque dedit, qui foedere certo
et premere et laxas sciret dare iussus habenas.
quem tum Iuno supplex his vocibus usa est.

ad

60

Aeole, namque tibi divom pater atque hominum rex

65

et mulcere dedit fluctus et tollere vento,

gens inimica mihi Tyrrhenum navigat aequor

Ilium in Italiam portans victosque penates:
incute vim ventis submersasque obrue puppis,
aut age diversos et disice corpora ponto.
sunt mihi bis septem praestanti corpore Nymphae
quarum quae forma pulcherrima, Deiopea,
conubio iungam stabili propriamque dicabo,

der Majestät, die in dem Worte ruht. Vgl. A. VII, 173. IX, 9.

58. ni faciat, thäte er es nicht, und es hängt von ihm ab, ob er es thun oder lassen will; ni faceret dagegen würde keine Rücksicht auf den freien Willensentschluss d. Aeolus nehmen, sondern nur das Gegentheil von dem, was er wirklich thut, hinstellen. ferant verrantque Angabe der möglichen und wahrscheinlichen Folge, wogegen der Conj. Imperf. die nothwendige Folge anzeigen würde. Vgl. A. II, 599. VI, 292. XI, 912.

[merged small][merged small][ocr errors][merged small]

70

wendet sich Venus A. I, 666 an ihren Sohn.

65. Der Satz mit namque giebt den Grund an, weshalb Juno sich gerade an den Aeolus wendet, vgl. A. I, 731. VII, 195. Ebenso bei Hom. Od. I, 337.

66. et mulc. dedit, vgl. Hom. Od. X, 21-22.

69. submersasque obrue, versenke und vergrabe die Schiffe; vgl. A. IX, 13.

70. disice. Die Alten schrieben für ji nur i.

73. conubio (so die richtigere Schreibung statt connubio. Die erste Sylbe ist lang), dreisylbig. Vergil verschleift in der zweiten Arsis das kurze e und mit der folgenden Länge, s. z. A. VII, 190. propriam. proprius steht hier von dem ausschliesslichen, anderwärts, wie A. VI, 871, von dem dauernden Besitze. Ein Geschenk bietet die Juno an, weil sie den Aeolus zu einer Ueberschreitung seiner Macht verleiten will, denn einen Sturm auf dem Meere durfte der Windgott nicht ohne den Befehl des Neptun erregen, s. unten v. 133-34 u. 138-39. Ein ähnliches Geschenk

« PreviousContinue »