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815 agmina, quem iuxta sequitur iactantior Ancus, nunc quoque iam nimium gaudens popularibus auris. Vis et Tarquinios reges animamque superbam, ultoris Bruti fascesque videre receptos?

consulis imperium hic primus saevasque secures 820 accipiet, natosque pater nova bella moventis ad poenam pulchra pro libertate vocabit, infelix, utcumque ferent ea facta minores: vincet amor patriae laudumque immensa cupido. quin Decios Drusosque procul saevumque securi 825 aspice Torquatum et referentem signa Camillum.

Illae autem, paribus quas fulgere cernis in armis, concordes animae nunc et dum nocte premuntur, heu quantum inter se bellum, si lumina vitae attigerint, quantas acies stragemque ciebunt, 830 aggeribus socer Alpinis atque arce Monoeci

815. iactantior, gar sehr der Abkunft sich rühmend. Nach einer Überlieferung sah Ancus Marcius als ein Enkel des Numa ungern den Tullus sich vorgezogen und suchte deshalb mit Hilfe der Volksgunst ihn zu beseitigen.

816. nunc quoque iam, hebt den frühen Anfang des Haschens nach Volksgunst hervor.

818-825. Eine Gruppe von Helden der Republik.

817. Tarquinios reges, bildet den Übergang zu den Helden des Freistaats. Die Sage hebt als einen hervorstechenden Charakterzug im Königshause der Tarquinier die superbia hervor (vgl. Tanaquil, Tullia, Lucius Tarquinius, der Vater, Sextus, der Sohn); daher ist animamque superbam auf diese zu beziehen.

818. ultoris Bruti fascesque leitet die Heldenreihe des Freistaats ein. Die Überhebung der Tarquinier fand ihren Rächer an Brutus, der den Tyrannen die Rutenbündel, das Zeichen der dem Könige vom Volke übertragenen Macht, wieder entriß. Dem amtsführenden Konsul gingen zwölf Liktoren mit den fasces voraus.

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822. infelix, wegen der Notwendigkeit gegen die Stimme des Vaterherzens das Urteil zu fällen. cumque ferent, wie immer (wie sehr auch) die Nachwelt die Tat preisen

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825. Torquatus. T. Manlius Imperiosus - Torquatus genannt, weil er einen Gallier im Zweikampf erschlagen und dessen Halskette erbeutet hatte ließ (340) seinen eigenen Sohn hinrichten, der herausgefordert sich gegen das Verbot des Vaters mit einem Feinde in einen Zweikampf eingelassen hatte. signa, die den Galliern (389) wieder abgenommenen römischen Feldzeichen.

826-835. Cäsar und Pompeius. 826. paribus armis, beide in römischen Waffen. fulgere statt des gewöhnlichen fulgere.

827. nocte, Dunkel der Unterwelt, im Gegensatz zum Licht der Oberwelt (lumina vitae). Vgl. v. 761. 828. si = cum, wie V, 64. 830. socer gener. Cäsars Tochter Iulia war an Pompeius verhei

descendens, gener adversis instructus Eois! ne, pueri, ne tanta animis adsuescite bella neu patriae validas in viscera vertite vires; tuque prior, tu parce, genus qui ducis Olympo, 835 proice tela manu, sanguis meus!

Ille triumphata Capitolia ad alta Corintho victor aget currum, caesis insignis Achivis. eruet ille Argos Agamemnoniasque Mycenas ipsumque Aeaciden, genus armipotentis Achilli, 840 ultus avos Troiae templa et temerata Minervae. quis te, magne Cato, tacitum aut te, Cosse relinquat? quis Gracchi genus aut geminos, duo fulmina belli, Scipiadas, cladem Libyae, parvoque potentem

ratet. arx Monoeci, ein Vorgebirge mit einem Tempel des Hercules Monoecus, wo jetzt Monako liegt.

831. adversis instructus Eois, gegenüber gerüstet mit den Streitern des Ostens (Eoi). Zu Pompeius stießen Legionen und Hilfstruppen aus Syrien und Kleinasien.

832. pueri, wie unsere Anrede Kinder". ne tanta bella animis adsuescite, eine Hypallage für ne tantis bellis adsuescite animos. Durch den Mund des Anchises verurteilt der Dichter freimütig die Bürgerkriege, wird freilich der Bedeutung Cäsars nicht gerecht. Aus diesem Grunde fehlt wohl auch Marius.

834. tu, Cäsar. parce, übe Schonung. Olympo. Cäsars Geschlecht stammt durch Äneas, den Sohn der Venus, von den Göttern.

835. sanguis meus, als mein Nachkomme, ein Sohn des Geschlechtes, dessen Erbgut die pietas ist. —Wegen des unvollständigen Verses vgl. I,534. 836-846. Weitere Gruppe um das Vaterland verdienter Römer.

836. ille, Mummius (146 v. Chr.). triumphare hier und öfters transitiv, weil dem Sinn nach perare; vgl. v. 793 regnata per arva.

