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und Kriegsoperationen Ereignisse gesehen, woben man glaubte alle verwickelten Gånge der Politik erschöpft zu haben; das Einfachste aber, die Gez schichte beseitiget hat. Macht und Aufklärung haben die Menschen geblendet, daß sie glaubten, unter diesen hohen Schuhwehren könnte sich das nimmermehr ereignen, was sich einst zugetragen hat.

Der Weise verliert auch die lange vergangenen Begebenheiten nicht aus den Augen; wenn sie ihm gleich durch die Entfernung, wie die Sterne, klein zu seyn scheinen. Er sieht das Große auch im Kleinen.

,,Dem Staatsphilosophen, behauptet der Verfasser der neuesten Memoiren, wird das Gute wie das Schlimme, das Ordentliche, wie das Außerordentliche, das Gewöhnliche, wie das Ungewöhnliche nicht auffallen; wenn er mit der bisherigen Penetration ausgebildet den Gang der Ereignisse genau beobachtet; wenn er nach seinen Indikationen das Vergangene mit dem Gegenwärtigen kombinirt, und wenn er dadurch das Zukünftige, so weit seine Daten reichen, bevorsicht; denn hierinn beruht doch allerdings der große Koder der Politik.“

„Die Geschichte, sagt Herr von We

stenrieder in seiner Vorrede zur B. G. schårfet unsern Wig, bereichert, bildet und står= ket unsern Verstand, und mäßiget unsre Begierden zum Ruf der Weisheit. Ein Gesetzgeber, ein Heersführer findt Rath, und findt die Erklärung einer wichtigen Aufgabe, die ihn etwa verlegen macht. Was er sucht, ist lange da ge: wesen, und schwerlich kann ihm etwas begegnen, wovon er nichts Aehnliches finden sollte."

„ Nichts, sagt Diodor, kann angenehmer und nüßlicher seyn, als wenn man auf dem großen Theater der Menschheit, welches die Geschichte uns öffnet, durch fremde Gefahren, ohne eigenen Nachtheil klug, und weise wird,` und Bey= spiele aus allen Arten des menschlichen Lebens sammelt, die man zu seinem eigenen Vortheil jedesmal anwenden kann. Sie bringt uns bis zum ge= heimsten Kabinet, und den verborgensten Berathschlagungen der Großen führt Thaten aus den entferntesten Jahrhunderten hervor zeigt das Entstehen den Fortgang und den Umsturz der blühendsten Staaten entwickelt die Ursa= chen des Unglücks, das Privatpersonen und ganze Provinzen und Reiche betraff — stellt Månner auf, die in wichtigen Dingen auch mit ihrem eignen Schaden die Bahn brachen läßt es nie an

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Erfahrungen fehlen, und lehrt (wie es allemal die

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Dingen Klugheitsregeln für die Zukunft sammeln, und Grundsäge zur glücklichen Führung des Le

bens festsegen."

p. 875.

Ulrichs moral. Encyp.

§. 19.

Würden jene denkenden Köpfe und Staatse månner, die sich in Italien, in Frankreich, in England, in Desterreich, in Schweden, Dånemark, Preußen 2c. 2c. durch politische Kombinationen in den vorigen Zeiten ausgezeichnet haben, heut zu Tag leben, wie zufrieden würden sie sehen, daß manche ihre Weissagungen so pünktlich in Erfüllung gegangen sind. Paruta, Bolinbroke, Gordon, Mazarin, Richelieu, Montesquieu, Bernstorf, Kauniz, Herzberg u. a. m. würden uns beneiden, daß es uns nunmehr leichter ges worden, die wiederholten Ereignisse zur richti gern Vorhersehung anzuwenden.

Die Griechen konnten sich nur in den Staatsverånderungen der Morgenländer unterrichten: die Römer konnten sich schon durch Beyde belehren: Wir aber haben die Geschichte und Erfahrungen von mehr, dann vier

Jahrtausenden vor uns. Welch ein gros Bes Lehrbuch!

§. 20.

Die Welt wird ålter: Die Ereignisse wiederholen sich: Die Belege werden angehäuft: Die Erfahrungen wachsen: Steigen, und Fallen; Fals, len, und Steigen ist der beständige Wechsel der füblunarischen Welt. Unzählige Aehnlichkeiten stellen sich dem Forscher der Geschichte dar.

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Alles hat auf Erden geblüht, was blühen konnte; jedes zu seiner Zeit, und in seinem Kreis se: es ist abgeblüht, und wird wieder blühen; wenn seine Zeit kömt. " Herders Ideen zur Geschichte der M. III Tom. p. 298.

Die Geschichte zeigt uns bey dem Lose der Reiche, wie bey den Menschen, Kindheit, Jugend, männliche Jahre, und hohes Alter; eine Spur von ewiger Dauer zeigt sie uns nicht.

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,, Die Idee von einer ewigen Dauer der Staaten konnte mur von solchen Philosophen gebilliget werden, die, indem sie die Gemeinschaft aller Dinge wieder hervorsuchten, nicht Bürger eines Staats; sondern Weltbürger heißen wolls ten, und entweder aus thōrichtem Stolze, oder aus Gewöhnung an metaphysische Abstraktionen, øder sich beym schmerzlichen Gefühle der gemeinschäftlichen Schwäche einen elenden Trost zu vers

schaffen, ein Vaterland erträumten, das erst mit dem Untergange der ganzen Schöpfung ebenfalls zu Grunde gehen sollte." Philosophie der Ge schichte.

Wer wird endlich so thöricht seyn, und be: haupten wollen: Die gegenwärtige Gestalt der Dinge, welche der Geist der Zeit herbeygeführt, håtte den Weltbegebenheiten eine solche Richtung und Festigkeit gegeben, daß das Ehmalige nicht wieder erscheinen dürfe: das große, schnell ent: wickelte Werk wåre weit über die Vorzeit erhaben, und biete jedem Einsturze, und der Verwesung troß.

Möge das Universum in vielen Kenntnissen, in Künsten, und Erfindungen fortschreiten! Die Natur hat noch zu vieles in sich; worüber sich unsre spåtern Nachkommen wundern werden, daß weiland Aufgeklärte

wir

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es nicht gewußt haben. Allein im Reich der Sitten, und der Poz litik wird sich die Bewegung, wie bisher, bald fortschreitend, bald rückgängig zeigen, und der Rang der Jahrhunderte noch lange unentschieden bleiben.

$. 21.

Wenn um das Verewigungssystem noch keiz ne Anwendung gefunden hat:

Wenn kein Reich, und keine Verfassung der Ewigkeit trogen kann:

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