Ecce deus ramum Lethaeo rore madentem 854. In dem Lethaeo rore und vi Stygia liegt eine Steigerung, denn der Lethaeus ros schafft mit dem Einschlummern nur gänzliches Vergessen der Sorgen, die den Wachen quälen; vis Stygia aber versetzt in Todesschlaf. 856. lumina solvit, er löst und schliesst die Augen, die vorher intenti auf die Gestirne gerichtet wa ren. 857. primos, s. zu A. I, 442. 858. cum puppis parte rev. C. gub., vgl. A. VI, 349-51. Wenn Aeneas später selbst die Lenkung des Schiffes übernahm, s. v. 868, so hatte er natürlich noch ein anderes Steuerruder an Bord; und wenn Niemand von dem Geräusch, das der mit einem Theile des Verdeckes und dem Steuerruder ins Meer fallende Palin. machen musste, erwachte, so schliefen eben alle recht fest. 864. scopulos Sir., s. Hom. Od. XII, 39-46. 865. quondam, einst, in früherer Zeit, im Gegensatze zu den Zeiten des Vergil, vgl. A. III, 704. 866. Tum dient zur Aufzählung, vgl. A. I, 164. V, 455. VI, 278. Tum sonabant et sonantes. rauca sonabant, s. zu A. II, 53. sale saxa sonabant. Durch die in diesen Worten gehäuften Zischlaute soll was nachgeahmt werden? 871. Nudus in ignota iac. ar. Ausserhalb des Vaterlandes seinen Tod zu finden, schien den Alten ein trauriges Loos, das zum schrecklichsten wurde, wenn die Leiche unbeerdigt (nudus) blieb. AENEIDOS LIBER SEXTUS. Sic fatur lacrimans classique inmittit habenas Landung auf Italiens Boden Die Sibylle. Aeneas in der Unterwelt. 1. Sic fatur lacr., vgl. Hom. II. I, 357. In gleich engem Anschlusse an das vorhergehende Buch beginnt Homer öfter seine Rhapsodien, vgl. Od. VII, IX, XIII. Eine Erklärung der Worte classique inmittit habenas giebt der Dichter selbst A. VIII, 707 u. 708. 2. Eub. Cumar. Liv. VIII, 22: Cumani Chalcide Euboica originem trahunt. 3. Obvertunt pelago pror, vgl. A. III, 549 u. s. z. A. II, 276 — dente tenaci, vgl. A. I, 169. 4. fundabat. Das Imperf. zeigt, dass dieser Satz als logischer Nebensatz des folgenden Satzes et Praet. p. zu nehmen ist (vgl. zu A. IV, 584): der Anker sicherte die Schiffe, und da u. s. w., also s. v.、 a. tum navibus ancora fundatis puppes praetexunt litora. fundare hat Verg. nach dem Vorgange des Lucretius (IV, 808: fastigia posse Surarum ac feminum pedibus fundata plicari) in der Bedeutung sichern, befestigen gebraucht. 7. Abstrusa in ven. sil., vgl. G. I, 135. A. I, 174. 8. rapit silvas, durcheilt in flüchtigem Laufe den Wald (um nämlich Wild zu erlegen), vgl. Stat. Theb. V, 3: acrior et campum sonipes rapit. - flumina monstr. Aeneas musste sich erst in Flusswasser reinigen, ehe er dem Tempel nahen durfte. Uebrigens vgl. zu A. I, 192. 5 At pius Aeneas arces, quibus altus Apollo Iam subeunt Triviae lucos atque aurea tecta. Daedalus, ut fama est, fugiens Minoia regna, 9. arces, die Anhöhe in der Nähe von Cumae, auf der sich der Tempel des Apollo im Haine der Hecate (Trivia, s. zu A. IV, 511) befand. - altus, der erhabene, vgl. A. X, 875. 10. horrendae. Der Anblick der insana Sibylla (s. A. III, 443) erfüllt mit heiligem Schauer, wenn sie als Prophetin des Gottes dasteht, vgl. unten v. 54 u. 55. in einiger Entfernung davon (von dem Tempel des Apollo). procul, 11. magnam cui mentem anim. mens' animusque sind zusammenfassender Ausdruck aller Geisteskräfte des Menschen, indem mens, als die Denkkraft, mit animus, als Bezeichnung der übrigen Seelenkräfte, verbunden wird. Dem Seher erhöht ein Gott, (hier der Delier, Apollo) diese Geisteskräfte (magnam mentem an. inspirat) in den Augenblicken, wo er die Zukunft schauen soll. 14. Daedalus, ein athenischer Künstler, der lange Zeit in Creta lebte und dem dortigen Könige Minos das Labyrinth erbaute. Später verfeindete er sich den Minos, der ihn mit seinem Sohne Icarus in das Labyrinth sperrte. Daedalus aber verfertigte sich und seinem Sohne Flügel von Wachs, und flog über das Meer in nördlicher Richtung (ad Arctos) nach Sicilien und dann nach Cumae, s. Ovid. met. VIII, 152-259. 