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wird, die in der Grundlage des Gebäudes eingewurs zelt sind und ihre breiten Arme über die düstere Tiefe werfen. Eine Reihe von Bäumen umgibt diesen Theil der Anlagen, schließt alle kleineren Gebäude vollkommen aus und läßt bloß den schönen Thurm der Marienkirche und den zierlichen Spißthurm eines andern gottesdienstlichen Gebäudes in das Gemählde ein.

Wir gingen durch den Eingang, wo ein angrei; fender Feind ehemahls eine Reihe von Gången, Thoren und Fallgattern fand, und kamen auf den Plak, wo die Familienwohnung steht. Diese ist ein prächtiges schloßartiges Gebäude, welchem zur Rechten sich ein großer künstlicher Hügel erhebt, der schön mit Holzung bewachsen ist und auf welchem man oben einen Theil der alten Festungswerke sieht, deren eisernes Gatter ein unerwartetes Licht einläßt, das eine überaus glückliche Wirkung macht. Zur Linken ist Căsars Thurm, und zur Rechten der, welcher Guy gewidmet ist, von ihm seinen Nahmen hat, und 148 Schuh hoch ist. Von hier gingen wir hinauf in die Halle, einen schönen Saal von 62 Schuh Länge und 37 Breite, aus dessen Fenstern wir einen Theil der schönen Scene umher überfahen. In einer Tiefe von 40 Schuh floß der filberne Avon, der beynahe die Grundmauern des Schlosses

bespült

und einen kleinen Fall macht. Ein wenig zur Lins ten erhebt sich eine Brücke in Ruinen, gegen welche in einiger Ferne ein neueres Gebäude der nåhmlichen Art absticht. Noch weiter hinaus sieht man eine große Strecke fruchtbarer Wiesen, am jenseitigen Ufer ein schönes Wäldchen, das sich sanft von dem Flusse erhebt und auf welchem das Auge von der rei: chen Mannigfaltigkeit, die es durchirrte, eine liebs liche Ruhe findet. Ein Abguß von Herkules

verziert dieses Zimmer.

Der Vorfaal enthält mehrere Portraits, unter denen das von Henrietten, Herzoginn von Orleans (ganze Länge, von Vandyck) sich befin:

Diese Dame war verurtheilt, an dem Uns glücke ihrer Familie frühzeitig Antheil zu nehmen. Sie war kaum 5 Jahre alt, als ihr Vater hingerich: tet wurde, worauf sie sich mit ihrer Mutter nach Paris wendete, wo sie von einem kleinen Gehalte lebten, den ihnen das Parlament zu ihrem Unter: halte angewiesen hatte. Dieser wurde aber so schlecht ausgezahlt, daß der Cardinal de Reh darüber an merkt,,,daß der Königinn Gehalt 6 Monathe im „Rückstande war; die Kråmer und Handwerker ,, wollten keinen Credit mehr geben, im Hause war ,, nicht ein Scheit Holz, und sie lag im Bette, weil ,, sie ihr Zimmer nicht konnte heißen lassen.

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N. B. Reife. II.

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Da sie frühzeitig vielen Wiß und mächtige Reiße zeigte, wurde sie von des Königes von Frankreich Mutter zur Gemahlinn für Ludwig XIV. bestimmt; aber dieser erklärte seinen Mangel an Zuneigung für fie, und so versprach man sie mit seinem Bruder Philipp, Herzoge von Orleans. Doch haben einige Schriftsteller zu verstehen gegeben, daß die Abneis gung des ältern Bruders sich bald nachher in warme Liebe verwandelt und Grund zu der Vermuthung gegeben hätte, daß seine Leidenschaft für sie sich nicht ganz mit der Blutsverwandschaft vertrüge. Kurz vor ihrer Verheirathung kam sie mit ihrer Mutter nach England, bey Gelegenheit der Wiedereinführung des Königthums, wo sie eine Eroberung an dem Hers zoge von Buckingham machte, der ihr nach Paris folgte, und seine Leidenschaft bis zum Romanhaften trieb. Aber man spricht von ihrer Parteylichkeit für den Grafen von Guiches mit mehr Verdacht, als von irgend einem andern ihrer Liebhaber. Sie hatte viele Anlagen zur politischen Intrigue, und wurde von Ludwig in einer Sendung gebraucht, um ihren Bruder an das Französische Interesse zu binden, indem sie ihn zu einem entehrenden Tractat gegen die Holländer bewegte. Sie lebte aber nicht lange, um die Lorbern dieser glücklichen Unterhandlung eins zuernten, denn 8 Tage nach ihrer Rückkunft aus

Frankreich wurde sie von heftigen, zerreißenden
Schmerzen befallen, die in wenig Stunden ihren
Tod verursachten, nicht ohne Verdacht, daß sie von
ihrem Gemahl wäre vergiftet worden.
Sie starb

1670 im 26sten Jahre.

Unter den Portraits im cederbaumenen Gesellschaftszimmer befinden sich

Lucie, Gråfinn von Carlisle, ganze Långe, von Vandyck; eine Dame von lebhaftem Wiße und starkem Verstande. Waller befang fie neben seiner Sacharissa; St. Evremond gedenkt ihrer als eines Frauenzimmers, die sehr geschäftig in der Politik war, und Sir Philipp Warwick bes schreibt sie als 'eine Heilige.

Martin Ryaert, (halbe Länge von Vans dyck) von Antwerpen gebürtig. Als Landschafts, Architektur und Ruinenmahler erreichte er einen hohen Grad von Vollkommenheit, und lebte auf einem vertrauten Fuß mit Vandyck. Er kam nur mit der linken Hand zur Welt.

Edward Wortley Montague, halbe Långe von Romney, in Türkischer Kleidung. Schon feine Kleidung deutet auf des Mannes Sonderbar keit; in der That aber zeigt sein ganzes Leben, auch in den kleinsten Begebenheiten, einen abenteuerlichen Geist. Als ein Knabe entlief er aus der Westmins

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sterschule und ward ein Schorsteinfeger, trug dann in Rotherhithe Fische zum Verkauf, und segelte als Cajútenjunge nach Spanien, wo er vom Schiffe entlief und Maulesel trieb. In dieser Eigenschaft entdeckte ihn der Brittische Consul und schickte ihn an seine Freunde zurück. Um nun die verlorene Zeit wieder zu gewinnen, gab man ihm einen Hofmeister, und erzog ihn für seine künftige Lage im Leben. Er faß in 2 Parlamenten nach einander; da er aber durchaus fönderbar war, heirathete er eine Was scherinn, mit der er nachher nicht leben wollte, weil er diese Ehe in einem Anfalle von Ausgelassenheit geschlossen hätte. Er machte Schulden, verließ sein Vaterland, und beschloß, sich nach den Sitten und Gewohnheiten eines jeden Landes, durch das er reis fete, zu richten. In Italien, Spanien, Aegypten und zu Constantinopel machte er Verbindungen, die er nur so lange für dauernd annahm, als er sich an jedem Orte aufhielt. Dabey trank er Kaffee in großer Menge, trug einen langen Bart, rauchte viel, ging in morgenländischer Kleidung und faß mit den Füßen kreuzweiß wie die Tüaken. Als er den Tod seiner Englischen Frau erfuhr, wünschte er, in fein Vaterland zurückzukehren, sich wieder zu verheis rathen und zu verhindern, daß feine Güter an die Kinder seiner Schwester, Lady Bute, kámen

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