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1 Joh. IV. 18.

X

Die wahre, heilige, Furcht Gottes schließt die Furcht vor Allem, was nicht Gott ist, aus; sie gibt Heldenmuth gegen alles Erschaffne und fürchtet nur Ihn. Und auch Ihn fürchtet der Gottesfürchtige nicht sowohl, als seine eigne Schwäche, durch die er in Untreue zu fallen und Ihm mißfällig zu werden fürchtet.

Ohne Gottesfurcht ist noch niemand zur Gottseligkeit gelanget. Die Furcht ist die Erzieherin der Seele, wie das Gefeß der Zuchtmeister des erwähl ten Volkes war. Als der Gesalbte erschien, da ward der neue Bund des Evangeliums geschlossen. Und der Jünger, den Jesus lieb hatte," spricht von einer „völligen Liebe, welche die Furcht austreibt."

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Die Braut fürchtet nicht den Bräutigam, aber diesem Bräutigam zu mißfallen, wird die begnadigte Seele fürchten, so lange sie noch in der irdischen Hütte der Heimhohlung harret.

Je reiner sie hienieden schon liebt, desto mehr hat ihre Hoffnung nicht so sehr Seinen Himmel, als Ihn, zum Gegenstande. Solche Hoffnung lehrt die Religion!

O der heiligen Ordnung des erbarmenden Gottes, die des mühbeladnen Menschen angebohrnen, unver

tilgbaren, Trieb der Hoffnung zu einer göttlichen Tugend erhöht?

Und was soll man von der Liebe sagen, deren Idee allein die Neligion gibt! Wer kann ein Herz haben und sich einbilden, daß die Idee dieser Liebe aus einem Wahne hervorgegangen? Daß eine solche Morgenröthe nicht auf eine Sonne deute, welche, weil die Erde und ihren Anblick nimmt, noch unter dem Horizont, aber nahend, strahlt !

Bas fann uns wünschenswerth, schön und gut scheinen, lieben Kinder, das die Neligion Jesu Christi nicht gewährt? Trachtet ihr nach Freude ? Sie giebt ewige Wonne, deren Hoffnung schon hienieden alle Freuden und alle Leiden der Zeit überschwänglich überwiegt! Nach langem Leben? Sie giebt selige unsterblichkeit! Nach Ruhe? Sie allein giebt Ruhe; hienieden, in Stürmen des Lebens Ruhe des Säuglings an der Mutter Brust und dereinst ewige Ruhe! Nach Frieden? Der Gruß, mit welchem der HErr Seine Nachfolger segnet, ist: "Friede sey mit euch!" Was ist der Friede die- Joh. XX. 19 ser Welt? Der Sohn Gottes gibt den wahren

Frieden. Frieden lasse ich euch; Meinen Frieden

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"gebe Ich euch;" spricht Er; nicht gebe Ich „euch, wie die Welt gibt;

„nicht und fürchte sie nicht!"

euer Herz erschrecke

น. 26.

Nach Freundschaft? 3ə§. XIV. 27.

Wo ist sie sichrer, wo inniger, wo daurender, als

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unter Nachfolgern Eines Geliebten, die alle, ohne Eifersucht, nur nach einem Ziele streben und wo Jeder durch Theilnahme des Andern gewinnt? W✪ die heilige Liebe des Einen an heiliger Liebe des Andern sich entzündet? Trachtet ihr nach Größe ? Was ist größer als die Kindschaft Gottes ? Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder und es ist noch nicht erschienen, was wir seyn weroden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm gleich seyn werden, denn wir wer1 Joh. In. 2. " den Ihn sehen, wie Er ist." Nach Macht? Wer da will, was Gott will, ist der nicht, auf gewisse Weise, Theilnehmer Seiner Almacht? Nach Freyheit? Das Evangelium ist „das vollJak. 1. 25. II. „ kommene Gefeß der Freyheit.“ Hienieden macht es uns frey von der Herrschaft der Lüste und des Lodes. „Wo der Geist des HErrn ist, da ist Und es wird uns verheißen,

12.

