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Scene mit einem weit ausgebreiteten Teppiche schds ner Blüthen bereicherte. Als wir uns Tewksbury näherten, wurde unsere Aufmerksamkeit ganz natür: lich auf das Schlachtfeld rege, welches für die Lans casters Partey so schrecklich war, und das Schicksal des unglücklichen Heinrichs VI. entschied. Auf unser Suchen fanden wir es in einem Felde, oder einer Wiese, welche sehr eigentlich die blutige Wiese genannt wird, ungefähr eine Viertel Meile westlich von der Kirche. Hier strengte die unerschrockene, kühne Margarethe zum leßten Mahle alle Kräfte für ihren gefallenen Gemahl an, und lieferte eine der blutigsten Schlachten, die man in der Englischen Geschichte kennt. Der unüberwindliche Geist dieser Heldinn, die bey allen Unfällen und gegen die wieders hohlten Schläge des Unglücks ihren Muth erhielt, ist sehr gut in der Anrede geschildert, welche Shakespeare sie kurz vor der entscheidenden Schlacht an ihre Trup: pen halten läßt. Nachdem sie, um diese zu beleben und ihnen Muth zu machen, jeden Bewegungsgrund, den eine große Seele eingeben kann, erschöpft hat, schließt sie mit einem erhabenen Grundsaße, welcher immer die Triebfeder ihrer Handlungen in den mans nigfaltigen und unerhörten Leiden gewesen war, denen ihr wechselndes Schicksal sie ausgefeht hatte

Why, courage then! What cannot be avoided, T'were childish weekness to lament or fear. 1)

Unterstüßt von der Tapferkeit ihres Sohnes, von der warmen Thätigkeit Edmund Beauforts, Herzos ges von Somerset, der die hintern Truppen anführte, und von der hingegebenen Anhänglichkeit einer bes trächtlichen Armee, håtte Margarethe die Siegerinn des Tages seyn können, wenn ihre Generale so viel Kenntnisse und Urtheilskraft, als Muth und Hiße besessen håtten; aber die Unerfahrenheit des Prinzen und der wilde Ungestüm des Herzogs verschafften dem vorsichtigen Edward und feinen geschickten Feldherren den Vortheil. Der liftige Glocester war angewiesen, durch eine verstellte Flucht Somerset aus seiner festen Stellung zu locken. Der Herzog fiel augenblicklich in die Schlinge, brach in schlechter Ordnung aus seinen Verschanzungen hervor, und gab seine Linie Glocesters Angriffe bloß, welcher seine Truppen sogleich in ein festes Battaillon bildete, sich wendete, den Angriff zurückgab und mit Leichtigkeit in die offenen Glieder seiner unvorsichtigen Feinde eindrang, die er mit einem schrecklichen Gemehel bis in ihre Verschanzungen verfolgte. Somerset, durch diesen

1) Muth denn! Was nicht vermieden werden kann, Ist kindisch, zu beklagen, oder fürchten.

unerwarteten Kunststreich aus aller Fassung gebracht, wurde vor Wuth beynahe wahnsinnig, ritt wie ein Rasender zu dem Lord Wenlock, der unter ihm coms mandirte und nicht vorgerückt war, um das Corps des Herzogs zu unterstüßen, und zerspaltete ihn mit feiner Streitaxt. Die Truppen, die durch diese Uebereilung in Erstaunen geriethen, wichen auf allen Seiten, die Flucht ward allgemein, 3000 Mann von der Lancaster: Partey wurden niedergehauen und die Königinn und ihr Sohn gefangen. Somerset selbst entging dem Blutbade, fchlug sich mit einem Trupp Ritter und Herren durch den Feind, und nahm seine Zuflucht in die Abteykirche. Gedeckt durch die Heis ligkeit des Ortes, schmeichelten sie sich, daß sie dem Verderben entgehen und eine Capitulation erhalten würden; aber die Wuth der bürgerlichen Kriege weiß von keinem Unterschiede des Ortes, erkennt keine Obliegenheiten an; sie wurden mit Gewalt aus ihrem Zufluchtsorte gerissen, und sogleich zur Hinrichtung weggeführt. Dem Prinzen Edward war es vorbes halten, in kaltem Blute ermordet zu werden. Shas kespeare, wie Sie wissen, hat mit der Wahrheit des Geschichtschreibers uns den hohen Ton aufbehalten, womit der Prinz seine Ermordung beförderte.

Es ist wohl des Anmerkens werth, daß eine alte Sage das Andenken des Ortes, wo dieses unmensche

liche Trauerspiel aufgeführt wurde, erhalten hat: es ist ein Haus auf der Nordseite der Tolsey. Margas rethe hatte sich, nach dem Verluste dieses Tages, auf dem Schlachtfelde in einem Wagen verborgen; sie wurde, beynahe ohne Bewußtseyn, entdeckt, gefans gen genommen und in den Tower gebracht, woraus fie der König von Frankreich mit 50,000 Kronen ldste, nachdem sie 4 Jahre gesessen hatte.

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Die mehresten Krieger, die in dieser merkwürdis gen Schlacht umkamen, oder unter der Axt des Hens kers fielen, wurden in der nähe liegenden Kirche begraben, einem prächtigen alten Gebäude, welches sich dem Auge sehr vortheilhaft darstellt, wenn man sich der Stadt nåhert, indem die Straße einen Ums weg nimmt, um dem Laufe des Fluffes zu folgen. Dieses Gebäude ist beynahe das einzige Ueberbleibsel åbtischen Hochstifts 1) von Tewksbury, dessen Lords Abt im Oberhause saß, bis es im 31sten Jahre Heinrichs VIII. aufgehoben ward. Es giebt einen großen Begriff von dem ehemahligen Umfange und

1) Mitred monastery, eine Abten, die bischófflichen Rang und Rechte hat, ungefähr wie wir sagten, die gefürstete Abtey von Fulda. In England gab es freylich keine solchen, wohl aber Abteyen, deren Ins haber, so wie die Bischöffe, im Oberhause saßen und andere bischöffliche Rechte hatten.

Glanze dieser berühmten Abtey. Der Plan dieser Kirche ist kreuzförmig, 300 Schuhe lang; der Durchschnitt zwischen Mittag und Mitternacht 120, und das Hauptgebäude 70 Schuh breit. Ein schwes rer viereckter Thurm erhebt sich aus dem Mittel, 132 Schuh hoch, ist von reiner Angel; Normånnis scher Baukunst, die man gewöhnlich den Sächsischen Styl nennt, und verziert mit 3 Reihen kleiner blins der Bogen, welche einander aus einer Reihe in die andere durchschneiden, wie man es gewöhnlich in den Gebäuden dieses Zeitalters sieht. Das Hauptgebäude der Kirche und ein Theil des Chors ruhen auf 18 Pfeilern, 9 auf jeder Seite; sie sind einfach und rund, und haben 21 Schuh im Umfange. Ueber dem Gebälte, oder Kranze der runden Bogen, welche auf diesen Pfeilern ruhen, läuft ein Triforium, oder eine Gallerie, welche in die Mauer gehauen ist, und worüber eine Reihe Gothischer Bogen geht, wie man sie gewöhnlich nennt, obschon dieser Styl nichts anders zu seyn scheint, als eine Abart des Angels Normånnischen Bogens, auf den man vers muthlich durch die Gestalt geleitet wurde, welche aus diesen halben Zirkeln, die einander durchflechten, entstand. Wir bewunderten die Nettigkeit und den Geschmack, womit das Chor ausgebaut ist, in wels chem der gewöhnliche Gottesdienst des Kirchspiels

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