Gesammelte Werke, Volume 1

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G.J. Göschen'sche, 1855
 

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Page 211 - Geld gefaßt; und er will Wahrheit. Wahrheit! Und will sie so, so bar, so blank, als ob Die Wahrheit Münze wäre ! Ja, wenn noch Uralte Münze, die gewogen ward! Das ginge noch! Allein so neue Münze, Die nur der Stempel macht, die man aufs Brett Nur zählen darf, das ist sie doch nun nicht! Wie Geld in Sack, so striche man in Kopf Auch Wahrheit ein? Wer ist denn hier der Jude? Ich oder er? Doch wie? Sollt' er auch wohl Die Wahrheit nicht in Wahrheit fodern?
Page 212 - Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt: Geht nur! Mein Rat ist aber der: ihr nehmt Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von Euch jeder seinen Ring von seinem Vater: So glaube jeder sicher seinen Ring Den echten.
Page 184 - Ist es, zum Unglücke so mancher, nicht genug, daß Fürsten Menschen sind: müssen sich auch noch Teufel in ihren Freund verstellen?
Page 212 - Ich höre ja, der rechte Ring Besitzt die Wunderkraft, beliebt zu machen; Vor Gott und Menschen angenehm. Das muß Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden Doch das nicht können! — Nun, wen lieben zwei Von euch am meisten? — Macht, sagt an! Ihr schweigt? Die Ringe wirken nur zurück? Und nicht Nach außen? Jeder liebt sich selber nur Am meisten? — O so seid ihr alle drei Betrogene Betrüger! Eure Ringe Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring Vermutlich ging verloren. Den Verlust Zu bergen,...
Page 211 - So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn, Auf einen Vater endlich von drei Söhnen, Die alle drei ihm gleich gehorsam waren, Die alle drei er folglich gleich zu lieben Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald Der dritte...
Page 211 - Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein Opal, der hundert schöne Farben spielte, Und hatte die geheime Kraft, vor Gott Und Menschen angenehm zu machen, wer In dieser 'Zuversicht ihn trug.
Page 212 - Treu' und Glauben zieht man denn Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen? Doch deren Blut wir sind? doch deren, die Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo Getäuscht zu werden uns heilsamer war? Wie kann ich meinen Vätern weniger Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. Kann ich von dir verlangen, daß du deine Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht Zu widersprechen?
Page 361 - Aber nicht allein die Wahl guter Wörter", fährt der Verfasser fort, „und die geänderte Verbindung derselben unterscheiden den poetischen Perioden') von dem prosaischen. Es sind noch verschiedene von denen anscheinenden Kleinigkeiten zu beob» achten, durch welche Virgil vorzüglich geworden ist, was er ist.
Page 203 - Verachtet Mein Volk so sehr Ihr wollt. Wir haben beide Uns unser Volk nicht auserlesen. Sind Wir unser Volk? Was heißt denn Volk? Sind Christ und Jude eher Christ und Jude, Als Mensch? Ah! wenn ich einen mehr in Euch Gefunden hätte, dem es gnügt, ein Mensch Zu heißen!
Page 211 - Behutsam gehn! - und wie? wie das? - So ganz Stockjude sein zu wollen, geht schon nicht. Und ganz und gar nicht Jude, geht noch minder. < Denn, wenn kein Jude, dürft er mich nur fragen, Warum kein Muselmann?

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