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derupit. 673 curata. 680 cum recipient. 720 sint adhortati. 754 clementiam Dei refugant u. a.

Ein genauerer Anschluss an die handschriftliche Ueberlieferung, die zwar im allgemeinen mit den verschiedensten Corruptelen behaftet ist, scheint mir noch für andere Stellen empfehlenswerth zu sein. V. 2 emendiert L. nach Wiederholung von quis aus V. 1 Quis nisi quem sustulerit ab errore nefando, während aus der handschr. Ueberlieferung istulerit zunächst ein extulerit sich ergibt. Scheint es ferner nicht rathsam mit Rücksicht auf V. 14 durch Einschaltung von quis nach quem dem Satze eine andere Wendung zu geben? V. 11 traditor in codice legis M. Ludw. ediert tradita in c. 1. traditos legis ist durch Formen wie V. 81 Caesaris dictos obaudit, oder traditus 1. durch V. 458 edictus (78 eosdem monitus R.) geschützt. Als ein Beispiel graphischer Vertauschung dieser Endungen vgl. V. 164 prior facinus M. 110 vultustendere M vult ostendere P (Pitra). V. 15 gibt die Handschrift passus vulneris auctor. Ludw. emendiert vortrefflich p. vulnera victor. Dagegen ist es bedenklich V. 23 das überlieferte pinguis opibus durch Coniectur zu entfernen: si quis est opibus. . . V. 72 ist noch nicht befriedigend emendiert. V. 89 wird die Schreibweise Leimbachs post facta probetur (approbetur in diss.) aus der Ueberlieferung p. facit approb. gewiss leichter erklärt als p. factum approb. (L.) V. 97 ergänzt L. mit Hinweis auf das darüberstehende ipsis: minoris potentiae ipso, erklärlicher namentlich mit Rücksicht auf das vorhergehende potentiae oder darunterstehende terrae ist die Ergänzung des von Comm. oft gebrauchten (auch am Versschluss vgl. V. 545) sese. Zu V. 120 (capebat) bemerkt L. in der praef. 'defenditur haec cod. Mediomontani scriptura metro.' Bei consonantischer Aussprache des i (praef. v. 152) läuft auch die gewöhnliche Form capiebat dem Metrum nicht zuwider. V. 156 liegt kein zwingender Grund vor von der Ueberlieferung facinerosa (gehenna) abzugehen. V. 160 ediert L. icere proposuit universam paene creatam (terram). Die Hs. hat dicere, das an dieser Stelle nicht stehen kann. L. verwirft die Coniecturen demere (R) delere (P) und statuiert icere, indem er in geistreicher Weise das fehlerhafte dicere aus dem darunterstehenden dicitur erklärt, für icere prostuliert L. die Bedeutung 'tollere vel perdere.' Doch hierin wird man nicht beistimmen. Mit Rücksicht auf die Redensart V. 246 quo perderent terram könnte man auch hier perdere (p d/ere) schreiben, dessen Verderbnis man ebenso aus dem darunterstehenden dic/itur durch ein Abirren der Augen erklären kann. V. 164 cessit prius facinus, sed altera clades accessit L. Die Hs. hat adhaesit, das einen erträglichen Sinn zulässt, während durch das coniicierte accessit ein Wortspiel entsteht, das ich dem Comm. nicht zuschreiben möchte. V. 214 änderte L. das handschriftliche inermis in aeterni, das doch keinen besonderen Anstoss anregt. Mit mehr Recht hat L. V. 259 an der Ueberlieferung Anstoss genommen: praescius hoc fuerat Dominus, quasi cuncta qui novit/idcirco. . . . praedixit,,cum codicis lectio Dei sum

