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Hic currus fuit; hoc regnum dea gentibus esse,
Si qua fata sinant, iam tum tenditque fovetque.
Progeniem sed enim Troiano a sanguine duci
Audierat, Tyrias olim quae verteret arces;
Hinc populum late regem belloque superbum
Venturum excidio Libyae: sic volvere Parcas.
Id metuens veterisque memor Saturnia belli,
Prima quod ad Troiam pro caris gesserat Argis
Necdum etiam caussae irarum saevique dolores
Exciderant animo; manet alta mente repostum
Iudicium Paridis spretaeque iniuria formae
Et genus invisum et rapti Ganymedis honores;
His accensa super iactatos aequore toto
Troas, reliquias Danaum atque inmitis Achilli,-
Arcebat longe Latio, multosque per annos

ταί εἰσι πόληες, Αργος τε Σπάρτη τε καὶ εὐρυάγυια Μυκήνη.

17. currus. Den Wagen der Juno beschreibt Hom. II. V, 720-33. 18. tenditque fovetque,,,und erstrebt mit sorglicher Liebe."

19. sed enim. Vollständig: sed Carthagini metuebat, audierat enim. progeniem. Wie A. VI, 756-57 die proles Dardania von den Itala de gente nepotes geschieden wird, so deuten auch hier die Worte prog. a Troi. sang. auf die von trojanischen Ahnen entsprossenen Geschlechter Roms, die hier zum Gesammtvolke in eine Art von Gegensatz gestellt werden. Ersteren, zu denen also, wie vielleicht Varro in seiner Schrift de familiis Troianis nachgewiesen hatte, die Scipionen gehörten, wird die Zerstörung Karthago's, dem Gesammtvolke die Unterjochung ganz Afrika's (also die Bezwingung Numidiens, Mauretaniens und Aegyptens) zugeschrieben. So enthalten also v. 21-22 eine Steigerung des in den beiden vorigen Versen ausgesprochenen Gedankens.

21. late regem. Horat. od. III, 17, 9: late tyrannus.

22. veteris, des alten, d. h. des

früheren, vgl. A. VI, 449. VIII. 332.

24. prima, sie vor Allen, ¿v лoоuάzois, vgl. A. II, 613. XII, 33. 27. alta mente, vgl. Hom. II. XIX, 125.

28. genus invisum. Dardanus, der Ahnherr Troja's, war als Sohn des Jupiter und der Elektra (s. A. VIII, 134 — 37) der eifersüchtigen Juno verhasst. rapti G. h., die Gunstbezeigungen des Jupiter gegen den von ihm geraubten Ganymedes, einen Sohn des Trojaners Tros, s. Ovid, Met. X, 155–61.

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Errabant acti fatis maria omnia circum.
Tantae molis erat Romanam condere gentem.
Vix e conspectu Siculae telluris in altum
35 Vela dabant laeti et spumas salis aere ruebant,
Cum Iuno aeternum servans sub pectore volnus
Haec secum: Mene incepto desistere victam
Nec posse Italia Teucrorum avertere regem?
Quippe vetor fatis. Pallasne exurere classem
40 Argivom atque ipsos potuit submergere ponto
Unius ob noxam et furias Aiacis Oilei?

Ipsa Iovis rapidum iaculata e nubibus ignem
Disiecitque rates evertitque aequora ventis,
Illum exspirantem transfixo pectore flammas
45 Turbine corripuit scopuloque infixit acuto;
Ast ego, quae divom incedo regina, Iovisque
Et soror et coniunx, una cum gente tot annos

32. acti fatis, denn Prophezeihungen und Göttersprüche bestimmten Italien als Ziel ihrer Wanderungen.

34-49. Vergil beginnt die Erzählung mit der Abfahrt des Aeneas von Sicilien, die vorhergehenden Ereignisse erzählt Aeneas selbst im 2. und 3. Buche.

35. ruebant kann wegen aere nicht in dem Sinne von ruere faciebant, eruebant genommen werden, denn bei aere darf nicht an die Ruder gedacht werden, sondern an das ganze Schiff, welches. mit Erz belegt wurde, besonders an den Schiffsschnabel; vielmehr bedeuten die Worte:,,und streckten mit ehernem Schnabel die schäumende Salzfluth"; spumas salis ist Bezeichnung des Schaumes, den der Schiffsschnabel bei schnellem Segeln vorn am Schiffe aufregt. Aehnlich sagt Valer. Fl. I, 687-88: volat immissis cava pinus habenis Infinditque salum et spumas vomit aere tridenti; vgl. auch Hom. Od. II, 426-28.

39. Die Pallas zerstreute aus Zorn über den von dem Lokrer Aiax, dem Sohne des Oileus, an der Cassandra begangenen und A. II,

403 5 erzählten Frevel seine Flotte auf der Heimfahrt beim euböischen Vorgebirge Kaphareus, erschlug ihn selbst mit dem Blitze und liess sodann seinen Leichnam von den Wellen an die Klippen spiessen. Etwas anders erzählt seinen Untergang Hom. Od. IV, 499–511.