18. Redd. his pr. terris, nachdem er hier zuerst dem Lande wiedergeschenkt war, vgl. A. I, 534. IV, 46. V, 798. 19. sacravit Rem. al., nämlich zum Dank für die gewährte Rettung. 20-30. Auf den beiden Thürflügeln des Tempels befinden sich zwei Bilderpaare, von denen das eine Scenen, deren Schauplatz Athen, das andere Scenen, deren Schauplatz Creta ist, darstellt. Die auf den vier Bildern dargestellten Begebenheiten stehen in historischem Zusammenhange. Androgeos, ein Sohn des Minos, siegte zu Athen in allen Spielen und wurde deshalb von den Athenern aus Neid ermordet. Minos rächte den Tod seines Sohnes und zwang die Athener (Cecropidae), jährlich 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen nach Creta dem Minotaurus als Opfer zu schikken. 20. Androgeo, griech. Genitiv Ανδρόγεω von Ανδρόγεως. 22. urna. Das Loos bestimmte Contra elata mari respondet Gnosia tellus: Non hoc ista sibi tempus spectacula poscit; die Jünglinge und Jungfrauen, welche nach Creta geschickt werden sollten. 24. Venus flösste der Pasiphaë, der Gattin des Minos, einer Tochter des Helios, zur Strafe dafür, dass sie dem Vulcan die Buhlschaft des Mars und der Venus angezeigt hatte, Liebe zu einem dem Minos vom Neptun geschenkten Stier ein. Pasiphae wusste diese unnatürliche Liebe auf eine listige Weise (furto) zu befriedigen und gebar den Minotaurus, ein Ungethüm, halb Mensch, halb Stier. Das erste Bild des zweiten Doppelflügels zeigte die Pasiphae, den Stier und den Minotaurus, das zweite stellte den Theseus dar, wie er sich durch den Faden der Ariadne aus den Irrgängen des Labyrinths rettete. cru delis heisst die Liebe zum Stiere, weil Pasiphae in ihr die Grausamkeit der Venus erfährt. In gleicher Weise lässt Ovid. met. III, 442 den Narcissus sagen: Ecquis, io silvae, crudelius, inquit, amavit? 26. Ven. nef., der scheusslichen Buhlschaft. 28. sed enim. Wie ist diese Par Auf tikelverbindung zu erklären? s. zu 33. omnia ist zweisylbig zu lesen, s. Einl. p. VII. 36. Die Sibylle hiess Deiphobe und war eine Tochter des weissagenden Meergottes Glaucus. 38. intacto. Hom. Od. III, 382: βοῦν ἀδμήτην, ἣν οὔπωὑπὸ ζυγὸν ἤγαγεν ἀνήρ. 39. de more bidentis, vgl. A. IV, 40 Talibus adfata Aenean Iussa viri nec sacra morantur Teucros vocat alta in templa sacerdos. 57. bidentes heissen die Opferthiere, 42-45. An der hinteren Seite des Tempels, die durch den senkrechten Felsen des Hügels gebildet war, zeigten sich viele Zugänge und Thüren zu der in dem Felsen befindlichen Höhle der Sibylla. Vor diesen Thüren, also noch im Tempel, standen die v. 124 erwähnten limen ist die Schwelle der arae. Höhle. 48. Non comptae mansere, s. zu A. III, 370. Die Wahrsager trugen gelöstes, um den Kopf hängendes Haar (crines sparsos, in terga solutos). 49. mai. videri. Der Infin. dient hier zur näheren Bestimmung des vorhergehenden Adj., vgl. Hor. Od. I, 19, 7: lubricus adspici. IV, 2, 59: niveus videri. 50. mortale sonans, s. zu A. I, 328. 53. Atton. dom. Die Wohnung wird personificirt und einem Menschen gleichgestellt, dem die Nähe eines Gottes Besinnung und Sprache geraubt hat; erst das Gebet des Aeneas wird der Wohnung den Mund wieder öffnen (dehiscent); vgl. Lucan. II, 21: sic funere primo Attonitae tacuere domus. 57. qui Par. dir. tela, s. Hom. II. XXII, 359. 58. Aeac., s. zu A. I, 99. Wesshalb fügte Verg. zu maria noch den Zusatz: magnas obeunt. terras hinzu? 60. Mass. gentis, s. zu A. IV, 132. Syrt. arv., s. z. A. IV, 41. 61. Iam tandem, endlich einmal, vgl. A. X, 890. XII, 497. — Italiae fug. s. A. V, 629. |