21.

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die

Nach

2 Kor. III. 17. „, Freyheit!"
Röm. VIII. herrliche Freyheit der Kinder: Gottes. "
Weisheit? Nur die Weisheit der Religion verdie
net diesen Namen. 22
Der HErr erleuchtet ihre
Þí. XVII. 29. „ Leuchte.“ Bey dir“, so sagt David zu Gott,
„bey Dir ist die lebendige Quelle und in Deinem
Licht sehen wir das Licht!" Nach Tugend?
Welche Tugend- lehret, welche gibt die Religion
Jesu Christi nicht? Reine Tugend, weil geübet um
Gottes willen; sichre Tugend, weil geleitet an der
Hand der holden Demuth, dieser Tochter der Reli-

Pr. XXXV. 10.

gioh, welche, von der Welt für niedrig geachtet, himmlischen Sinnes ist; für Feige geachtet, den Muth des Löwen hat, weil sie mit kindlichem Vertrauen nur auf die Kraft Gottes rechnet und in Seiner Stärke starb, Er Selbst aber ihre Beste, „auf die sie trauet, ihr Schild und das Horn ihres „Heils und ihr Schuß ist.“

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Vf. XVII. 31

Alle kot. III. 14.

Trachtet ihr nach Liebe? Der ganze Geift dieser Religion ist Liebe; Liebe, von welcher ohne sie die Menschen keinen Begriff hätten. In ihr " ist die Liebe das Band der Vollkommenheit." Tugenden, die fie lehret, gründet sie auf Liebe zu Gott. Alle Tugenden, die sie gibt, gehen aus von Liebe zu Gott. „Lasset uns Ihn lieben, denn Er „hat uns zuerst geliebet.“

4 Joh. IV. 19.

Das Gesez des alten Bundes, das in zückenden Wettern, unter dem Schalle der Donner und der Posaunen, gegeben ward, gründete sich schon auf „Liebe zu Gott von ganzem Herzen, von gan„jer Seele, aus allen Kräften“ und auf „Liebe 5. Mor. VI. 5. zum Nächsten, wie zu sich selbst.“

Und welcher 3 mos. XIX.

belebende Hauch der Liebe wehet durch alle Schrif

ten des neuen Bundes! Die ganze

Religion ist ja nur ein Bund ewiger Liebe mit Gott in Jesu Christo! ein Bund ewiger Liebe der Gläubigen untereinander in Jesu Christo mit Gott! „Gott

18.

„ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der

1 Joh. IV. 16. „bleibet in Gott und Gott_in_ihm.“

Aber wir müssen an Den glauben, Den wir lieben sollen! Mich dünket, der Glaube an diese Religion, an ein so großes, in allen seinen Theilen zusammenhangendes, so lebendiges und belebendes, Ganze müßte sich der Vernunft, wie dem Herzen, aufdringen! Ja, wenn unser Wille nicht verderbt wäre! Gleich dem unseligen Israel, welcher sich des Evangeliums erwehret und eben durch diese Erwehrung für dasselbe zeugt denn auch sie ward vorhergesagt; so empört sich der verderbte Wille wider das Wort der Wahrheit and beweiset eben dadurch, daß er so verderbet fen, wie dieses Wort es sagt.

Ist nur unser Wille rein, so ist unser „Auge Marth. VI. 22. „einfältig“ und dann erscheint uns die Religion Jesu Christi in ihrer Schöne, wie der geliebte Fünger Seine Kirche sah, „ein Weib mit der Sonne „bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, eine Offenb. XII. 1. „Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupt."

Ist unser Wille rein, so werden die Einladun gen des Sohnes Gottes Eingang bey uns finden und wir werden sagen mit dem Jünger, auf den Er Seine Kirche gründete: „HErr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens ;

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