41. furias. Wer durch heftige Leidenschaften zu Frevelthaten gedrängt wird, dessen Verstand ist nach der Vorstellung der Alten nicht frei, sondern umstrickt von den Furien. Oilei ist dreisylbig zu lesen, wie unten v. 120 Ilionei viersylbig. Oilei ist der Genet. der Angehörigkeit, vgl. A. III, 319. VI, 36. G. I, 138.

42. Iovis ignem, sie hatte also den Blitz vom Jupiter nur gleichsam geliehen. So giebt Zeus auch bei Hom. II. XV, 229 dem Apollo die Aegide, und II. V, 735 waffnet sich Athene mit ihr.

46. Iovisque et soror et coni., vgl. Hom. II. IV, 59–60. XVI, 432. 47. una cum gente. Die Pallas vermochte mit einem Schlage die ganze Flotte der aus mehreren Völkerschaften bestehenden Griechen die Schuld des einen Ajax büssen

Bella gero. Et quisquam numen Iunonis adorat
Praeterea, aut supplex aris inponet honorem?

Talia flammato secum dea corde volutans
Nimborum in patriam, loca feta furentibus austris,
Aeoliam venit. Hic vasto rex Aeolus antro
Luctantis ventos tempestatesque sonoras
Imperio premit ac vinclis et carcere frenat.
Illi indignantes magno cum murmure montis
Circum claustra fremunt; celsa sedet Aeolus arce
Sceptra tenens mollitque animos et temperat iras;
Ni faciat, maria ac terras caelumque profundum
Quippe ferant rapidi secum verrantque per auras.
Sed pater omnipotens speluncis abdidit atris
Hoc metuens molemque et montis insuper altos
Inposuit regemque dedit, qui foedere certo
Et premere et laxas sciret dare iussus habenas.
Ad quem tum Iuno supplex his vocibus usa est:

zu lassen; die Juno aber muss einen jahrelangen Krieg mit einem ihr verhassten Volke führen.

49. praeterea, ausserdem, d. h. ausser den Fällen, wo es bis jetzt geschehen ist, also später, vgl. Georg. IV, 502; daher ist adorat praeterea soviel als adorabit.

Warum ist der Ind. adorat und inponet dem in einigen Codd. stehenden Conj. adoret und inponat vorzuziehen?

52. Aeoliam, eine der liparischen Inseln nordöstlich von Sicilien.

53. luctantis. Die Winde bekämpfen sich stets, Ovid. met. I, 58-60: vix nunc obsistitur illis, Quin lanient mundum. Tanta est discordia fratrum, und bedürfen, damit nicht eintrete, was v. 58-59 gesagt wird, eines strengen Aufsehers. In dem Partic. luctantis, das übrigens auch zu temp. son. (dem Homer. θύελλαι ἠχήεσσαι) gehört, liegt also der Grund des folgenden imp. premit.

54. imp. premit, die Herrschaft ist den Beherrschten lästig, vgl. A. I, 285. X, 54. Die Worte vinclis sind, wie schon die Cäsur

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zeigt, mit dem Vorhergehenden zu verbinden.

56. arce. Den Palast des Aeolus hat man sich in der Nähe des Windberges zu denken.

58. ni faciat, thäte er es nicht, und es hängt von ihm ab, ob er es thun oder lassen will; ni faceret dagegen würde keine Rücksicht auf den freien Willensentschluss des Aeolus nehmen, sondern nur das Gegentheil von dem, was er wirklich thut, hinstellen. ferant verrantque Angabe der möglichen und wahrscheinlichen Folge, wogegen der Conj. Imperf. die nothwendige Folge anzeigen würde. Vgl. A. II, 599. VI, 292. XI, 912.

61. In welchem Verhältnisse stehen die W. montis altos zu dem vorhergehenden molem? insuper inpos., vgl. A. III, 579. Liv. XXI, 1: stipendio etiam insuper imposito; 45: castellum insuper imponunt.

62. foedere c., nach bestimmtem Gesetz, vgl. G. I, 60. IV, 158. A. IV, 520.

63. laxas steht proleptisch, iussus, als Vasall des Jupiter.

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Aeole, namque tibi divom pater atque hominum rex
Et mulcere dedit fluctus et tollere vento,

Gens inimicia mihi Tyrrhenum navigat aequor
Ilium in Italiam portans victosque Penatis:
Incute vim ventis submersasque obrue puppis,
70 Aut age diversos et disice corpora ponto.
Sunt mihi bis septem praestanti corpore Nymphae,
Quarum quae forma pulcherrima Deiopea,
Conubio iungam stabili propriamque dicabo,
Omnis ut tecum meritis pro talibus annos
75 Exigat et pulchra faciat te prole parentem.

Aeolus haec contra: Tuus, o regina, quid optes,
Explorare labor; mihi iussa capessere fas est.
Tu mihi quodcumque hoc regni, tu sceptra Iovemque
Concilias, tu das epulis accumbere divom

80 Nimborumque facis tempestatumque potentem.

Haec ubi dicta, cavum conversa cuspide montem Inpulit in latus: ac venti, velut agmine facto,

65. Der Satz mit namque giebt den Grund an, weshalb Juno sich gerade an den Aeolus wendet, vgl. A. I, 731. VII, 195.

66. et mulc. dedit, vgl. Hom. Od. X, 21-22.

