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Orte *) mittheilen werden, in Algierische Gefans genschaft gerieth, und seinen dortigen unfreiwillis gen Aufenthalt zur Sammlung authentischer Nach. richten, so wie zu den sorgfältigsten Beobachtun gen über den Zustand des Landes benußte und fo in Mitrücksicht auf seinen Lieblingsplan, die Co. lonisirung Nord-Africas durch die Vollständigkeit feiner Nachrichten manche bedeutende Lücken in der Länder und Völkerkunde jener Weltgegend ausfüllte.

Regierungsverfassung von Algier. Der Dey. Die Art feiner Erwählung. Dessen Macht. Justizverwaltung. Züge aus der Lebensgeschichte der frühern Regenten. Entthronungsweise. Der Divan oder Staatsrath. Höhere und niedere Staatsbeamte.

Die Regierungsverfassung von Algier ist eine Art von militärischer Republik, deren Oberhaupt

*) M. f. Miscellen aus der neuesten ausl. Litt. Heft 1 1819.

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den unverhohlensten Despotismus übt. Die in Eu, ropa so benannte Regierung besteht aus dem Fürsten, der den Titel Dey führt, aus den Türkis schen Janitscharen und einem Staatsrath,,,Dowas ne," von Europäern,,Divan" genannt, einer Vers fammlung der vornehmsten Staatsbeamten. Das Oberhaupt wird fast ohne Ausnahme mitten un ter Mordscenen erwählt, und durch democratische Gewaltthätigkeiten in ihrer scheußlichsten Form mit unbeschränkter Macht bekleidet, während eine über, müthige Aristocratie stets bereit ist, seine Unges rechtigkeiten und Grausamkeiten zu unterstüßen.

Die Erbfolge ist ein, in dieser Regierung uns bekanntes Successionsmittel, und nur durch die Wahl der Türkischen Truppen gelangt der jedes malige Dey zu seiner Würde. Beim Abgange eis nes Oberhaupts begiebt sich jeder Soldat in den Pallast, und giebt seine Stimme zu Gunsten des neuen Candidaten ab, den er zu der erledigten Würde, erhoben zu sehen wünscht; wird er nicht einstimmig genehmigt, so wird er ausgeschlossen, und die Wahl wird so lange fortgefeßt, bis ein Einziger sämmtliche Stimmen zu seinen Gunsten vereinigt. Der Gewählte muß die ihm zugedachte

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Würde annehmen, er mag wollen oder nicht, weil Alles, was auf Erden geschieht, dort oben vorher bestimmt war, und Sterbliche den Beschlüssen des Himmels nicht widerstreben dürfen. Nach der nämlichen Regel darf jeder, der seine Partei stark genug glaubt, das neu erwählte. Oberhaupt wieder absehen und nach dessen Ermordung seinen Plaß ungestraft einnehmen; denn auch dieß war vorherbestimmt und mußte so kommen.

Es ist leicht zu erachten, daß diese Wahlen, wozu die Einstimmigkeit eines zügellosen Kriegs, volks erforderlich ist, mit der heftigsten Partei: wuth geleitet werden müssen. Wenn daher eine bedeutende Mehrheit eines ihrer Mitglieder mit der neuen Würde bekleidet hat, so versammeln sich die mit der Wahl unzufriedenen Soldaten in eis 'nem andern Theile des Pallastes, und sobald ihre Partei zahlreich genug geworden ist, verschwören sie sich gegen den Neuerwählten, dringen in den Audienzsaal und ermorden ihn auf der Stelle. Nicht selten bekleidet sich der Anführer des Com. plotts, dessen Hånde noch vom Blute des Gemordeten triefen, mit dem Fürstenmantel, und läßt den erschrockenen Zuschauern keine Wahl zwischen

der Zustimmung und einem gleichen Schicksale. Zu einer andern Zeit senden die Janitscharen, lårs mend versammelt in den Cassarias, einen Herold an den Dey mit dem Befehl, den Pallast zu vers lassen, und indem sie alle Ausgånge befeht haben, fällt fein Haupt, sobald er dem Befehle gehorcht. In einigen Fällen hat man zum Gifte seine Zu flucht genommen, oder den Dey auf seinem Wege in die Moschee gemordet.

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Die Ceremonien, welche auf eine neue Wahl folgen, erfordern nicht viel mehr Zeit als das ihr vorangehende Ereigniß. Der Gewählte, mit dem fürstlichen Hermelin bekleidet, läßt sich auf das Prachtkissen nieder, unter dem lauten Ruf der Soldaten:,,Wir stimmen ein; so sei es; Gott gebe ihm Heil!" Dann wird er vom ersten Mufti zum Dey ausgerufen, und mit lauter Stimme liest dieser Geistliche dic, ihm durch seine Würde auferlegten Verpflichtungen ab; er erinnert ihn, daß, da Gott ihn zur Regierung des Staats berufen habe, sein Ansehen der Bestrafung des Schuldigen, der unparteiischsten Rechtspflege, dem Heil des Staats, der innern Sicherheit und der regelmäßigen Bezahlung des Kriegsvolks gewidmet

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seyn müsse. Wenn dieß geschehen ist, küssen ihm die vornehmsten Staatsbeamten die Hand, die diensthabenden Janitscharen begrüßen ihren neuen Gebieter, und seine Erhebung wird dem Volfe durch Kanonenfalven verkündigt.

Der erste Schritt eines neuen Oberhaupts der Regierung von Algier besteht gewöhnlich in dem augenblicklichen Wechsel aller Staatsbeamten, zu deren Stellen er seine Creaturen und andere, die bei seiner Erhebung etwa am thåtigsten gewes fen sind, ernennt. Nicht zufrieden mit der Abr fehung seiner Feinde oder Nebenbuhler, pflegt nicht selten der neue Dey alle Minister seines Vorgängers erdrosseln 'zu lassen, und sich ihrer Schäße zu bemächtigen. Von den Neuernannten erhält er große Geschenke und wird dadurch in den Stand gefeßt, durch eine wohlangebrachte Freigebigkeit gegen das Kriegsvolk feine Partei zu vergrößern und seine Macht zu befestigen. Ali Dey, der nach Ibrahims tragischem Ende erwählt ward, ließ bei seinem Regierungsantritt nicht weniger als siebenzehnhundert Personen hina richten. Das allgemeine Murren des Volks hatte keinen Einfluß auf dieß Ungeheuer; entschlossen,

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