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men werden. Sie deuteten die Uneigennüßigkeit, die guten Gesinnungen und die Loyalität Paul I. an. Er wollte nicht, daß man fagen könne, feine Truppen hätten mitgewirkt, um den Pabst und den König von Sardinien zu plündern, er, der fich nur darum entschlossen hatte, der Coalition Beizutreten, um die entweihte Religion und die umgestürzten Thronen wieder herzustellen. Ich durfte an dem Erfolge meiner Mission durchaus nicht zweifeln. Folgendes war nun die Antwort des Grafen Cobenzel.

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Ich habe keine Vollmacht, weder mündlich noch schriftlich die ministerielle Erklärung zu mas chen, welche man zu wünschen scheint. Uebrigens, warum will man 1) verlangen, daß wir die drei Legationen herausgeben? Sie sind durch den Tracs fat von Tolentino der cifalpinischen Republik angeschlossen. Wir haben Cifalpinien erobert; es. ist dieß nun eine erlaubte Entschädigung für die Kriegstoften. 2) Ich zweifle nicht, daß mein Hof dem König von Sardinien Turin und Piemont wieder heraus gebe; da aber die Städte Alexan brien und Tortona durch Waffengewalt von dem Mailändischen abgeriffen wurden, so hat der Kais

fer, mein Herr, da er feht auf demselben Wege zu ihrem Befih gelangt ist, das Recht, sie wieder unter seine Herrschaft zu bringen.”

Ich gestehe, daß diese unerwartete Antwork eine innerliche Bewegung bei mir hervorbrachte, die ich nur mit Mühe zu verhehlen vermochtel Ich glaubte, mir mit Schonung einige Bemer. kungen über das gehässige dieser Anmaßung, über diese Aehnlichkeit des Ansichreißens mit den Frans josen, deren Verfahren doch kein Muster für eis nen gerechten Hof seyn sollte, der die Waffen nur darum ergriffen hatte, um die verderblichen Aus. schweifungen der Französischen Revolution zu hem, men, erlauben zu müssen. Ich ging so weit, zu behaupten, daß der Wiener Hof sich einst die uns zuberechnenden Nachtheile eines Bruches mit Rußi land vorzuwerfen haben würde; daß seine_Trophäen in Italien, worauf er jeßt stolz fet, einst wieder umgestürzt werden könnten, da das Glück der Waffen wechsele und die Franzosen ihre Thas tigkeit verdoppelten, um ihre frühern Vortheils wieder zu erringen; daß man alsdann, aber zu fpåt, bereuen würde, die billigen Vorschläge Rußs fands verworfen zu haben.

Meine Bemerkungen waren vergeblich. Der Bothschafter beharrte auf seiner Meinung. Ich erstattete Bericht von dem schlechten Erfolg meiner Unterhandlung; bald kam der Zorn Paul I. zum Ausbruch. Dieser Fürst, ließ den Kriegsrath auf 1dsen; er befahl seinen Beauftragten abzureisen; feine Truppen kehrten nach seinen Staaten zus rück. Sein Gesandter in Wien erhielt Befehl, ohne Aufsehen abzureisen, unter dem Vorwand, seine Gesundheit erheische, daß er ein Bad bes fuche. Bald nachher erhielt der Graf Cobenzel denselben Befehl von seinem Hofe.

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Vor der Abreise dieses Bothschafters, nåms lich nach der Auflökung des erwähnten Kriegs. raths, hatte der Kaiser von Rußland seine Uns zufriedenheit über den Wiener Hof auf eine ganz sonderbare Weise angedeutet. Der Erzherzog Pas latin und feine Gemahlin, die Großfürstin, wollten nämlich Nachricht von dem Glücke ihrer Vereinigung nach St. Petersburg senden. Sie schries ben an den Kaiser, an die Kaiserin, an die Großfürsten und die, Großfürstinnen. Der Kaiser Franz II. und seine Gemahlin fügten ebenfalls Briefe bei. Zu dieser Sendung wählte man einen

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vornehmen Mann, den Sohn des Fürsten von Fürstenberg. Sobald er angelangt war, ließ der Graf Cobenzel, auf hergebrachte Weise, nach den Befehlen des Kaisers, wegen der Audienz des Prinzen von Fürstenberg und der Uebergabe fein ner Briefé anfragen. Es wurde geantwortet, daß die Audieng nicht Statt haben würde, daß der abgesandte Prinz seine Briefe dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten übergeben fölle. Diese unerwartete Antwort bewog den Grafen Cobenzel, feinem Hofe mittelst eines außerordentlichen Cou rirs Nachricht davon zu geben. Man verweis gerte aber die nöthigen Pässe. Nun verlangte » der Graf Cobenzel Pässe für die Rückkehr des Prinzen von Fürstenberg; auch diese wurden ab, geschlagen. "Dieser junge Prinz brachte mehr áls awei Monate in Petersburg zu, ohne am Hofe ju erscheinen, ohne sich in Gesellschaften” zeigen zu können, wo man ihn auch nicht aufgenommen hätte, so sehr fürchtete man, dem Kaiser zu miß, fallen.

Der Graf Cobenzel spielte in Petersburg eine Rolle, die sich für seine Würde gar nicht siemte. Seit seiner Ungnade hielt er unaufhörltch um seis

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nen Rappet an. Das lektere Benehmen Pauls I. bestimmten den Wiener Hof endlich, ihm einen Urlaub zu schicken, um nach Carlsbald zu gehen. Er zeigte diese Erlaubniß an, und verlangte die nöthigen Påsse für sich und seine Equipagen, wobei er zugleich meldete, daß er einen Gesandts schaftsrath für die Correspondenz zurück lassen werde. Er erhielt die Antwort, der Kaiser habe entschieden, daß der Rath und die Kanzlei der Gesandtschaft dem Bothschafter folgen, und daß dem zufolge die benöthigten Pässe ausgefertigt werden sollten. Auf diese Pässe mußte acht Tage gewartet werden; während dieser Zeit hatte der Russische Gesandte in Wien Befehl erhalten, als <hätte er Urlaub, mit seiner Kanzelei abzureisen. Golche Befehle deuteten ein Bruch an; allein oh. he Aufsehen und ohne Kriegserklärung. Von dies fem Augenblick an wurde der Briefwechsel zwis fchen beiden Höfen unterbrochen

In derselben Zeit beobachtete. Paul I. dasselbe Benehmen gegen den Londner Hof. Der Englis fche Gesandte, Nitter Whitwort, merkte bald, daß er am Hofe nicht gern gesehen ward. Es wurde asihmu gerathen, redan h befohlen, abjureifen, und

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