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herabfah. Das Gut blieb in der Familie St. Lo bis in die Zeiten Richards II., und kam dann vers fchiedentlich, durch Verheirathung weiblicher Zweige, an die Lords Botreaux, Hungerford und Huntingdon. Der gegenwärtige Besizer erhielt es durch seine Ges `mahlin, die Tochter des lektverstorbenen Willhelm Langton, und feßte, bey dieser Gelegenheit, seiner Gattin Familiennamen zu dem feinigen.

Als wir durch die hübsche Gothische Kirche dieses angenehm gelegenen Dorfes gingen, fiel mir nicht wenig die Abgeschmacktheit Lateinischer Grabschriften auf, welche man hier in größerer Menge, als gewöhns lich findet. In der That kann nichts so zweckwidrig feyn, als diese Nachrichten, welche zur Belehrung des großen Haufens seyn sollen, in eine Sprache zu hüllen, die nur wenige verstehen. Das lehte Vers langen des Commodore Trunnion ist mir immer sehr merkwürdig gewesen, nicht nur weil es diesen berühms ten Officier vortrefflich-charakterisirt, sondern auch als eine gute Satire auf die lächerliche Gewohnheit, Grabschriften in clendes neues Latein zu kleiden. „Ich verlange, daß die meinige nicht in Griechischem ,, oder Lateinischem Kauderwelsch sey, noch weniger „Französisch, welches ich verabscheue, sondern in ,,bloßem Englisch, damit, wenn der Engel am großen ,,Tage kommt, und die ganze Mannschaft zusammen;

,,posaunt, er wissen möge, ich sey ein Brittischer „Mann, und daß er in meiner eigenen Muttersprache mit mir rede."

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Die Kirche von Newton steht auf einer Lage weißer Schichten, worinne man eine erstaunliche Menge Abdrücke von jenem fonderbaren Fossil findet, das unter dem Namen Ammonshörner bekannt ist. Es begleitet uns auf unserm Wege durch Corston und Keynsham, zeigt sich in jeder Art von Größe, von dem Umfange einer halben Krone bis zu einem Durch: messer von 20 Zoll, und macht einen auffallenden Zweig der Geologie dieser merkwürdigen Graffchaft. Wenn wir in diesen Gegenden so mannigfaltige Zeis chen von dem ehemaligen Daseyn eines Thieres um uns her sehen, das jeht in der ganzen bekannten Welt nicht lebendig zu finden ist, so erwacht unsere Neugierde, und wir untersuchen natürlich die Ursache, warum es jeßt verschwunden ist. War ihr Geschlecht schon erloschen, als sich das feste Land aus dem Meere erhob? Oder leben sie noch irgendwo, wo kein menschliches Auge sie erreichen kann, in der Tiefe der gegenwärtigen Wasserwelt? Oder ist das ganze Geschlecht durch die zunehmende Macht ihrer Feinde vertilgt worden? Oder ist es die Natur einiger Thiere, daß sie sich in andere Gestalten umformen, und mit der Zeit neue Arten werden? Alle diefe Fragen fallen

uns unwillkührlich ein, wenn wir eine solche Erscheis nung vor uns sehen. Aber der Stolz des menschlis chen Wissens sollte sich gedemüthiget finden, wenn wir bedenken, daß es, mit aller der Tiefe und dem Umfange, die wir vermessen ihm zuschreiben, dens noch unfähig ist, eine einzige dieser Fragen genugs thuend zu beantworten.

Wir tehrten auf die Landstraße zurück und kamen durch das Dorf Keynsham, das 7 Meilen von Bath liegt, und ehemals wegen seiner Abtey, in der Folge aber durch seine Wollens Manufactur berühmt war. Beide haben das Loos aller Dinge hienieden gehabt, und sind nicht mehr. Sein Name foll mit einem Wunder zusammenhängen, das, wenn man es für wahr annehmen könnte, alle Zweifel der Na: turforscher über das Ammonshorn in diesen Gegens den, mit einem Male aufs Reine bringen würde, indem es sehr befriedigend seine Erscheinung erklärt. Keyna, eine Walifer Dame, Tochter des Königes von Brecknockshire, lebte im Jahre 490., und da fie beides sehr schön und reich war, so strömten Freyer aus Cambrien von allen Seiten her. Aber ein übereiltes Gelübde, das sie gethan hatte, als Jungfer zu leben und zu sterben, machte es ihr uns möglich, irgend einem Gehör zu geben; und, um eine Zudringlichkeit zu vermeiden, die ihr beschwers

lich ward, und um ihren Hang zum Nachdenken und zur Einsamkeit zu befriedigen, verließ sie, insgeheim den Hof ihres Vaters, ging über die Severn, want delte in der Gegend von Keynsham umher, und wählte diesen Fleck an den Ufern des Avon zur Scene ihrer einsamen Andacht. Allein sie mußte sich hierzu die Erlaubniß des Oberherrn dieses Landstriches ers bitten, welche er, der zu viel Lebensart hatte, um einem Frauenzimmer ihre Bitte abzuschlagen, fogleich gewährte; wobey er aber sehr bedauerte, daß die Gegend so mit Schlangen geplagt wäre, daß sie den Aufenthalt daselbst äußerst gefährlich machten. Die Dame antwortete, sie zweifele nicht im geringsten, daß sie das ganze Schlangengezüchte in kurzem durch ihr Gebet vernichten werde, dessen Wirksamkeit schon oft eben so große Wunder hervorgebracht habe. Sie nahm also Besiß von dem Orte, machte sich sogleich an die Arbeit, exorcirte in kurzer Zeit die ganze Schlangenbrut, und verwandelte sie, wie eine andere Medusa, in die Schlangensteine (d. h. die Ammonshörner,) womit jeßt die Oberfläche dieser Gegend bedeckt ist.

In folgenden Zeiten wurde Keynsham abermals einige Jahrhunderte lang das Theater lügenhafter Wunder und groben Aberglaubens, indem Willhelm, Graf von Gloucester, im J. 1170. eine Abtey von

schwarzen Domherren stiftete, welche von mehs reren Grafen dieser Familie bereichert ward, und in der Folge ihren Reichthum, im J. 1539., in die Kasten Heinrich VIII. schüttete. Keine Spur ist mehr davon übrig; aber die schöne breite und ebene, und von dem Flusse. Avon gewässerte Wiese, in der sie stand, beweist, daß sie eine angenehme und guts gewählte Lage hatte. Nachdem die Klostergebäude zerstört waren, ließ ein Zweig der Familie Bridges, die durch eine Schenkung von Eduard VI. in Besitz von Keynsham kam, in 1552. ein schönes Haus auf dieser Stelle errichten. Aber dieses Gebäude, das größtentheils von den Baumaterialien der Abteykirche aufgeführt ward, wo mehrere Grafen von Gloucester und andere große Männer begraben lagen, war durch Kirchenraub gebrandmarkt, und dauerte nicht so lange, als man es von seiner festen Schwere und großen Masse hätte erwarten sollen. Im J. 1776. wurde es abgebrochen, und jede Spur davon wegges schafft.

Außer der naturhistorischen Sonderbarkeit, der erwähnten Menge von Ammonshörnern bey Keynss ham, findet man noch 2 andere Merkwürdigkeiten, die der Gegend eigen sind: eine große Menge von jener kostbaren Fårberpflanze, Waid, die um den Ort herum wächst, und eine Leckercy, welche seine

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