= su

838. eruet ille, L. Ämilius Paullus, der nach dem Sieg über den König Perseus (bei Pydna 168 v. Chr.) die Griechen wie Besiegte behandelte. Doch ist eruet zu viel gesagt und vom Dichter wohl nur deshalb gebraucht, um die Rache an den Griechen für

das alte Unrecht gegen Troia stärker hervorzuheben (daher auch Argōs Agamemnoniasque Mycenas besonders genannt).

839. Aeaciden, Perseus. Die mazedonischen Könige führten ihr Geschlecht auf Neoptolemus und Achilles, den Enkel des Äakus, zurück.

840. temerare, in frevlem Übermut entweihen. Aiax, des Oileus Sohn, hatte die Kassandra im Tempel der Minerva mißhandelt.

841. magne Cato, M. Porcius Cato Maior Censorius, berühmt durch seine altrömische Sittenstrenge und sein ceterum censeo Karthaginem esse delendam, kämpfte schon als 17 jähriger Jüngling gegen Hannibal. tacitum, als einen mit Stillschweigen übergangenen, ist hier wirkliches partic. perf. pass. wie bei Cicero, ep. fam. III, 8, 2. A. Cornelius Cossus tötete 437 v. Chr. im Kampf den König der Veienter und brachte, als der erste seit Romulus, die dem Feinde abgenommene Rüstung (spolia opima) nach Rom zurück, wo er sie dem Iuppiter Feretrius neben den Spolien des Romulus weihte.

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Fabricium vel te sulco, Serrane, serentem? 845 quo fessum rapitis, Fabii? tu Maximus ille es, unus qui nobis cunctando restitues rem? Excudent alii spirantia mollius aera

(cedo equidem), vivos ducent de marmore vultus, orabunt causas melius, caelique meatus 850 describent radio et surgentia sidera dicent: tu regere imperio populos, Romane, memento, (hae tibi erunt artes), pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos!"

Sic pater Anchises atque haec mirantibus addit: 855 aspice, ut insignis spoliis Marcellus opimis ingreditur victorque viros supereminet omnis. hic rem Romanam magno turbante tumultu

mut mächtig. Es soll nicht nur auf seine Genügsamkeit, sondern auch auf den Einfluß hingedeutet werden, den er als Muster der Genügsamkeit unter seinen Mitbürgern hatte.

844. serentem. C. Atilius Serranus, ein hervorragender Feldherr im ersten Punischen Krieg, war nach der Überlieferung des älteren Plinius (XVIII, 20) gerade mit Säen beschäftigt, als ihm die Gesandten die Nachricht von seiner Wahl zum Konsul brachten.

845. fessum, mich durch die Erzählung.

846. unus. Der hier nachgeahmte, oft zitierte Vers des Ennius heißt: unus homo nobis cunctando restituit rem. Vgl. Cicero, Cato m. § 10. restitues rem, d. i. rem publicam; restitues, wie Anchises auch sonst in dieser Heldenschau das Futurum gebraucht.

spi

847-853. Roms Bestimmung. 847. alii, andere, d. h. die Griechen; Gegensatz zu v. 851. rantia aera, das Erz scheint wie ein lebender Körper zu atmen. Ebenso ducent vivos de marmore vultus. mollius. Der Guß ist so vollkommen, daß die Statue nicht von hartem Erz geformt zu sein, sondern wirkliches Fleisch und Blut zu haben scheint.

848. cedo equidem, ja, ich räume es ein (= concedo); andere Lesart: credo equidem.

849. orabunt (von os), sprechen (orator). Den Griechen wird hier vom

Dichter auch der Vorzug der öffentlichen Beredsamkeit eingeräumt. causae, hier alle in der Öffentlichkeit zur Verhandlung kommenden Angelegenheiten. caeli meatus, die Bahnen des Himmels, welche die Gestirne wandeln.

850. radius, der Meß- oder Zeichenstab des Mathematikers. surgentia dicent, werden den Aufgang angeben.

852. pacique morem:,,dem Völkerfrieden (= pacatis populis) die (auf römischen Gesetzen) beruhende Gesittung auferlegen", d. i. gegebenenfalls auch aufnötigen. Der Dichter schließt die Römerschau mit einer begeisterten Rechtfertigung des römischen Kaisertums.

854-886. Die Marceller.

854. mirantibus, Äneas mit der Sibylle.

855. aspice. Die ganze Ausführung gilt nur dem Äneas. M. Claudius Marcellus erbeutete die dritten spolia opima (vgl. v. 841), nachdem er in seinem ersten Konsulat 222 bei Clastidium im cispadanischen Gallien den Führer der insubrischen Gallier Viridomarus getötet hatte, und weihte die Rüstung nach der einen Überlieferung dem Iuppiter Feretrius, nach einer anderen dem Quirinus; vgl. Plutarch, Marcellus 7.8. Später brach er zuerst die Überlegenheit der Karthager in Unteritalien und auf Sizilien. ingreditur, vgl. v. 615.

