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Französische Schriftsteller aus dem Gebiete der
Philosophie, Kulturgeschichte und Naturwissenschaft

4.

DE L'ESPRIT DES LOIS

PAR

MONTESQUIEU

Prolem sine matre creatam

(Ein Werk ohne Vorbild)

Auswahl mit Einleitung und Anmerkungen

von

Dr. Karl Schewe

Oberlehrer an der Oberrealschule in Steglitz bei Berlin

SEM PER
APERTUS

Heidelberg 1908

Carl Winter's Universitätsbuchhandlung

Vertreter für Österreich: Rudolf Lechner & Sohn in Wien

Verlags-Archiv Nr. 227.

Alle Rechte, besonders das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, werden

vorbehalten.

Vorwort.

Bei dem Versuch, die bedeutendsten philosophischen Schriftsteller französischer Zunge den Primanern unserer realistischen höheren Schulen zugänglich zu machen, konnte Montesquieus Esprit des lois nicht übergangen werden. In der Zeit größter philosophischer Regsamkeit entstanden, hat dieses Buch zwar seine Hauptwirkung bereits ausgeübt, ist aber in der Hand des philosophisch geschulten Lehrers auch heute noch ein köstlicher Schatz. Indem es nämlich die innere und äußere Notwendigkeit der Gesetze vieler Völker und Zeiten nachweist, bietet es nicht nur in geistvoller Form ein an und für sich wertvolles Material; nicht nur erzieht es durch die Höhe seines Standpunktes und die Großzügigkeit seiner Gedankengänge zu jener Schärfe und Allgemeingültigkeit des Denkens, die bei aller ernstgemeinten Mitarbeit an den großen Aufgaben der Philosophie vorausgesetzt werden müssen; sondern es zwingt auch durch die Wucht der Tatsachen den Leser dazu, die Konstruktionen des in Freiheit sich bewegenden philosophischen Denkens an dem historisch. Gewordenen zu messen und sie dadurch der Wahrheit näher zu bringen. Der Esprit des lois tritt also zu dem Hauptzweck alles philosophischen Unterrichts in ein inniges und bedeutungsvolles Verhältnis. Dazu noch einige Bemerkungen.

Die Aufgabe des philosophischen Unterrichts gipfelt ohne Zweifel in der allerdings idealen Forderung, den Lernenden nach und nach zu jenem hohen intellektuellen und sittlichen Standpunkte zu erheben, der eine systematische Übersicht über das Ganze des Universums, soweit es menschlicher Erkenntniskraft zugänglich ist, gestattet. Denn nichts verleiht dem menschlichen Geiste eine tiefere Befriedigung, als das erfolgreiche Bestreben, in den Wirrwarr der zahllosen Begriffe, die das Leben ihm aufdrängt, nach einheitlichen Prinzipien eine feste Ordnung zu bringen; und nichts

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