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A. Auf der ersten Stufe ist dieß Verhältniß so gefaßt, daß die Substanz als das von jeder Particularität befreite All und Eine den bestimmten Erscheinungen, als deren hervorbringende und belebende Seele, immanent ist und nun in dieser Immanenz als affirmativ gegenwärtig erschaut, und von dem sich selbst aufgebenden Subject durch liebende Versenkung in diese allen Dingen einwohnende Wesenheit ergriffen und dargestellt wird. Dieß giebt die Kunst des erhabenen Pantheismus, wie wir ihn seinen Anfängen nach schon in Indien, sodann aufs glänzendste ausgebildet im Muhamedanismus und seiner Kunst der Mystik, so wie endlich in vertiefterer subjectiver Weise in einigen Erscheinungen der christlichen Mystik wiederfinden werden.

B. Das negative Verhältniß dagegen der eigentlichen Erhabenheit müssen wir in der hebräischen Poesie aufsuchen; in dieser Poesie des Herrlichen, welche den bildlosen Herrn des Himmels und der Erden nur dadurch zu feiern und zu erheben weiß, daß sie seine gesammte Schöpfung nur als Accidenz seiner Mocht, als Boten seiner Herrlichkeit, als Preis und Schmuck seiner Größe verwendet, und in diesem Dienste das Prächtigste selbst als negativ sezt, weil sie keinen für die Gewalt und Herrschaft des ̃Höchsten adäquaten und affirmativ zureichenden Ausdruck zu finden im Stande ist, und eine positive Befriedigung nur durch die Dienstbarkeit der Creatur erlangt, die im Gefühl und Gefeßtseyn der Unwürdigkeit allein sich selbst und ihrer Bedeutung gemäß wird.

Drittes Kapitel.

Durch diese Verselbstständigung der für sich in ihrer Einfachheit gewußten Bedeutung ist die Trennung von der als unangemessen gefeßten Erscheinung an sich schon vollzogen, soll nun innerhalb dieser wirklichen Scheidung dennoch Gestalt und Bedeutung in die Beziehung einer innerlichen Verwandtschaft, wie die symbolische Kunst es erfordert, gebracht werden, so liegt dieß Beziehn weder unmittelbar in der Bedeutung noch in der Gestalt,

sondern in einem subjectiven Dritten, das in beiden nach subjectiver Anschauung Seiten der Aehnlichkeit findet, und im Vertraun hierauf die für sich selbst klare Bedeutung durch das verwandte einzelne Bild veranschaulicht und erklärt.

Dann aber ist das Bild, statt wie bisher der einzige Ausdruck zu seyn, nur ein bloßer Schmuck, und es kommt dadurch ein Verhältniß hervor, das nicht dem Begriff des Schönen entspricht, indem Bild und Bedeutung einander gegenüberstehn, statt in einander gearbeitet zu werden, wie dieß, wenn auch nur in unvollkommener Weise, im eigentlich Symbolischen noch der Fall war. Kunstwerke, welche diese Form zu ihrer Grundlage machen, bleiben daher untergeordneter Art und ihr Inhalt kann nicht das Absolute selbst, sondern irgend ein anderer beschränkter Zustand oder Vorfall seyn, weshalb denn die hieher gehörigen Formen zum großen Theil nur gelegentlich als Beiwesen benußt werden.

Näher jedoch haben wir auch in diesem Kapitel drei Hauptstufen zu unterscheiden.

A. Zur ersten gehört die Darstellungsweise der Fabel, Parabel und des Apologs, in denen die Trennung von Gestalt und Bedeutung, welche das Charakteristische dieses ganzen Gebiets ausmacht, noch nicht ausdrücklich gesezt ist, und die subjective Seite des Vergleichens noch nicht hervorgehoben ist, weshalb auch die Darstellung der einzelnen concreten Erscheinung, aus welcher heraus sich die allgemeine Bedeutung erklären lassen soll, das Ueberragende bleibt.

B. Auf der zweiten Stufe dagegen kommt die allgemeine Bedeutung für sich zur Herrschaft über die erläuternde Gestalt, die sich nur noch als bloßes Attribut oder willkührlich erwähltes Bild geben kann. Hieher gehören die Allegorie, die Metapher, das Gleichniß.