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ut

sistet, eques sternet Poenos Gallumque rebellem tertiaque arma patri suspendet capta Quirino.' 860 atque hic Aeneas (una namque ire videbat

egregium forma iuvenem et fulgentibus armis, sed frons laeta parum et deiecto lumina vultu): 'quis, pater, ille, virum qui sic comitatur euntem? filius anne aliquis magna de stirpe nepotum? 865 qui strepitus circa comitum ! quantum instar in ipso! sed nox atra caput tristi circumvolat umbra.' tum pater Anchises lacrimis ingressus obortis: 'o nate, ingentem luctum ne quaere tuorum. ostendent terris hunc tantum fata neque ultra 870 esse sinent. nimium vobis Romana propago visa potens, superi, propria haec si dona fuissent. quantos ille virum magnam Mavortis ad urbem campus aget gemitus! vel quae, Tiberine, videbis funera, cum tumulum praeterlabere recentem! 875 nec puer Iliaca quisquam de gente Latinos in tantum spe tollet avos, nec Romula quondam

858. sistet rem Romanam, wird das wankende Rom zum Stehen bringen, d. h. wieder aufrichten. eques, in Reitergefechten siegte Marcellus über Hannibal bei Nola (216) und über die Gallier bei Clastidium.

862. frons parum laeta. M. Marcellus, der Sohn des C. Marcellus (der Konsul 49 v. Chr. war) und der Octavia, der Schwester des Augustus, ausgezeichnet durch vorzügliche Eigenschaften, sollte der Nachfolger des Augustus werden, starb aber als junger Mann (23 v. Chr.). Er konnte sich seiner Jugend nicht freuen.

863. deiecto lumina vultu, zu lumina ergänze parum laeta sunt, sie blicken traurig in dem zu Boden gesenkten Antlitz.

865. qui strepitus. Schon vor seinem Aufsteigen zur Oberwelt ist großes Drängen um den Marcellus in der Unterwelt. Man setzte in Rom große Hoffnungen auf den der Volksgunst sich erfreuenden Jüngling. quantum instar in ipso, ungewöhnl. Ausdruck: instar eigentl. das Stehen der Wagschalen beim Gleichgewicht, dann Gleichgewicht, Gewicht, Geltung, vgl. Ovid, Heroid. 2, 29: sed scelus hoc meriti pondus et instar

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ullo se tantum tellus iactabit alumno.

heu pietas, heu prisca fides invictaque bello dextera non illi se quisquam impune tulisset 880 obvius armato, seu cum pedes iret in hostem seu spumantis equi foderet calcaribus armos. heu, miserande puer, si qua fata aspera rumpas! tu Marcellus eris. manibus date lilia plenis, purpureos spargam flores animamque nepotis 885 his saltem adcumulem donis et fungar inani munere.' sic tota passim regione vagantur aëris in campis latis atque omnia lustrant. Quae postquam Anchises natum per singula duxit incenditque animum famae venientis amore, 890 exin bella viro memorat quae deinde gerenda,

füllen. avos, die Vorfahren, die durch Weissagungen auf ihn hingewiesen worden sind. Romula tellus, vgl. v. 57.

878. prisca, altehrwürdig, wie sie in guter alter Zeit war.

879. non illi-armos. Hier spricht nicht mehr Anchises, sondern der Dichter selbst.

Marcellus hatte sich im kantabrischen Kriege (27/6 v. Chr.) durch persönliche Tapferkeit ausgezeichnet.

882. miserande, wegen des vom Schicksal frühzeitig bestimmten Todes. si, vgl. v. 187. Könntest du doch auf irgendeine Weise (qua) des Schicksals Fesseln sprengen!

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oppressa defecisse fertur, fletusque parentum ac gemitus extremam libri partem prosecutus est. Otto Ribbeck.

886. sic, unter solchen Mitteilungen. Denn nachdem sie den v. 754 bezeichneten Standpunkt verlassen haben, wandern sie durch die übrigen Teile des Gebietes, in welches die Gottheit die Seelen beruft, die ins Leben zurückzukehren bestimmt sind. Es ist der vom übrigen Elysium abgesonderte Hain, in tiefem Tale gelegen, vom Lethefluß begrenzt, vgl. 679-683, 703-709, 713-715.

887. aeris in campis. So bezeichnet der Dichter das (v. 886) beschriebene Gebiet, weil in diesem ,,Luftgefilde", das der Oberwelt näher liegt, eine dickere Atmosphäre herrscht als in dem eigentlichen Elysium mit seiner reinen Lichtluft (v. 640).

888-892. Die Kriege in Latium. 890. Auf diese Verse (890-92) wird bereits v. 759 hingewiesen; ihren Inhalt gibt die Weissagung der Sibylle (v. 83-94) vollständiger wieder. Unter Vergleichung von III, 458 flg. und von V, 722 flg. vermutet Eduard Norden, die Verse 890-92 und 759 würden weggefallen sein, wenn Vergil an seine Dichtung hätte die letzte Hand anlegen können. — deinde, in der Folge, nach seiner Ankunft in Latium.

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