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20.

Karl III der Dicke genannt, wurde von der Generalversammlung der Stånde unfähig erklårt, dem Königreiche långer vorzustehen; weil man einige Unrichtigkeiten in seinem Geiste bemerkte. Sogleich war er von dem ganzen Volke dergestalt verlassen, daß nicht einmal ein Domestike bey ihm geblieben. Dieser unglückliche Fürst würde Hungers gestorben seyn; wenn fich nicht der Bischof von Mainz seiner erbarmet hätte.

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21.

Die Einwohner von Lisabon trugen sich mit Ungestimm dem Don Pietro von Portugall, Vormunder des Königs Alphons V an, ihm zu Ehren auf öffentlichen Plågen Statuen zu sehen.,,Meine Freunde, antwor tete der Infant, wenn ich es euch wirklich gestatte; so wird dennoch ein Tag kommen, wo fie euere Kinder wieder zerstören werden."

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22.

Bey dem Begriffe von Freyheit ist das Volk nie im Mittel geblieben. Entweders giengen von ihr nur Wuth, und Zerstörung aus;

oder das Volk begnügte sich mit dem bloßen. Namen einer freyen Nation. Wenn auf einer Fahne nur Freyheit stand: wenn man diesen Namen nur mit Achtung nannte: wenn er auf dem Papier nur mit großen Buchstaben geschrie: ben war, oder auf den Münzen glänzte: wenn auch der gemeinste Mann sich einer Wahlstimme rühmen konnte; so hielt man sich für frey. August war schon im vollen Besige der Alleinherrschaft, und doch glaubten die Römer, noch frey zu seyn; weil er seinem Staate den Namen Republik gab, und Republikaner zu beHerrschen äußerte. Die Engländer unter Cromwell hatten einen solchen Haß gegen das Königthum, daß sie sich weigerten zu bethen: zukomme uns dein Reich fondern: deine Republik: Dennoch ertrugen fie geduldig ein despotisches Protektorat. Karl V. sagte von den Holländern, es gebe kein Volk, welches die Dienstbarkeit mehr hasse, und geduldiger ertrage, als die Holländer. - Von dem Neapolitanischen Volke sagte der Prinz Eugen: „Man müße ihm Maulkörbe anwerfen; diese aber mit Honig bestreichen, um ihnen die Beschwerden derselben vergessen zu maz chen.“

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23.

Wie sehr haben sich nicht die Meynungen unsers Zeitalters herumgedreht? wie vielerley Konstitutionen kamen auf die Bahn, und bey jeder wurde gerufen: „Es lebe die Konstitution! Wie verschieden waren die Gestalten, welche die Göttinn der Freyheit angenommen! Es gab eine Freyheit unter La Fayette: Freyheit unter Brissot: Freyheit unter Robertspierre: Freyheit unter Merz lin: Freyheit der Konsuln. Und bey jeder rief das Volk: Es lebe die Freyheit! — Doch nicht Paris allein ist es, das man dies fer Wankelmüthigkeit beschuldigen kann. Wie der Hall von dieser Hauptstadt ausgegangen; so gieng er allemal auch von einem großen Theile des Auslandes zurück,

IV.

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eine bedenkliche Sache.

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u einem Bündnisse gehören gemeinsar mes Interesse, aufrichtiger Bundessinn, vertragsmåßige Uibereins kunft, Erfüllung der Bundespflicht, Anstrengung der Kräfte, Beständig= keit und Ausdauern.

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2. Wenn dieses die Moral und das Völkers recht fordern; so sagt uns die Politik und die Erfahrung ganz etwas anders.

3. Mißtrauen und Uneinigkeit sind gemeiniglich das Los der Koalitionen.

4. Alciatus vergleicht die Bündnisse der Fürsten mit einer Cithar, wo, wenn eine Saite sich verstimmt, der ganze Akkord in Verz wirrung geräth.

5. Die Allianzen, sagte Richelieu, gleichen einem Spiele, das man erst durch den Kauf einer Karte machen will. Das Spiel mag gewonnen, oder verlohren seyn; so wirft man die Karten wieder weg; weil man glaubt, daß sie zum künftigen Spiele nicht mehr taugen.

6. Die Alliirten, schreibt Friedrich II behan delt man leider, wie die Freudenmåd= chen, nach dem einmal angenommenen Grundsah, daß sie bezahlt werden. Man seht sich über alle Anstrengungen, Erlittenheiten, und Reklamationen mit einer politischen Gleichgiltigkeit, oder höchstens einem leeren Bedauern hinweg.

Oder es werden Hunderttausend erarmte Unterthanen die Spielmarken, womit man die Bes zahlung leistet.

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