castum sederat

mam potentiam impugnet" praef. p. XIX; er schreibt. . quippe cuncta q. n. Von anderen Bedenken abgesehen, wird die Corruptel nicht recht ersichtlich. Könnte nicht ipse c. q. n. stehen? V. 245 .. ab Isaiam prophetam M. Ludwig acceptiert nicht nur hier diese Construction, sondern stellt sie auch V. 885 mit Rönsch durch Coniectur her. Mir erscheint durch unsere Stelle der Beweis nicht geliefert, dass man dem Dichter unbedenklich diese Construction zuschreiben könne, denn dass die Handschrift in der Setzung oder Unterlassung des in der Vulgärsprache verstummten m nicht competent ist, kann durch andere Beispiele bewiesen werden. Die verschiedenartigsten Emendationen wurden am V. 689 versucht: nunc azyma sequitur, qui castum sederat M, castus sed, vel castum caederat P, caseos ederat, Ebert, Castori caederat R, qui castus ederat a. Ludwig; der in Rede stehende Absatz ist gegen die Juden gerichtet, "welche selbst solche als Proselyten des Thores zuliessen, die noch dem Götzendienste treu blieben." Wenn ich den Zusammenhang recht verstehe, so ist von V. 686 an in Gegensätzen davon die Rede, wie ein solcher judaisierender Heide bald wie ein Jude, bald wie ein Heide handelt. Wenn nun V. 689 Jude und Heide in Bezug auf die Speise unterschieden werden, so passt, denke ich, zu dem voranstehenden Nunc azyma sequitur (als Jude) als Gegensatz nicht q. caseos (Eb.) ed. a. auch nicht wie L. edierte, sondern mit einem zum Theil genaueren Anschluss an die Ueberlieferung qui porcum caederat ante 1), indem doch gerade hierin ein unterscheidendes Merkmal zwischen Juden und Heiden liegt. Eine ähnliche Gedankenfolge schwebte auch Rönsch vor als er edierte: qui Castori caederat ante. Verschiedene Emendationen wurden auch am V. 755 versucht. Ludw. ediert Strenui sectantes, quasi sola vita sit, istam, nämlich luxuriam, das V. 752 steht. Man kann zugeben, dass diese Emendation mehr befriedigt als die früheren, doch ohne Bedenken ist sie nicht. M gibt strenia sectantes q. s. v. s. ipsa. Mit Rücksicht auf V. 753 dum tempus est vitae, perfruamur omnia bona scheint die Emendation terrena (oder sogar terrenia vgl. Itala p. 274) passend zu sein in dem Zusammenhang 754 Indisciplinati clementiam Dei refugant/Terrena sectantes, quasi sola vita sit ista (mit Rönsch). Durch das darunterstehende s wird der Schreibfehler graphisch einfach erklärt (trena). V. 903 proximo visu L, proxime visum P, proxime viso R und M? V. 913 stellt L. aus der Hs. in quos in tempore bruti her: in quo sint tempore ruti. Der Herstellungsversuch ist gewiss geschickt, doch nicht völlig evident. Ich glaube der Fehler sei nicht im Worte bruti, das der Dichter auch V. 16 gebrauchte, zu suchen. V. 940 gibt M: medacium ibi non est, sed neme odium ullum. L. schreibt sed neque o. u. Ich würde vorziehen et nemini o. u. (vgl. 676 nemo..nunquam et nolite..) V. 956 f. ediert L.

...

') Ich könnte darauf hinweisen, dass das darüberstehende trices imam vielleicht die Corruptel bewirkte.

Omnia virescunt ante illos, omnia gaudent,
Excipere sanctos ipsa creatura laetatur:
Omni loco fontes exsurgunt e se parati
Qua graditur populus Summi....

Die Hs. gibt f. exs. escae parati. Die Emendation L. erscheint neben exsurgunt fast tautologisch, anderseits lässt der Zusammenhang neben fontes auf ein escae schliessen; demnach glaube ich, es ist et escae parantur zu schreiben; die Corruptel wird durch das untenstehende caelesti und durch Annahme einer Abbreviatur in der Vorlage erklärt.

V. 971 folgt L. der Emendation Leimbach's Et sic honestati hymnos per iter Deo cantant. M. gibt pariterque decantant. In der praef. p. 39 bemerkt L. 'forte parodiasque decantant. Man muss zugeben, dass, wie schon die Hs. andeutet, ein zweites Obiect zu erwarten ist. Doch die Emendation ist fraglich mit Rücksicht auf eine ähnliche Zusammenstellung bei Prud. Psych. 648 f.

duceret ordinibus peditum psallente caterva;

ast alia de parte equitum resonantibus hymnis

könnte man an psalmos oder ähnliches denken, wenn die Ueberlieferung mehr Anhalt bieten würde. Jedenfalls scheint die Stelle eines stärkeren Heilmittels zu bedürfen.

