Nesciat et tantos rumpi non speret amores, At regina dolos quis fallere possit amantem? Dissimulare etiam sperasti, perfide, tantum Nec te noster amor, nec te data dextera quondam, Quin etiam hiberno moliris sidere classem Et mediis properas aquilonibus ire per altum, Crudelis? Quid, si non arva aliena domosque Mene fugis? Per ego has lacrimas dextramque tuam te 293. Tempt. aditus. Zuerst muss Aeneas zu erforschen suchen, wie die Dido überhaupt wol seinen Entschluss aufnehmen wird; dann erst kann er den günstigsten Moment suchen und nachdenken, wie er ihr die Sache am schonendsten vortrage. 298. Omnia tuta timens. Dido fühlte sich im Besitze des Aeneas nicht sicher, sah daher überall Gefahr und merkte bei der grossen Aufmerksamkeit, mit der sie alle Schritte der Trojaner verfolgte, bald das Vorhaben des Aeneas. Als sie hierüber schon ausser sich war, bestätigte ihr dieselbe gottlose Fama, welche den larbas schon in Harnisch gesetzt hatte, die Vermuthung, welche das wahrgenommene Treiben der Trojaner in ihr geweckt hatte. 301-303. Alle drei Jahre wurden in Theben die Bacchanalien Nachts auf dem nahen Berge Cithaeron gefeiert. Beim Beginn der Feier wurden die Tempel geöffnet und die darin aufbewahrten heiligen Gefässe hervorgeholt (sacra commovebantur). Dann vernahm man den Ruf: Io Bacche! und nun stürmten die Bacchantinnen, Thyiaden oder Mänaden genannt, in Felle von Hirschkälbern gekleidet, den Thyrsus schwingend und Handpauken schlagend, auf den Cithaeron. 305. Dissim. etiam. Der Entschluss, sie zu verlassen, ist nach der Ansicht der Dido schon ein Frevel; wie vielmehr nun gar das Bemühen des Aeneas, diesen Entschluss vor ihr zu verbergen. 309. mol. classem, vgl. A. III, 6. 295 300 305 310 315 Quando aliud mihi iam miserae nihil ipsa reliqui - Exstinctus pudor et, qua sola sidera adibam, Fama prior. Cui me moribundam deseris, hospes, 335 Promeritam; nec me meminisse pigebit Elissae, 329. qui te tamen ore referret, der, wenn ich dich selbst nicht besitzen kann, doch dein Ebenbild darstellte. So steht tamen öfter elliptisch, den Widerspruch nur andeutend, besonders wenn man zu seiner Beruhigung das Geringere, was bei einem Verluste bleibt, anführt, vgl. A. X, 509. E. 10, 31. 330. capta, s. v. 326. 332. obnixus curam. Aeneas bekämpfte den inneren Schmerz und liess den Eindruck, den die Worte der Dido auf ihn gemacht hatten, nicht an sich sichtbar werden. 335. te promer., nämlich de me esse ea, quae plur. fando en. vales. Elissae. Die Dido hiess auch Elissa. 336. dum spirit., vgl. Hom. Il. IX, 609. 337. Pro re, für meine That, zur Speravi, ne finge, fugam, nec coniugis umquam Rechtfertigung meines Vorhabens; vgl. Sall. Iug. 102, 12: Pauca pro delicto suo verba facit. Diese Rechtfertigung führt Aeneas im Folgenden in welcher Weise? 338. nec c. u. praetendi taedas, ich habe nie die eheliche Fackel (s. oben zu v. 18) dir vorgetragen (d. h. dir vortragen lassen), habe also die Ehe mit dir nie beansprucht; aut haec in f. v., habe auch diese Verbindung nie gesucht (eig. bin nicht hierher gekommen, um solche Verbindung zu schliessen). 341. meis auspiciis, nach dem eigenen Sinn, s. oben zu v. 102. und vgl. Hom. Od. XVI, 148. 342. primum, vor Allem. 343. Rel. meorum, die Ueberreste, Trümmer von dem, was die Meinen besassen, also: ich würde mit ganzer sorglicher Liebe der Vaterstadt, auribus hausi. 340 345 350 355 360 Desine meque tuis incendere teque querellis; Talia dicentem iamdudum aversa tuetur 360. Vgl. Hom. II. IX, 612. 362. aversa tuetur, vgl. Hom. II. III, 427. Entrüstet über das, was sie hört, und mit stolzer Verachtung (daher unten v. 414. animos) blickt Dido den Aen. von der Seite an und mustert ihn von Kopf bis zu Fuss. 364. Lum. tac., mit schweigenden Blicken, d. b. sprachlos vor Erstaunen und Zorn. 365-367. Vgl. Hom. Il. XVI, 33-35. Hyrcania lag unweit des Caucasus am kaspischen Meere. 368. Mit den Fragen dieses V. rechtfertigt sich Dido wegen der harten Vorwürfe, die sie dem Aen. so offen gemacht hat, und begründet diese Rechtfertigung durch die Fragen in den beiden folg. Versen, denn der Sinn ist: diese Vorwürfe mache ich dir, denn ich verhehle meinen Zorn nicht, ziehe mir durch die Aeusserung desselben auch kein härteres Loos zu, da ich sehe, dass du gegen die Stimme der Scham, der Liebe und des Mitleids völlig taub bist. Jene Rechtfertigung aber in v. 368. ist gegen den Vorwurf gerichtet, den man der Dido machen könnte, sie entfremde sich den Aeneas durch ihre Vorwürfe noch mehr, statt sich zu stellen, als ob sie seinen Worten nicht glaube, und sich zu bemühen, ihn durch Liebkosungen von seinem Vorhaben abzubringen. quae me ad mai. res., zu welcher grösseren Kränkung spare ich mich auf? vgl. A. V, 625. 369. ingemuit. Warum die dritte Person? fletu nostro. Welcher Casus? 371. Quae quibus anteferam, was kann ärger noch sein? 372. oculis aequis, mit gelassenen Augen. 373. In welchem Zusammenhange stehen die Worte nusquam tuta fides mit dem Folgenden? 379. is labor, ea cura, s. z. A. II, 171. Sollicitat. Neque te teneo, neque dicta refello; At pius Aeneas, quamquam lenire dolentem 380 385 390 Multa gemens magnoque animum labefactus amore, 395 Iussa tamen divom exsequitur classemque revisit. Tum vero Teucri incumbunt et litore celsas Migrantis cernas totaque ex urbe ruentis. 382. pia num. Sofern die Götter selbst fromm sind, werden sie Gottlosigkeit, in welcher Gestalt sie auch auftrete, bestrafen. Uebrigens vgl. A. II, 536. IX, 446. 384. Sequar atris ign. Der Gedanke ist: lebend und todt werde ich dich wie eine Furie verfolgen, wird mein Bild dir vor der Seele stehen. So gut sie selbst, obwol sie in Karthago bleibt, ihn verfolgen kann, so gut kann es auch nach ihrem Tode ihr Schatten, obwol er in der Unterwelt weilt. Die Worte atris ignibus erwecken die Vorstellung der Furien. Mit dem Ganzen vgl. Horat. epod. 5, 91–96: Quin 400 · 405 |