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an sich und in sich selber hat, sondern sich den ihr selbst äußeren Außendingen in der Natur und den menschlichen Begebenheiten gegenüber findet. Indem sie nun in dieser Gegenständlichkeit ihre eigenen Abstractionen unmittelbar ahnt, oder sich mit ihren bestim mungslosen Allgemeinheiten in ein concretes Daseyn hineinzwingt, verderbt und verfälscht fie die vorgefundenen Gestalten. Denn sie kann sie nur willkührlich ergreifen, und kommt deshalb statt zu einer vollkommenen Identification nur zu einem Anklang und selbst noch abstracten Zusammenstimmen von Bedeutung und Gestalt, welche in dieser weder vollbrachten noch zu vollbringenden Ineinanderbildung neben ihrer Verwandtschaft ebenso sehr ihre wechselseitige Aeußerlichkeit, Fremdheit und Unangemessenheit hervorkehren.

Zweitens bleibt aber die Idee ihrem Begriff nach nicht bei der Abstraction und Unbestimmtheit allgemeiner Gedanken stehen, sondern ist in sich selbst freie unendliche Subjectivität und erfaßt dieselbe in ihrer Wirklichkeit als Geist. Der Geist nun als freies Subject ist in sich und durch sich selber bestimmt und hat in dieser Selbstbestimmung auch in seinem eigenen Begriff die ihm adäquate äußere Gestalt, in welcher er sich als mit seiner ihm an und für sich zukommenden Realität zusammenschließen kann. In dieser schlechthin angemessenen Einheit von Inhalt und Form ist die zweite Kunstform, die classische begründet. Wenn jedoch die Vollendung derselben wirklich werden soll, muß der Geist, insofern er sich zum Kunstgegenstande macht, noch nicht der schlechthin absolute Geist seyn, der nur in der Geistigkeit und Innerlichkeit selber sein gemäßes Daseyn findet, sondern der selbst noch besondere und deshalb mit einer Abstraction behaftete Geist. Das freie Subject also, welches die classische Kunst herausgestaltet, erscheint wohl als wesentlich allgemein, und deshalb von aller Zufälligkeit und bloßen Particularität des Innern und Aeußern befreit, zugleich aber als nur mit einer an sich selbst besonderten Allgemeinheit erfüllt. Denn die Außengestalt ist als äußere überhaupt bestimmte, besondere Gestalt, und vermag zu vollendeter

Verschmelzung selber nur wieder einen bestimmten und deshalb beschränkten Inhalt in sich darzustellen, während auch der in sich selbst besondere Geist allein vollkommen in eine äußere Erscheinung aufgehn und sich mit ihr zu einer trennungslosen Einheit verbinden kann.

Hier hat die Kunst ihren eigenen Begriff in soweit erreicht, daß sie die Idee, als geistige Individualität unmittelbar mit ihrer leiblichen Realität in so vollendeter Weise zusammenstimmen läßt, daß nun zuerst das äußerliche Daseyn keine Selbstständigkeit mehr gegen die Bedeutung, die es ausdrücken soll, bewahrt, und das Innre umgekehrt in seiner für die Anschauung herausgearbeiteten Gestalt nur sich selber zeigt und in ihr sich affirmativ auf sich bezieht.

Erfaßt sich aber drittens die Idee des Schönen als der absolute und dadurch als Geist für sich selber freie Geist, so findet sie sich in der Aeußerlichkeit nicht mehr vollständig realisirt, indem sie ihr wahres Daseyn nur in sich als Geist hat. Sie löst daher jene classische Vereinigung der Innerlichkeit und äußeren Erscheinung auf, und flieht aus derselben in sich selber zurück. Dieß giebt den Grundtypus für die romantische Kunstform ab, für welche, indem ihr Gehalt seiner freien Geistigkeit wegen mehr fordert, als die Darstellung im Aeußerlichen und Leiblichen zu bieten vermag, die Gestalt zu einer gleichgültigeren Aeußerlichkeit wird, so daß die romantische Kunst also die Trennung des Inhalts und der Form von der entgegengeseßten Seite als das Symbolische von Neuem hereinbringt.

In dieser Weise sucht die symbolische Kunst jene vollendete Einheit der innern Bedeutung und äußeren Gestalt, welche die classische in der Darstellung der substantiellen Individualität für die sinnliche Anschauung findet, und die romantische in ihrer hervorragenden Geistigkeit überschreitet.

Erster Abschnitt.

Die symbolische Kunstform.

Einleitung.

Dom Symbol überhaupt.

Das Symbol in der Bedeutung, in welcher wir das Wort hier gebrauchen, macht dem Begriffe wie der historischen Erscheinung nach den Anfang der Kunst, und ist deshalb gleichsam nur als Vorkunft zu betrachten, welche hauptsächlich dem Morgenlande angehört, und uns erst nach vielfachen Uebergängen, Verwandlungen und Vermittlungen zu der ächten Wirklichkeit des Ideals als der classischen Kunstform hinüberführt. Wir müssen deshalb von vorn herein sogleich das Symbol in seiner selbstständigen Eigenthümlichkeit, in welcher es den durchgreifenden Typus für die Kunstanschauung und Darstellung abgiebt, von derjenigen Art des Symbolischen unterscheiden, das nur zu einer bloßen für sich unselbstständigen äußeren Form herabgesezt ist. In dieser leyteren Weise finden wir das Symbol auch in der classischen und romantischen Kunstform ganz ebenso wieder, wie einzelne Seiten auch im Symbolischen die Gestalt des classischen Ideals annehmen, oder den Beginn der romantischen Kunst hervorkehren können. Dergleichen Herüber- und Hinüberspielen betrifft dann aber nur immer Nebengebilde und einzelne Züge, ohne die eigentliche Seele und bestimmende Natur ganzer Kunstwerke auszumachen.

