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Schlachten über die ungleich größere Armée des
Darius. In sechs Jahren bezwang er Me=
der und Perser, Babylon und Aegyp
ten. Er spielte die Rolle eines der größten
Eroberer; allein sein, Reich wuchs schnell zu einen
Koloß heran, deffen Ausdehnung und Schwere
nur dazu geeignet war, das Los der Zertrümme-
rung zu beschleunigen.
Es hieng lediglich an
dem einzigen Lebensfaden Alexanders, und stürz-
te sogleich bey seinem Tode unter den Fehden sei-
ner eigenen Generale zusammen, die seinen Bru-
der, seine Mutter, seine Schwester und Kinder
um das Leben brachten, und sich in seine Schäße
und Lånder theilten; und so zerfiel dieser mit
Strömen von Blut gefårste Staat in vier be
sondere Reiche: in das macedonische, asias
tische, syrische und ägyptische.

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12.

Karthago schwang sich zu einer Größe empor, welche ganz dazu geeignet war, Roms Nebenbuhlerinn zu werden. Am Mittelpunkte des mittelländischen Meeres gelegen, und dem Orient und Occident gleich nahe umfaßte es durch die Meere, die es mit seinen Flotten bedeckte, alle Regionen der bekannten Welt. Die Schäße

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von so vielen seiner Industrie zinsbaren Natio= nen flossen, nachdem sie in den zahlreichen Kolonien umgelaufen waren, in seine Mauern zufammen. Karthagos Reichthum war so groß, daß es glaubte mit goldenen Waffen jeden Feind zu, Boden zu werfen, der sich mit Eisen vertheidig

Die Karthaginenser beschäftigten sich nur mit der Berechnung des eroberten Goldes; und indem sie lieber Soldaten bezahlten, als selbst Soldaten waren, so erkauften sie das Blut tapferer Völker, die des Geldes bedürftig waren. Karthagos Macht und Gold erzwang sich dann von allen Seiten Bundesgenossen, derer fonderheitliches Interesse aber von jenem der allgemeinen Konföderation weit entfernt mit jenem der großen › Maschine nur ganz schwach zusammenhieng. Karthagos Handlung und Reichthum konnte nicht an ders, als die mächtigen Nachbarn reizen, vorzüg lich das große Rom. Lange beobachteten sich die Hauptstädte von' Afrika und Italien: Karthago und Rom. Sie schienen ihre gegensei tige Kräfte abzuwägen, und verbanden sich in der Zwischenzeit durch wichtige Traktaten, bis gleichwohl der Zeitpunkt eintratt, die Ehrlichkeit einzuschläfern, und sie der Konvenienz aufzuop fern. Sie fürchteten sich mehr, als sie sich haßten: da aber vom Mißtrauen zum Haß zwischen

zwey Mächten, die auf gleiche Weise nach Herrschaft streben, nur ein Schritt ist; so brach endlich das gewaltige Feuer aus, welches einen, oder den andern Staat verzehren sollte. Mit Staunen und Entfeßen liest man die punischen Kriege. Außerordentliche Begebenheiten drången sich zusammen: außerordentliche Männer und Helden tretten in beyden Republiken im Innern, und im Felde auf: außerordentliche Intriken werden gespielt. Iht zittert Rom; ißt zittert Karthago. Nach der fürchterlichen Niederlage, welche Hannibal der römischen Armee ben Cannå verseßte, wobey 70,000 Römer auf dem Schlachtfelde blieben, und Hannibal 3 Schäffel voll goldner Ringe, die man den niedergehauenen römischen Rittern abgezogen hatte, nach Karthago übersandte, schien das Schicksal Roms nur an einem Faden zu hangen. Schon glaubte man, wie gemeiniglich bey großen Umwälzungen, am Ende zu seyn, weil Rom in Verwirrung gerathen; allein mit einem Male kehrt Rom zur Be: sinnung zurück, der römische Muth erhebt sich, die Funken des Patriotismus lodern in Flammen auf, und Rom und Karthago standen wieder wie ungeheuere Riesen gegen einander. Es wurden gewaltige Schlachten mit abwechselndem Glücke geliefert; allein die Kabalen, die in Karthago

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felbst von einer Faktion gegen Hannibal geschmiedet wurden, waren schon in sich die Vorbereitung zu Karthagos Untergang. Die Niederlage bey Zama, wo Hannibal an Scipio seinen Mann gegenüber gefunden, nöthigte Karthago zu dem schimpflichsten Frieden. So erniedrigend aber Dieser Friede war, so waren dennoch Roms Abfichten noch nicht erreicht; denn Karthago existirte noch, und dürfte noch immer der Gegenstand des römischen Hasses bleiben. Es wurden neue Fehden eingeleitet, und Roms Entschlüße giengen im letzten punischen Kriege dahin, den Krieg nicht eher zu endigen, als bis Karthago dem Erdboden gleich gemacht wåre. Rom segte dieses endlich durch Waffenglück, durch Rånke, und alle jes ne Springfedern durch, die ein Staat beym Un tergange eines Andern in Bewegung bringt und Karthago war dahin. Aug. W. 4. M. G.

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13.

Rom, welches schon ehevor sowohl unter den Königen, als in den Tagen seiner Freyheit verschiedene Perioden durchwandert hatte, stand nun nach der Eroberung von Karthago nichts mehr entgegen, die Herrschaft der ganzen Welt an sich zu reißen. Die mehrsten Königreiche wurz

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den zu römischen Provinzen gemacht. Man mußte sich glücklich schäßen, ein Bürger, ein Bundesgenoß, ein Vafall des großen Roms zu seyn, und Cicero bekannte es öffentlich:,,Rom habe durch die Vertheidigung seiner Aliirten die Erde erobert." Allein der Geist der Faktionen, Herrsch gierde, Luxus, und der gänzliche Verfall der Sitten machten endlich diese stolze. Gebieterinn des Erdbodens zur Sclavinn der Leidenschaft eines jeden; wenn er nur Muth besaß, auf den Trümmern der Freyheit sich zu erheben. Selbst die Unterjochung so vieler Nationen war eine Vors bereitung ihres Sturzes. Natur und. Despotissi mus vereinigten sich, sie für die Ungerechtigkei ten zu züchtigen, durch welche sie unabhängige Völker in ihre Ketten geworfen, die Moral sammt dem guten Menschen verbannt, Tempel und Göt: ter entehret hatte. Roms Freyheit verschwand. Kein Strahl bürgerlicher Zufriedenheit erschien mehr auf den Stirnen des gedrückten Volks. Ungeheuer von Menschen beherrschten es als Kaifer. Der Glanz der römischen Ritter war dahin: die ansehnlichsten Familien verschwanden: Profcriptionen und Todesurtheile wurden zur Tagesordnung: die Freyheit zu reden ward 'erstickt: Eigenthum und Rechte verleßt. Das Milis tår entschied am Ende über den Scepter, und

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