Page images
PDF
EPUB

Schloß, dessen erhabene Trümmern eine feinet stolzesten Zierden sind.

Der alte Hauptsiß der mächtigen Grafen von Northumberland, Warkworth: Castle, vereinis get Schönheit mit Würde und Stärke, und zeigt in seinem noch stehenden Troker eine vollkommene Probe der Gothischen Kriegsbaukunft. Der alte Johann Harding, der Englische Chronikenschreiber in Versen, wurde einst zum Constabel dieser Festung ernannt, ats Roger Umfraville, unter Richard II. und Heinrich IV. in jener Periode, da die Familie Percy etwas herabgefekt war, es auf kurze Zeit besaß. Es liegt auf einem kleinen Hügel am Süd: ende der Stadt, erhebt seine Thürme hoch über die demüthigen Wohnungen umher, und sicht über ihre niedrigen Dächer auf die schdnbewachsenen Ufer des Cocquet heraß, welcher sich umherwindet und bey der hohen Fluth_die Stadt beynahe zur Insel macht. Eine halbe Meile an diesem ros mantischen Fluß hinauf liegt die Einsiedeley. Man besucht sie in einem Boote, das ein Mann hålt, der in dem Schlosse wohnt und es zeigt. Die Anfahrt zu diesem einsamen Fleckchen über die ruhige Oberfläche eines sanft gleitenden Flusses, der in Ufern eingeschlossen ist, an denen Felsen und Holzung, Wiese und Waldblöße mit einander ab:

wechseln, ist überaus glücklich gewählt und vortreffs lich geeignet, jene sanften Rührungen zu unterhals ten, welche Percy's schönes Gedicht, das wir eben lafen, in uns erregt hatte. Wir ruderten langfam den Strom hinauf (denn über seine Schönheiten muß man nicht wegeilen) und wurden endlich auf dem geweihten Boden unter einem senkrechten Fels sen gelandet, der so nahe am Flusse steht, daß er nur einen engen Fußweg zwischen beyden zuläßt. Dieser Pfad ist durch dickgepflanzte Bäume ganz dunkel, unter deren Schatten wir ungefähr 100 Ellen gingen, als wir an den Fuß einiger rohen steinernen Stufen kamen, über welche eine große Aesche ihren breiten Schatten warf, und eine ge wisse Feyerlichkeit umher verbreitete. Wir stiegen hinauf und wurden in eine Reihe kleiner Zimmer geführt, wo der Einsiedler, wie man sagt, seine Frömmigkeitsübungen ́hålt. Sie bestehen aus einem Vorsaale und aus einer 14 Schuh langen Kapelle, mit Steinhauerey in einem guten Gothischen Style. Am östlichen Ende befindet sich ein Altar, bey welchem 2 in Holz geschnittene Figuren eines Mannes und einer Frau liegen, die man in allem Ernste für Sir Bertram und seine Gemahlinn hält. Man hat einige dunkele alte Sagen, worauf Dr.' Percy seine interessante Erzählung gegründet hat,

aber sie sind zu unbestimmt, um für wirkliche Ge: schichte angenommen zu werden. Dr. Tanner fagt, Bischof Fernham habe diese Einsiedeley um das Jahr 1256 gestiftet und 2 Benedictinermönche von Durham hinein gefeßt. Die übrigen Verzierungen sind ein Schild über der nördlichen Thüre, worauf die Figur unseres Heilandes am Kreuze mit den 5 Wunden gehauen ist, und eine Aufschrift in Gos thischen Buchstaben über der südlichen Thüre. Diese verbindet die Kapelle mit einer langen, engen Auchöhlung, welche die Sacristey, oder der Beicht: stuhl heißt. Des Einsiedlers Wohnung war über diesen Zimmern in einem kleinen Gebäude von Stein, das jeht verfallen ist; und noch höher hin auf lag fein einsamer Garten, der auf einem Vors sprunge des Felsen hinlief und zu welchem man durch eine Treppe kam, die in den Stein gehauen war; das Ganze ist in Bäumen versteckt und jedem menschlichen Auge unzugänglich.

Sehr verschieden von diesem Site des Nacht dentens, wo alles geeignet ist, Demuth einzuflößen und fromme Gefühle zu erwecken, war der stolze Pallast von Alnwick: Casile, nach welchem wir von Warkworth eilten. Es ist ein ungeheures Gebäude, das einen erhabenen Hügel bedeckt, und dessen duffere Mauern einen Umfang von 6 Morgen eins

schließen. Die kriegerischen Zwecke, für die es urs fprünglich gebaut wurde, sind durch die sonderbaren Zierrathen angezeigt, die sich über seinen Thürmen erheben, steinerne Figuren in Lebensgröße, welche Streiter in allen Stellungen kriegerischer Vertheis digung vorstellen; einige schwingen so eben Steine auf den angretfenden Feind, andere schießen Pfeile ab, und noch andere werfen Spieße. Es scheint, daß Alnwick, Castle frühe in den Zeiten der Sach, sen (wo nicht vielleicht schon unter den Rdmern) gebaut worden ist, obschon nicht nach seinem weits läuftigen gegenwärtigen. Plane; auch war es nicht wichtig genug, um in der Geschichte angeführt zu werden, bis zur Normánnischen Periode, da Mals colm III. unter Rufus Regierung sich dessen zu bemeistern suchte und sein Leben dabey verlor. Echon hatte die Besaßung alle Lebensmittel aufge: zehrt und war, muthlos durch Hunger und ohne Hoffnung entfest zu werden, auf dem Puncte sich zu ergeben, als ein tapferer Soldat, mit Nahmen Hamond, beschloß, für die Rettung feiner Cames raden etwas zu wagen. Vom Kopf bis auf die Füße gewaffnet und mit den Schlüsseln der Festung auf der Spiße seines Specres, ritt er in das Schottische Lager, als wenn er sie dem Könige übergeben wollte. Malcolm, sehr erfreut über diese

unerwartete. Begebenheit, kam in Eile und unber waffnet aus seinem Zelte, um sie zu empfangen, als Hamond auf einmahl einen Dolch zog, ihn dem Monarchen in das Herz stieß, dann seinem Pferde die Sporen gab, in den Fluß jagte, durch die Furt schwamm und in das Schloß entkam. Der Tod Edwards, des verstorbenen Königes ältes ften Sohnes, der, in der Bitterkeit seines Schmer: zes, sich unvorsichtig den Waffen der Besaßung bloß gab, um die Ermordung seines Vaters zu rächen, vollendete ihren Triumph und versicherte ihre Rettung; denn die Schottische Armee, in Verzweiflung über ihren doppelten Verlust, gab die Belagerung auf und ging gerade nach Hause. Aber die Lorbeern von Caledonien wa= ren vom Schicksale bestimmt, noch einen andern Harten Schlag von den Thürmen von Alnwick: Castle zu empfangen. Sein König Wilhelm III. mit dem Zunahmen der Löwe, wurde im 12ten Jahrhundert, als er das Schloß belagerte, gefangen genommen und verurtheilt seinen schlechten Erfolg in einem Gefängnisse in der Normandie zu bes trauern, wohin er dem Könige Heinrich geschickt

wurde.

In dieser nahen Lage an den Scenen ewiger Berbitterung und Blutvergießens in den Grenzs

« PreviousContinue »