Der Schluss der Hs. ist sehr corrupt. Für die Wiederherstellung des Textes hat sich namentlich Rönsch grosse Verdienste erworben; Ludwig hat das Herstellungswerk mit Erfolg fortgesetzt, so dass die Reconstruction einiger Verse den Eindruck völliger Evidenz macht. Dem Büchlein ist ein sorgfältig angelegter Index nominum (I) und ein Index verborum (II) beigefügt.

Wien, im October 1877.

Joh. Huemer.

Aufgaben zum Uebersetzen ins Lateinische für Ober-Tertia und Unter-Secunda mit Verweisungen auf die Grammatik von EllendtSeyffert von Dr. Aug. Haacke. Berlin, Weidmann 1877.

Dieses treffliche Uebungsbuch, das bereits in fünfter Auflage vorliegt und dessen Verwendung auch für unsere Gymnasien ohne Zweifel erspriesslich wäre, enthält in 255 Stücken Aufgaben über zehn verschiedene Stoffe: der Krieg der Römer gegen Pyrrhus, Cajus Marius, C. J. Caesar, die Unterwerfung Galliens jenseits der Alpen, P. Ovidius Naso, die Spartaner und Athener zur Zeit des Perserkrieges, Nicias aus Athen, Brasidas aus Sparta, Xenophon, Homer und die Odyssee. Also keine abgerissenen, nach bestimmten Regeln zugeschnittenen Sätze, deren der Schüler in vier Jahren längst satt geworden ist, sondern lauter zusammenhängende Stücke historischen. oder literarhistorischen Inhalts. Insbesondere die Partie über C. J. Caesar wird den Schüler nöthigen, seinen Caesar wieder und wieder zu lesen. Ein paar Stoffe, die sich an die Liviuslectüre anschlössen, wären wünschenswerth. Natürlich ist die gesammte elementare

Zeitschrift f. d. österr. Gymn. 1878. I. Heft.

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Syntax vorausgesetzt und es gilt nun die schwierigeren Tempusund Modusregeln, namentlich über die consec. temp. und innerhalb der Casuslehre seltenere Constructionen einzuüben"; dabei ist in der Anmerkung jedes Mal auf den betreffenden Paragraph der Grammatik verwiesen. Das Wichtigste scheint aber dem Ref., dass die Wörter und Phrasen nicht unter dem Texte, sondern am Schlusse in dem sehr sorgfältig gearbeiteten Wörterverzeichnis stehen; denn nur so ist es möglich, es dahin zu bringen, dass dieselben nicht blos für den Augenblick gelernt, sondern auch behalten werden. Ref. wünschte diesen Grundsatz nur noch strenger durchgeführt, wodurch nicht nur die Anmerkungen und die Artikel des Registers um ein Bedeutendes vermindert, sondern auch zahlreiche, ziemlich lästige Verweisungen umgangen werden könnten. Schade, dass der trefflich gearbeitete Artikel über Homer für den Schüler etwas zu früh kommt und er denselben in der Octava bereits vergessen haben wird.

Graz.

Joseph Egger.

Karl Lachmann, Kleinere Schriften. Erster Band: Schriften zur deutschen Philologie. Herausgegeben von Karl Müllenhoff. Berlin, G. Reimer 1876. 8°. X. 576 S.

Eine Sammlung von Lachmanns kleineren Schriften zur deutschen Philologie, wie sie jetzt bequem geordnet vor uns liegt, ist lange ersehnt worden. Mehrere Stücke waren gar nicht mehr zugänglich und auch für den, welcher jahrelang in den Antiquarkatalogen ihnen nachgetrachtet hatte, nur in Citaten zu benutzen. Von Haupt war man einer Bemühung um diese Aufsätze gewärtig gewesen; er ist dazu so wenig gekommen wie zur Edition des Lucilius. Aber vielleicht war es recht gut, dass nicht sofort - 1852 die Sammlung erschien. Es war damals eine verhältnismässig stille Zeit in unserer Wissenschaft. Heute, wo eine grosse Anzahl frisch aufstrebender Jünger sich der Arbeit zugewandt hat, wird das Buch, so hoffe ich sicher, erziehend und schulend aufs förderlichste wirken. Im Grossen, Ganzen und im Einzelnen wird das Buch wirken. Was jenes anlangt, spricht Müllenhoff selbst in der Vorrede p. VIII am besten darüber: 'Lachmanns Bedeutung für die Wissenschaft ist mir nie zweifelhaft gewesen. 1) Aber einen grösseren Eindruck habe ich nie von ihr gebabt, noch ihn jemals mehr bewundern müssen, als da ich jetzt an die Arbeiten des drei bis sechs und siebenundzwanzigjährigen mit der Frage herantrat, wie und in welcher Gestalt sie etwa der Gegenwart wieder nahe zu bringen seien, und dabei auch noch an den Properz, die Recension von Hermanns Aiax und die andern gleichzeitigen Arbeiten denken musste. Meine Entscheidung, dass

