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Vorschein. Diese abstracte Erscheinung haben wir kurz für sich zu betrachten.

B. Die äußere Schönheit der abstracten Form alg Kegelmäßigkeit, Sÿmmetrie, Gesetzmäßigkeit, Harmonie; und die Schönheit als abstracte Einheit des sinnlichen Stoffg.

Es ist eine äußere Realität vorhanden, die als äußere zwar bestimmt ist, deren Innres aber statt als Einheit der Seele zu concreter Innerlichkeit zu kommen, es nur zur Unbestimmtheit und Abstraction zu bringen vermag. Deshalb gewinnt diese Innerlichkeit nicht als für sich innerliche in ideeller Form und als ideeller Inhalt ihr gemäßes Daseyn, sondern erscheint als äußerlich bestimmende Einheit in dem äußerlich Realen. Die concrete Einheit des Innern würde darin bestehn, daß einerseits die Seelenhaftigkeit in sich und für sich selber inhaltsvoll wäre, und andrerseits die äußere Realität mit diesem ihrem Innern durchdränge und somit die reale Gestalt zur offenen Manifestation des Innern machte. Solch eine concrete Einheit aber hat die Schönheit auf dieser Stufe nicht erreicht, sondern hat sie als das Ideal noch vor fich. Die concrete Einheit kann deshalb jezt in die Gestalt noch nicht eintreten, sondern nur erst analisirt, d. h. nach den unterfchiedenen Seiten, welche die Einheit enthält, abgesondert und vereinzelt betrachtet werden. So fällt zunächst die gestaltende Form und die sinnliche äußere Realität als unterschieden auseinander, und wir erhalten zwei verschiedene Seiten, welche wir hier zu betrachten haben. In dieser Trennung nun aber einerseits und in ihrer Abstraction andrerseits ist die innere Einheit für die äußere Realität selbst eine äußerliche Einheit, und erscheint deshalb im Aeußeren selbst nicht als die schlechthin immanente Form des totalen innern Begriffs, sondern als äußerlich herrschende Idealität und Bestimmtheit.

Dieß sind die Gesichtspunkte, deren nähere Ausführung uns jezt beschäftigen wird.

Das Erste, was wir in dieser Beziehung zu berühren haben, ist:

1. Die Schönheit der abstracten Form.

Die Form des Naturschönen als abstracte ist einerseits bestimmte und dadurch beschränkte Form, andrerseits enthält sie eine Einheit und abstracte Beziehung auf sich. Näher aber regelt sie das äußerlich Mannichfaltige nach dieser ihrer Bestimmtheit und Einheit, welche aber nicht immanente Innerlichkeit und beseelende Gestalt wird, sondern äußere Bestimmtheit und Einheit an dem Aeußerlichen bleibt. Diese Art der Form ist das, was man Regelmäßigkeit, Symmetrie, ferner Gesezmäßigkeit und endlich Harmonie nennt.

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a) Die Regelmäßigkeit.

a) Die Regelmäßigkeit als solche ist überhaupt Gleichheit am Aeußerlichen, und näher die gleiche Wiederholung ein und derselben bestimmten Gestalt, welche die bestimmende Einheit für die Form der Gegenstände abgiebt. Ihrer ersten Abstraction wegen ist eine solche Einheit am weitesten von der vernünftigen Totalität des concreten Begriffs entfernt, wodurch ihre Schönheit eine Schönheit abstracter Verständigkeit wird; denn der Verstand hat zu seinem Princip die abstracte nicht in sich selbst bestimmte Gleichheit und Identität. So ist unter den Linien z. B. die gerade Linie die regelmäßigste, weil sie nur die eine abstract stets gleich bleibende Richtung hat. Ebenso ist der Kubus ein durchaus regelmäßiger Körper. Auf allen Seiten hat er gleich große Flächen, gleiche Linien und Winkel, welche als rechte der Verändrung ihrer Größe nicht wie stumpfe oder spize Winkel fähig sind.

P) Mit der Regelmäßigkeit hängt die Symmetrie zusammen. Bei jener äußersten Abstraction nämlich der Gleichheit in der Bestimmtheit bleibt die Form nicht stehen. Der Gleichheit

gesellt sich Ungleiches hinzu, und in die leere Identität tritt der Unterschied unterbrechend ein. Dadurch kommt die Symmetrie hervor. Sie besteht darin, daß nicht eine abstract gleiche Form nur sich selber wiederholt, sondern mit einer andern Form derselben Art, die für sich betrachtet ebenfalls eine bestimmte sich selbst gleiche, gegen die erste gehalten aber derselben ungleich ist, in Verbindung gebracht wird. Durch diese Verbindung nun muß eine neue schon weiter bestimmte und in sich mannichfaltigere Gleichheit und Einheit zu Stande kommen. Wenn z. B. auf der einen Seite eines Hauses drei Fenster von gleicher Größe in gleicher Entfernung von einander abstehen, dann drei oder vier in Verhältniß zu den ersten höhere in weiteren oder näheren Abständen folgen, endlich aber wiederum drei, in Größe und Entfernung den drei ersten gleich, hinzukommen, so haben wir den Anblick einer symmetrischen Anordnung. Die bloße Gleichförmigkeit und Wiederholung ein und derselben Bestimmtheit macht deshalb noch feine Symmetrie aus; zu dieser gehört auch der Unterschied in Größe, Stellung, Gestalt, Farbe, Tönen und sonstigen Bestimmungen, die dann aber wieder in gleichförmiger Weise müssen zusammengebracht werden. Erst die gleichmäßige Verbindung solcher gegeneinander ungleichen Bestimmtheit giebt Symmetrie.

