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Erster Brief.

An Willhelm Johnston Esgr.

Reise von Bath nach Bristol

Keynsham Brislington Bristol pnevma:

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Newton : Parl

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Bromsgrove

Haglen, Lord Lytteltons Siz

mancherley Nachrichten über diese Familie.

Dudley, den 1. Jung 1801.

Ihre günstige Aufnahme meiner Briefe über Wests England 1) hat mich kühn gemacht, und so finden Sie mich aufs Neue beschäftiget, Ihre Zeit und Geduld auf eine ähnliche Art in Anspruch zu neh

1) Unter dem Titel Western - Walk c.

men und zwar diesmal in einem höhern Grade, indein ich die Früchte einer größern Reise in den Norden Ihrer Aufmerksamkeit aufdringe. Um jedoch die größere Masse meiner Nachrichten zu ents fchuldigen, schmeichele ich mir, daß ich im Stande feyn werde, Ihnen neue Gegenstände sowohl als Mannigfaltigkeit in einem gleichen Verhältnisse anzus bieten, da meine dießmalige Reise mehrere Gegens stånde umfassen wird, die sich unmöglich auf meiner Wanderung durch einen Theil von England, der merkwürdiger durch die Schönheiten der Natur, als reich an den Erzeugnissen der schönen und nüßlichen Künste ist, darbieten konnten. Handlung, Landbau und Fabriken werden nun gelegentlich unsere Aufs merksamkeit fordern, und mein Briefwechsel wird ein erhöhtes Interesse bekommen durch Beschreis bungen von classischer Bildhauerey, durch Nachrich ten von Kunstwerken der Italienischen und Flämis schen Schule, und durch kurze Lebensbeschreibungen von grøßen und ausgezeichneten Personen, die jekt bloß in den Werken der Geschichtschreiber, oder in den Portrait Gallerien ihrer Nachkommen leben.

Da wir unsere Aufmerksamkeit zuerst auf Bristol richteten, verließen wir Bath und wählten die untere Straße, welche größtentheils durch das ebene Land führt, und, beynahe durch die ganze Strecke zwischen

den beiden Städten, den Lauf des Flusses Avon umfaßt. Dieses Wasser indessen, so wie es traurig und schlammig dahinfließt, erregt in uns keinen von jenen dichterischen Gedanken, welche so nothwendig mit einem Flusse verbunden zu seyn scheinen, der einen gleichen Namen mit dem führt, an dessen Ufern der unsterbliche Shakespeare in ungekünstelter Originalität fang. 1) Obschon aber dieser Fluß unsere Einbildungskraft nicht nährt, so hat er doch größere Ansprüche auf unsere Achtung, da er in seis nem schwerfälligen Gange eine lange Strecke von Wiesen bewässert, wovon der Acker, oder Morgen 2) für 5 Pf. Str. verpachtet wird, und die schweren Befrachtungen der Handlung, in seinem geduldigen Busen, zwischen den beiden Städten hin und her trägt. Jede ferne Aussicht ist auf dieser ebenen Straße versperrt, und die ganze Scene beschränkt sich auf die Anhöhen von Landsdown, welche zur Rechten aufsteigen, auf das Thal, welches sich vors warts streckt, und auf den allmählich sich erhebenden Boden der Kirchspiele Newton und Corston zur Linken.

1) Shakespeare war aus Stratford gebürtig, wels ches an einem andern Flusse Avon liegt. A. d. U.

A

2) Der Englische acre enthält 43,560 Engl. Schuh, oder 40 Ruthen. (perches) in der Långe, und 4 in der Breite. A. d. u.

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Wir verließen die Landstraße diesseits von Newtons Park, und machten einen kleinen Abstecher auf diesen Siz des Herrn Willhelm Gore Langton, Parlaments: gliedes für die Grafschaft. Das prächtige Gehdlze, wel: ches die Anhdhen dieses Gutes krdnt, giebt ihm ein ganz vorzügliches Ansehen von Großheit in einem Landstriche, der keinesweges durch große Massen von Schatten merkwürdig ist. Das Haus, schön und fest, und von neuer Architektur, ist mit vieler Beurs theilungskraft auf einem Flecke erbauet, der beides, Schatten und Aussicht, vereiniget, denn von einer · der Hauptseiten übersicht man schöne Anlagen, in welchen ein künstliches Wasserstück mit seinen Ufern eine besondere Zierde ist, und eine weite mannigfals tige Ferne. Dieses Haus erhob sich, gleich einem Phönix, aus den Trümmern eines åltern Gebäudes, das vermuthlich von seinen ursprünglichen Eigenthü: mern, der Normännischen Familie von St. Lo, oder. de Sancto Laubo, welche gegen das Ende der Re: gierung Heinrichs III. dieses Gut nebst vielen andern besaßen, erbaut worden war.

Unter andern Beyspielen von König Johanns. Erpressungen, die uns die Pipes Rolls 1) aus den

1) Vermuthlich eine Art von Kataster, worüber ich aber nichts nåheres finden kann. D. Ueb.

Zeiten eines Fürsten liefern, der eben so gottlos als schwach, und eben so erpressend als geißig war, wird auch einer Auflage gedacht, welche von Roger de Sancto Laudo erhoben wurde. Er mußte, beym Absterben seines Vorfahren, für die Güter Newton und Publow die Summe von 100 Pf. Str. und 2 Zelter als Gewand, oder Todtfall 1) entrichten, was für das 12te Jahrhundert ein sehr wichtiger Betrag war. Mit Recht über die ungeheure Auflage entrüstet, trat Roger in die Verbündung der Barone, welche gegen den tyrannischen Johann in Waffen aufstans den, und hatte die Befriedigung, wenn man der alten Sage trauen darf, den König eine Zeit lang als Gefangenen in einem der Thürme seiner befestigs ten Burg, an der der Monarch seine Raubsucht ausgeübt hatte, eingeschlossen zu halten. Alle Spus ren dieses Gebäudes, das einem Könige zum Ge: fångnisse diente, sind långst verschwunden; aber man erhält noch einen befestigten Eingang mit Zinnen aus einer spåtern Zeit, als ein Denkzeichen des ehrwürs digen Gebäudes, das im 14ten Jahrhunderte mit drohendem Blick auf den Park von Newton St. Lo

I

1) Heriot, ein vorzügliches Stück aus der Hinters lassenschaft des Verstorbenen, das der neue Besizer dem Lehnsherrn überlassen mußte.

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