1) Vgl. die Oratio pro loco in ordine philosophorum Berolinensium rite obtinendo d. XXIII. m. nov. a. MDCCCLXI habita. Zeitschrift für deutsches Alterthum XVIII. Band besonders S. 468, 469, 473.

sie sämmtlich, soweit sie in die deutsche Philologie einschlagen, und unverkürzt, nicht wie Haupt dachte, nur in Auswahl und in Auszügen wieder vorzulegen seien, konnte nicht lange ungewiss sein und ich will nur wünschen, dass für einen Theil des Eindruckes jetzt Empfänglichkeit unter den Fachgenossen, zumal den jüngeren, vorhanden sei. Und aus einem Briefe Müllenhoffs an mich (13. 10. 76) theile ich die Stelle mit: 'Die Schriften können jedem, der sich der deutschen Philologie widmet, nicht genug empfohlen werden: wie nirgend anders sieht er hier das Werden seiner Wissenschaft, wenn nicht der ganzen, doch der ersten nothwendigen Vorbedingungen dazu und er sieht an Lachmann, dem werdenden Meister, welche Forderungen jeder an sich zu stellen und zu erfüllen hat, um mit Erfolg innerhalb der Wissenschaft zu wirken. Wie gründlich vorbereitet trat schon Lachmann auf und wie lange und nnermüdlich hat er daran gearbeitet, um mit all dem fertig zu werden und auch principiell darüber ins Klare zu kommeu, was zusammengenommen uns ein Verstehen und Geniessen der Werke der alten Literatur möglich gemacht hat!' Im Kleinen, denn fast für jede Art philologischer Untersuchungen sind hier reichliche, unübertreffliche Muster geboten. Dazu kommt, dass in den ersten Arbeiten sich alle Détailfragen viel eingehender behandelt finden als später. Gegen sie wird der Vorwurf all zu grosser, das Verständnis beeinträchtigender Kürze des Ausdrucks nicht erhoben werden können. Ich gestehe, dass dieser Vorwurf manchem Theil späterer Schriften Lachmanns gegenüber nicht unberechtigt scheint. Wie aber Lachmann zu der getadelten Darstellungsweise gelangte, ist mir jetzt, bei zusammenhängendem Studium seiner ersten Arbeiten klar geworden. Hier hat er ja die grosse Menge einzelner Beobachtungen grammatischen, metrischen, kritischen und literarhistorischen Inhalts niedergelegt, deren Kenntnis er dann stillschweigend voraussetzt. Er konnte das letzte um so eher thun, als ein Theil seiner Resultate von Jacob Grimm in die Grammatik war hinübergenommen worden, welche durchzuarbeiten für jeden Anfänger unerlässlich war.

Müllenhoff schreibt in der Vorrede p. IX: 'Ueber Lachmanns Kritik und ihre Grundsätze, über die Grundsätze nach denen er die mittelhochdeutsche Orthographie geordnet, über die von ihm gefundenen Grundregeln der deutschen Betonung und den Umfang ihrer Geltung für den deutschen oder germanischen Vers wäre nun noch mancherlei zu sagen, wenn ich damit bei denen auf einen Erfolg rechnen könnte, die ich belehren möchte.' Indem ich nun auf den folgenden Blättern die gesammelten kleineren Schriften Lachmanns im einzelnen betrachte und erörtere, muss ich mich sofort dagegen verwahren, als ob etwa meine Bemerkungen für einen Ersatz des von Müllenhoff abgelehnten gelten wollten. Einen solchen herzustellen muss man sich nicht im methodischen Arbeiten eben nur versucht, sondern durch ausgedehnte, wiederholte, genaue Beschäftigung mit den zu behandelnden Gegenständen eine unentbehrliche Sicherheit

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