58. Wo persönliche Leidenschaften das Haupttriebwerk politischer Entwürfe sind, dort hdret das Gleichmaaß politischer Verhältnisse entweder ganz auf, oder es wird wenigst gestöret. Kandler G. d. r. Polit. p. 129. 59.-Auch der Handel war sehr oft im Spiele. der Umwälzungen. Die ganze Größe der Karthaginenfer gründete sich bloß auf den Handel, welches immer mißlich ist, und nur dazu dient, eine Nation groß zu machen, den Sieger anzulocken, und das Opfer zu seinem Tode zu schmücken. Goldsmit Ge schichte der Römer. 60. Der Handel ist an und für sich geneigt, die Vortheile der Menschen in Kollision zu bringen. Was wird er erst alsdann für eine feindliche Gestalt annehmen, wenn er zu einem Nationalinteresse wird? Garve. 61. Wo nicht Ehrgeiz die Haupttriebfeder war, auf Eroberungen auszugehen; da reizte der Handel, oder der glückliche Boden. o ward Persien das Opfer des Macedos niers so glänzte und wirkte Karthagos Handel und Reichthum auf Rom: so sehnte fich Pyrrhus nach Italien und Afrika: So wähis te Constantin den Handel und die schöne Las ge von Byzanz: Brennus den Klusiners Boden Sultan den Wein von Cypern : Rom das fruchtbare Sicilien: Spanien die Gold und Silberbergwerke von Peru: Enge Iand die an Produkten reichen Inseln. So fuchte Schweden die Kornkammern von Schonen, Halland, Bleckingen; und Rußland beffere Himmelsstriche und Meerbusen. So wurs de um die Herrschaft der Meere, um offene Füße und Häven, um Handlungs- und Leges städte, um Kommerzialstrassen und Brücken ges rauft. So wurden Meere und Flüße zusammen getrieben. So reißten Stahl und Eisen, Mar. mor und Salinen, Wolle und Hopfen, Fabriken und Leinwand. T - 62. Der Sud war von jeher der Reiz des Norden, und die größten Eroberungen und Umwälzungen geschahen Norden oder Nordost. Chaldäa wird durch die Affyrier gestürzt : die Assyrier durch die Meder: die Perfer durch die Griechen: Die Griechen durch die Parther: Karthago durch die Römer: Die Römer durch die Gothen. So werden die Araber von den Türken vertrieben: Die Türs ken von den Tartarn: Die Gallier von den Anglen, die Unglen von den Scoten. So dringen die Franzosen nach Spanien, Neas pel 2c. So dehnt sich Gustav Adolph in das Herz von Deutschland aus: fo Karl XII nach Pohlen: so Fridrich II König von Preu: ßen nach Schlesien u. s. w. 63. Macht und Herrschbegierde des Frauenzim= mers; oder dessen Einfluß in die Staatsgewalt, oder in die öffentlichen Sitten haben Manchen um seine Krone, manches Reich um seine Selbstständigkeit, manches Land um seine Ruhe ge= bracht. So hebt fich Semiramis empor; fie stürzt Medien, Aegypten, Lybien, und dringt bis nach Indien. So steigt Uthalia über die Leichs name der königlichen Familie auf den Thron. So reißt Kleopatra das Scepter von Wes gypten an sich; nachdem sie Mann und Sohn aus dem Weg geräumt. So wüthen die bey den Aspasien. - So wirken Livia, Mes falina, Agrippina, Popäa zum Sturze römischer Familien- und auswärtiger Provinzen. So erschüttern Constantia und Eudoria den Staat, und die Kirche. So sehen Freden gund und Brunehild ganz Frankreich in Flammen. So wird Heinrich VIII König von England durch einige seiner sechs Gemahlinnen zu den traurigsten Handlungen bestimmt. 1 So zitterte der Thron von Neapel unter der Königinn Johanna, So tretten unter denfranzösischen Königen Kärl IX Ludwig XI Ludwig XIV mächtige Frauenzimmer auf, denen Republiken, und Gekrönte schmeicheln müßen; dagegen andere sinken. Mehr dann einmal uns terlag felbst die Politik der Liebe. Wie thätig zeigten sich nicht für den Bund Voltärs die Herzoginn von Anville, die Markis finn Syllery, die Frauen von Condorcet, Nes ker, Pastoret, Stahel, Coigni, Roland, Meis court u. a. wie groß war ihr Einwirken auf die öffentliche Opinion? Man bemerkt überhaupt bey großen Frauens regierungen, oder ihren Einflüßen in dieselben, daß sie selten im Mittel geblieben. Sie haben entweder durch ihre weisen Unstalten, durch den Geist und Entschloffenheit die Männer beschämt, oder sie an Arglist und Bosheit übertroffen. 64. Wer wagt es nun unter so vielen, so mannigfaltigen Springfedern, die alle zur Zerstd= rung wirken, für die Dauer der Reiche und Staaten gut zu stehen? 65.,, Vorübergehend ist also alles in der Geschichte. Die Aufschrift ihres Tempels heißt: Nichtigkeit und Verwesung. Wir tretten den Staub unsrer Vorfahren, und wandeln auf dem eingesunkenen Schutte zerstörter Menschenverfassungen, und Königreiche. Wie Schatten giengen uns Aegypten, Persien, Griechenland, Rom vorüber, wie Schatten steigen sie aus den Gråbern hervor, und zeigen sich in der Geschichte. Und wenn irgend ein Staatsgebäude sich selbst überlebte, wer wünscht ihm nicht einen ruhigen Hingang. Wer fühlt nicht Schauder, wenn er im Kreise lebendig wirkender Wesen auf Todtengewölbe alter Einrichtungen stößt, die den Lebendigen Licht und Wohnung rauben? und, wie bald, wenn der Nachfolger die Katakomben hinwegräumt, werden auch seine Einrichtungen dem Nachfolger gleiche Grabgewölbe dünken, und von ihm unter die Erde gesandt werden." Herders Ideen zur Phis losophie der Geschichte der Mensch. III B. p. 301, 66. Was Erdbeben, Ueberschwemmungen und Vulkane in der Erdgeschichte: Was Raubthiere in der Geschichte der lebendigen Natur sind; das sind die verwüstenden Anstalten und Thaten der Völker in der Weltgeschichte. Von diesem Saße geht der Verfasser der neuen Welt und Menschengeschichte aus, = |