C. Die dritte Stufe endlich läßt das gänzliche ZerfalIen der bisher im Symbol entweder unmittelbar, ihrer relativen Fremdheit ohnerachtet, vereinigten, oder in ihrer verselbstständigten

Scheidung dennoch bezogenen Seiten vollständig hervortreten. Dem für sich seiner prosaischen Allgemeinheit nach gewußten Inhalt erscheint, wie im Lehrgedicht, die Kunstgestalt durchweg äußerlich, während auf der andern Seite das für sich Aeußerliche seiner bloßen Aeußerlichkeit nach in der sogenannten beschreibenden Poesie aufgefaßt und dargestellt wird. Dadurch aber ist die symbolische Verknüpfung und Beziehung verschwunden, und wir haben uns nach einer weitern dem Begriff der Kunst wahrhaft entsprechenden Einigung von Inhalt und Form umzusehn.

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Erstes Kapitel.

Treten wir jezt für die nähere Betrachtung an die besonderen Entwickelungsstufen des Symbolischen heran, so haben wir den Anfang mit dem aus der Idee der Kunst selbst hervorgehenden Anfang der Kunst zu machen. Dieser Anfang, wie wir sahen, ist die symbolische Kunstform in ihrer noch unmittelbaren noch nicht als bloßes Bild und Gleichniß gewußten und gesezten Gestalt die unbewußte Symbolik. Ehe diese nun aber an sich selbst wie für unsre Betrachtung ihren eigentlich symbolischen Charakter erreichen kann, sind vorerst noch mehrere durch den Begriff des Symbolischen selber bestimmte Vorausseßungen aufzunehmen.

Der nähere Ausgangspunkt läßt sich folgendermaaßen feststellen.

Das Symbol hat einerseits zu seiner Grundlage die unmittelbare Vereinigung der allgemeinen und dadurch geistigen Bedeutung und der ebenso angemessenen als unangemessenen sinnlichen Gestalt, deren Incongruenz jedoch noch nicht ins Bewußtseyn gekommen ist. Andrerseits aber muß die Verknüpfung schon durch die Phantasie und Kunst gestaltet seyn, und nicht nur als eine bloß unmittelbar vorhandene göttliche Wirklichkeit aufgefaßt werden. Denn das Symbolische entsteht für die Kunst erst mit dem Abtrennen einer allgemeinen Bedeutung von der unmittelbaren Naturgegenwart, in deren Daseyn das Absolute dennoch, nun aber von der Phantasie als wirklich präsent angeschaut ist.

Die erste Vorausseßung deshalb für das Werden des Symbolischen ist eben jene nicht durch die Kunst hervorgebrachte, sondern ohne dieselbe in den wirklichen Naturgegenständen und mensch

lichen Thätigkeiten gefundene unmittelbare Einheit des Absoluten und der Existenz desselben in der erscheinenden Welt.

A. Unmittelbare Einheit von Bedeutung und Gestalt.

In dieser angeschauten unmittelbaren Identität des Göttlichen, das als eins mit seinem Daseyn in der Natur und dem Menschen zum Bewußtseyn gebracht wird, ist weder die Natur als solche, wie sie ist, aufgenommen, noch für sich das Absolute, davon losgerissen und verselbstständigt, so daß also von einem Unterschiede des Innern und Aeußern, der Bedeutung und Gestalt eigentlich nicht zu reden ist, weil sich das Innre noch nicht für sich als Bedeutung von seiner unmittelbaren Wirklichkeit im Vorhandenen abgelöst hat. Sprechen wir deshalb hier von Bedeutung, so ist dieß unsere Reflerion, welche für uns aus dem Bedürfniß hervorgeht, die Form, welche das Geistige und Innre als Anschauung erhält, überhaupt als etwas Aeußerliches anzusehn, durch das wir, um es verstehen zu können, in das Innere, die Seele und Bedeutung hineinblicken wollen. Daher müssen wir aber bei solchen allgemeinen Anschauungen den wesentlichen Unterschied machen, ob jenen Völkern, welche sie zuerst faßten, das Innere selbst als Inneres und Bedeutung vor Augen war, oder ob wir nur darin eine Bedeutung erkennen, welche ihren äußers lichen Ausdruck in der Anschauung erhält.

In dieser ersten Einheit nun also ist kein solcher Unterschied von Seele und Leib, Begriff und Realität; das Leibliche und Sinnliche, das Natürliche und Menschliche ist nicht nur ein Ausdruck für eine davon auch zu unterscheidende Bedeutung, sondern das Erscheinende selber ist als die unmittelbare Wirklichkeit und Gegenwart des Absoluten gefaßt, das nicht für sich noch eine andere selbstständige Eristenz erhält, sondern nur die unmittelbare Gegenwart eines Gegenstandes hat, welcher der Gott oder das Göttliche ist. Im Lamadienste z. B. wird dieser einzelne, wirkliche

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