Zur Textgeschichte des Klopstock'schen Messias

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W. Werther, 1879 - 62 pages
 

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Page 129 - Lieber, nun es verdeutscht und bereit ist, kann's ein jeder lesen und meistern; läuft einer jetzt mit den Augen durch drei oder vier Blätter und stößt nicht einmal an, wird aber nicht gewahr, welche Wacken und Klötze da gelegen sind, da er jetzt über hingehet, wie über ein gehobeltes Brett, da wir haben müssen schwitzen und uns ängsten, ehe denn wir solche Wacken und Klötze aus dem Wege räumeten, auf daß man könnte so fein daher gehen.
Page 137 - Veränderungen und Verbesserungen aber, die ein Dichter, wie Klopstock, in seinen Werken macht, verdienen nicht allein angemerkt, sondern mit allem Fleiße studieret zu werden. Man studieret in ihnen die feinsten Regeln der Kunst; denn was die Meister der Kunst zu beobachten für gut befinden, das sind Regeln.
Page 68 - Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet, Und durch die er Adams Geschlechte die Liebe der Gottheit Mit dem Blute des heiligen Bundes von neuem geschenkt hat.
Page 29 - ... Das zweyte Vorurtheil ist, von dem vorhergehenden, wenig unterschieden. Es bestehet darin, daß man glaubt, ein ieder, der gesunden Verstand hat, müsse vermögend seyn ein Gedicht zu verstehen. Es können überaus mittelmäßige Geister, dennoch einen gesunden Verstand haben. Die höchste Poesie ist eine Sprache der Götter, und schwinget sich so hoch über die gewöhnlichen Begriffe, daß sie über den Horizont der meisten Leute geht. Sie bringt so viel Licht in die Gedichte, daß mittelmäßige...
Page 12 - Kürbisbrey aufgetischt. Sie war in ihrem sechzehnten Jahre, und hatte seit kurzem wieder von guten Reben gekostet, als einer zu ihr kam, der gleich bei ihrer ersten Erblickung ernst, und von der wechselnden Röthe und Blässe der schnellentstehenden Liebe ergriffen wurde. Das soll sie ihm nie vergessen haben. Auch hat sie, wie man erzählt, nur vor ihm getanzt. Es ist 'von ihm des Fabeins noch mehr. Er brach ihr, heisst es weiter, .... die man gutedel nennt, .... getroffen war; und von dem soll...
Page 9 - Mutterleibe korrekt waren, so werden sie auf diesem Wege nimmermehr dazu gelangen. Pope sagt, die letzte und größte Kunst sei das Ausstreichen, und für einen Menschen wie er, der immer nur Verse und niemals ein Gedicht hervorgebracht hat, mag es hingehen; sonst aber sollte man denken, es wäre eine viel größere Kunst, nichts hinzuschreiben, was man wieder auszustreichen braucht.
Page 5 - So ist es zum Beispiel nicht zu viel gesagt, wenn wir behaupten, daß ein verständiger fleißiger Literator durch Vergleichung der sämtlichen Ausgaben...
Page 89 - Ein getreues Herze wissen, Hat des höchsten Schatzes Preis; Der ist selig zu begrüßen, Der ein treues Herze weiß. Mir ist wohl bei höchstem Schmerze, Denn ich weiß ein treues Herze. Läuft das Glücke gleich zu Zeiten Anders, als man will und meint, Ein getreues Herz hilft streiten Wider Alles, was ist feind.
Page 10 - Leute geschwiegen; u hätte es doch so zieml. in meiner Gewalt gehabt, sie nicht allein bis zu Ihrem völligen Unrecht, sondern auch zu ihrer völligen Lächerlichkeit, auch nicht allein bis hierher, sondern auch bis zu ihrer gar besonderen Abgeschmaktheit herunter zu bringen.

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