Beide Formen nun, die Regelmäßigkeit und die Symmetrie als bloß äußerliche Einheit und Ordnung fallen vornehmlich in die Größebestimmtheit. Denn die als äußerlich gesezte nicht schlechthin immanente Bestimmtheit ist überhaupt die quantitative, wogegen die Qualität eine bestimmte Sache zu dem macht was sie ist, so daß sie mit der Aendrung ihrer qualitativen Bestimmtheit eine ganz andere Sache wird. Die Größe aber und deren Aendrung als bloße Größe ist eine für das Qualitative gleichgültige Bestimmtheit, wenn sie sich nicht als Maaß geltend macht. Das Maaß nämlich ist die Quantität, insofern sie selbst wieder qualitativ bestimmend wird, so daß die bestimmte Qualität an eine quantitative Bestimmtheit gebunden ist. Regelmäßigkeit und

Symmetrie beschränken sich hauptsächlich auf Größebestimmtheiten und deren Gleichförmigkeit und Ordnung im Ungleichen.

Fragen wir weiter, wo dieses Ordnen der Größen seine rechte Stellung erhalten wird, so finden wir sowohl Gestaltungen der organischen als auch der unorganischen Natur regelmäßig und symmetrisch in ihrer Größe und Form. Unser eigener Organismus z. B. ist theilweise wenigstens regelmäßig und symmetrisch. Wir haben zwei Augen, zwei Arme, zwei Beine, gleiche Hüftknochen, Schulterblätter u. f. f. Von anderen Theilen wissen wir wiederum, daß sie unregelmäßig sind, wie das Herz, die Lunge, die Leber, die Gedärme u. f. f. Die Frage ist hier: worin liegt dieser Unterschied. Die Seite, an welcher die Regelmäßigkeit der Größe, Gestalt, Stellung u. s. w. sich kund giebt, ist gleichfalls die Seite der Aeußerlichkeit als solcher im Organismus. Die regelmäßige und symmetrische Bestimmtheit tritt nämlich dem Begriff der Sache nach da hervor, wo das Objective seiner Bestimmung gemäß das sich selbst Aeußerliche ist, und keine subjective Beseelung zeigt. Die Realität, die in dieser Aeußerlichkeit stehen bleibt, fällt jener abstracten äußerlichen Einheit anheim. In der befeelten Lebendigkeit dagegen und höher hinauf in der freien Geistigkeit tritt die bloße Regelmäßigkeit gegen die lebendige subjective Einheit zurück. Nun ist zwar die Natur überhaupt dem Geiste gegenüber das sich selbst äußerliche Daseyn, doch waltet auch in ihr die Regelmäßigkeit nur da vor, wo die Aeußerlichkeit als solche das Vorherrschende bleibt.

ɑɑ) Näher, wenn wir die Hauptstufen kurz durchgehen, haben Mineralien, Krystalle, z. B. als unbeseelte Gebilde, die Regelmäßigkeit und Symmetrie zu ihrer Grundform. Ihre Gestalt, wie schon bemerkt ward, ist ihnen zwar immanent und nicht bloß durch äußerliche Einwirkung bestimmt; die ihrer Natur nach ihnen zukommende Form arbeitet in heimlicher Thätigkeit das innre und äußere Gefüge aus. Doch diese Thätigkeit ist noch nicht die totale des concreten idealisirenden Begriffs, der das Bestehen der

selbstständigen Theile als negatives sezt und dadurch wie im thierischen Leben beseelt. Sondern die Einheit und Bestimmtheit der Form bleibt in abstract verständiger Einseitigkeit, und bringt es deshalb, als Einheit an dem sich selber Aeußerlichen, zu bloßer Regelmäßigkeit und Symmetrie, zu Formen, in welchen nur Abstractionen als das Bestimmende thätig sind.

PB) Die Pflanze weiterhin steht schon höher als der Krystall. Sie entwickelt sich schon zu dem Beginn einer Gliedrung, und verzehrt in steter thätiger Ernährung das Materielle. Aber auch die Pflanze hat noch nicht eigentlich beseelte Lebendigkeit, denn obschon organisch gegliedert, ist ihre Thätigkeit dennoch stets in's Aeußerliche herausgeriffen. Sie wurzelt ohne selbstständige Bewegung und Ortsveränderung fest, sie wächst fortwährend, und ihre ununterbrochene Assimilation und Ernährung ist kein ruhiges Erhalten eines in sich abgeschloffenen Organismus, sondern ein stetes neues Hervorbringen ihrer nach Außen hin. Das Thier wächst zwar auch, doch es bleibt auf einem bestimmten Punkte der Größe stehn, und reproducirt sich als Selbsterhaltung ein und desselben Individuum. Die Pflanze aber wächst ohne Aufhören; nur mit ihrem Absterben stellt sich das Vermehren ihrer Zweige, Blätter u. f. f. ein. Und was sie in diesem Wachsen hervorbringt. ist immer ein neues Eremplar desselben ganzen Organismus. Denn jeder Zweig ist eine neue Pflanze, und nicht etwa wie im thierischen Organismus nur ein vereinzeltes Glied. Bei dieser dauernden Vermehrung ihrer selbst zu vielen Pflanzenindividuen fehlt der Pflanze die beseelte Subjectivität und deren ideelle Einheit der Empfindung. Ueberhaupt ist sie ihrer ganzen Existenz und ihrem Lebensprocesse nach, wie sehr sie auch nach Innen verdaut, die Nahrung sich thätig assimilirt und sich aus sich durch ihren freiwerdenden im Materiellen thätigen Begriff bestimmt, dennoch stets in der Aeußerlichkeit ohne subjective Selbstständigkeit und Einheit befangen, und ihre Selbsterhaltung entäußert sich fortwährend. Dieser Charakter des steten sich über sich Hinaus

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