69. submersasque obrue, versenke die Schiffe und bedecke sie mit den Wogen, so dass sie nicht mehr hervorkommen können.

70. disice. Die Alten schrieben für ji nur i.

73. conubio (so die richtigere Schreibung statt connubio. Die erste Sylbe ist lang), dreisylbig, s. Einl. p. VII. — propriam. proprius steht von dem dauernden Besitze, vgl. A. VI, 871. Ein Geschenk bietet die Juno an, weil sie den Aeolus zu einer Ueberschreitung seiner Macht verleiten will, denn einen Sturm auf dem Meere durfte der Windgott nicht ohne den Befehl des Neptun erregen, s. unten v. 13334. und 138-39. Uebrigens zeigt sich hier die Juno als Iuno pronuba, s. A. IV, 59. 166. Ein ähnliches Geschenk bietet Hera bei Hom. II.

XIV, 267 sq. dem Schlafgott an.

75. prole parentem, nicht viel verschieden von prolis par., denn wem wegen seiner Kinder der Vatername zukommt, der ist auch Vater seiner Kinder.

76-80. Aeolus lebnt alle Verantwortlichkeit für den von der Juno verlangten Eingriff in die Herrschaft des Neptun ab.

76. quid optes. Warum ist die LA. einiger Codd.: quod optas verwerflich?

79. concilias. Hätte Verg. dafür das gesagt, so stände diese Behauptung des Aeolus mit der Aeusserung der Juno in v. 65-66 im Widerspruch. Welche Steigerung liegt in den drei, sämmtlich mit tu beginnenden Sätzen?

82. Inpulit in l. Aeolus schiebt den Berg mit der umgekehrten Lanze etwas auf die eine Seite, d. h. richtet ihn auf der einen Seite etwas in die Höhe. velut agmine facto Warum steht hier velut bei agmine f. und nicht unten v. 434? vgl. G. IV, 67-87.

Qua data porta, ruunt et terras turbine perflant.
Incubuere mari totumque a sedibus imis
Una Eurusque Notusque ruunt creberque procellis
Africus et vastos volvunt ad litora fluctus.
Insequitur clamorque virum stridorque rudentum.
Eripiunt subito nubes caelumque diemque
Teucrorum ex oculis; ponto nox incubat atra.
Intonuere poli et crebris micat ignibus aether
Praesentemque viris intentant omnia mortem.
Extemplo Aeneae solvuntur frigore membra;
Ingemit et duplicis tendens ad sidera palmas
Talia voce refert: O terque quaterque beati,
Quis ante ora patrum Troiae sub moenibus altis
Contigit oppetere! o Danaum fortissime gentis
Tydide! mene Iliacis occumbere campis

Non potuisse tuaque animam hanc effundere dextra?
Saevus ubi Aeacidae telo iacet Hector, ubi ingens
Sarpedon, ubi tot Simois correpta sub undis
Scuta virum galeasque et fortia corpora volvit.
Talia iactanti stridens Aquilone procella
Velum adversa ferit fluctusque ad sidera tollit.
Franguntur remi, tum proram avertit et undis
Dat latus, insequitur cumulo praeruptus aquae mons.
Hi summo in fluctu pendent; his unda dehiscens

84. Mit der folgenden Beschreibung des Sturmes vgl. Hom. Od. V, 291-314. Zu beachten ist die Malerei in Wortwahl und Rhythmus in v. 87 u. 90.

92. frigore. Furcht und Entsetzen hemmen den Blutlauf, vgl. A. III, 175. XII, 905.

94. terque quaterque, vgl. Hom. Od. V, 306-12.

97. Tydide. Nur durch die Hülfe der Venus entging Aeneas dem ihm durch Diomedes, den Sohn des Tydeus, drohenden Tode, s. Hom. II. V, 239-318.

99. saevus H., der schreckliche Hektor, der im Kriege nicht schont, vgl. A. XII, 107. Achill, der Sohn des Peleus, heisst als Enkel des Aeacus der Aeacide.

100. Der lycische Fürst Sarpe

don wurde von Patroclus getödtet.
ubi tot Sim., vgl. Hom. II. XII,
22-23.

102 33. Vgl. Hom. Od. V,
313 sq.

102. iactanti. In iactare liegt immer der Nebenbegriff der leidenschaftlichen Erregtheit, in der man spricht, vgl. A. II, 588. IX, 621. X,95.

104. proram avertit. Die Winde haben sich mit den Wellen zum Untergange der Schiffe gleichsam verschworen: der Sturm also wendet das Vordertheil des Schiffes, damit nun die verbündeten Wellen das Ihrige thun können. Und sogleich kommt auch mit voller Wassermasse (cumulo) ein sich jäh auf das Schiff stürzender Wasserberg.

106. hi, d. h. die Personen auf diesen Schiffen.

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