Wo das Symbolische sich dagegen in seiner eigenthümlichen Form selbstständig ausbildet, hat es im Allgemeinen den Charakter der Erhabenheit, weil zunächst überhaupt nur die in sich noch

maaßlose und nicht frei in sich bestimmte Idee zur Gestalt werden soll, und deshalb in den concreten Erscheinungen keine bestimmte Form zu finden im Stande ist, welche vollständig dieser Abstraction und Allgemeinheit entspricht. In diesem Nichtentsprechen aber überragt die Idee ihr äußerliches Daseyn, statt darin aufgegangen oder vollkommen beschlossen zu seyn. Dieß Hinausseyn über die Bestimmtheit der Erscheinung macht den allgemeinen Charakter des Erhabenen aus.

Was nun vorerst das Formelle betrifft, so haben wir jezt nur ganz im Allgemeinen eine Erklärung von dem zu geben, was unter Symbol verstanden wird.

Symbol überhaupt ist eine für die Anschauung unmittelbar vorhandene oder gegebene äußerliche Eristenz, welche jedoch nicht so, wie sie unmittelbar vorliegt, ihrer selbst wegen genommen, sondern in einem weiteren und allgemeineren Sinne verstanden werden foll. Es ist daher beim Symbol fogleich zweierlei zu unterscheiden: erstens die Bedeutung und sodann der Ausdruck derselben. Jene ist eine Vorstellung oder ein Gegenstand, gleichgültig von welchem Inhalte, dieser ist eine sinnliche Eristenz oder ein Bild irgend einer Art.

1. Das Symbol ist nun zunächst ein Zeichen. Bei der bloßen Bezeichnung aber ist der Zusammenhang, den die Bedeutung und deren Ausdruck mit einander haben, nur eine ganz willkührliche Verknüpfung. Dieser Ausdruck, dieß finnliche Ding oder Bild stellt dann so wenig sich selber vor, daß es vielmehr einen ihm fremden Inhalt, mit dem es in gar keiner eigenthümlichen Gemeinschaft zu stehn braucht, vor die Vorstellung bringt. So sind in den Sprachen z. B. die Töne Zeichen von irgend einer Vorstellung, Empfindung u. s. w. Der überwiegende Theil der Töne einer Sprache ist aber mit den Vorstellungen, die dadurch ausgedrückt werden, auf eine dem Gehalte nach zufällige Weise verknüpft, wenn sich auch durch eine geschichtliche Entwickelung zeigen ließe, daß der ursprüngliche Zusammenhang von anderer Be

schaffenheit war, und die Verschiedenheit der Sprachen besteht vornehmlich darin, daß dieselbe Vorstellung durch ein verschiedenes Tönen ausgedrückt ist. Ein anderes Beispiel solcher Zeichen find die Farben (les couleurs), welche in den Cocarden und Flaggen gebraucht werden, um auszudrücken, zu welcher Nation ein Individuum oder Schiff gehört. Eine solche Farbe enthält gleichfalls in ihr selber keine Qualität, welche ihr gemeinschaftlich wäre mit ihrer Bedeutung, der Nation nämlich, welche durch sie vorgestellt wird. In dem Sinne einer solchen Gleichgültigkeit von Bedeutung und Bezeichnung derselben dürfen wir in Betreff auf die Kunst das Symbol nicht nehmen, indem die Kunst überhaupt gerade in der Beziehung, Verwandtschaft und dem concreten Ineinander von Bedeutung und Gestalt besteht.

2. Anders ist es daher bei einem Zeichen, welches ein Symbol seyn soll. Der Löwe z. B. wird als ein Symbol der Großmuth, der Fuchs als Symbol der Lift, der Kreis als Symbol der Ewigkeit, das Dreieck als Symbol der Dreieinigkeit genommen. Der Löwe nun aber, der Fuchs, besigen für sich die Eigenschaften selbst, deren Bedeutung sie ausdrücken sollen. Ebenso zeigt der Kreis nicht das Unbeendigte, oder willkührlich Begränzte einer geraden, oder anderen nicht in sich zurückkehrenden Linie, welches gleichfalls irgend einem beschränkten Zeitabschnitte zukommt; und das Dreieck hat als ein Ganzes dieselbe Anzahl von Seiten und Winkeln, als sich an der Idee Gottes ergeben, wenn die Bestimmungen, welche die Religion in Gott auffaßt, dem Zählen unterworfen werden.

In diesen Arten des Symbols daher haben die finnlichen vorhandenen Eristenzen schon in ihrem eigenen Daseyn diejenige Bedeutung, zu deren Darstellung und Ausdruck sie verwendet werden, und das Symbol in diesem weiteren Sinne genommen ist deshalb kein bloßes gleichgültiges Zeichen, sondern ein Zeichen, welches in seiner Aeußerlichkeit zugleich den Inhalt der Vorstellung in sich selbst befaßt, die es erscheinen macht. Zugleich aber foll

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