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Mitteilungen

über englische Sprache und Litteratur
und über englischen Unterricht.

Preis: Für den Jahrgang 8 Mark.

(Preis für 'Anglia' und 'Beiblatt' jährlich 24 Mark.)

XV. Bd.

Dezember 1904.

I. SPRACHE UND LITTERATUR.

Nr. XII.

Anna Hunt Billings, A Guide to the Middle English Romances dealing with English and Germanic Legends, and with the Cycles of Charlemagne and of Arthur. (= Yale Studies in English, Albert S. Cook, Editor. IX.) New York, Henry Holt and Co. 1901. 8o. XXIV, 232 S. $ 1.50.1)

Die verfasserin hat für ihre bibliographie der me. versromane sich Körtings Grundriss zum muster genommen. Ohne grosse änderungen ist sie seiner disposition des stoffes gefolgt und behandelt jedes einzelne gedicht unter diesen neuen stichwörtern: 1. subject, 2. specimen, 3. story, 4. origin, 5. metre, 6. dialect, 7. date, 8. author, 9. bibliography. Unter 1. wird mit ein paar kurzen schlagwörtern der inhalt angedeutet, worauf unter 3. eine eingehendere analyse desselben folgt, bei der freilich die litterarhistorische charakteristik meist leer ausgeht. Was die paar unter 2. gegebenen probeverse bezwecken, ist nicht ganz verständlich. So, wie sie geboten sind, können sie höchstens zur illustration der metrischen form dienen, hätten dann aber wohl passender ihren platz unter 7. gefunden. Im vierten abschnitt wird über die geschichte jedes stoffes, die quellen der me. dichtung und eventuell über ihr verhältnis zu einer französischen vorlage kurz referiert. Die punkte 5 bis 8 vertragen natürlich die knappste behandlung. Die bibliographie endlich gibt auskunft über die vorhandenen handschriften, kollationen und ausgaben derselben, wie auch

1) Die anzeige erscheint ohne verschulden des referenten verspätet. Anglia, Beiblatt XV.

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allfälliger franzisischer vorbilder, und über die litterargeschichtHaben, metrischen und sprachlichen untersuchungen, welche jedem gedicht gewidmet worden sind.

In einer kurzen einleitung wird das allernötigste über die geschichte der gattung des versromans in England mitgeteilt und eine übersicht über die vorhandenen romane, in vier perioden geschieden geboten: dieser werden einige bemerkungen über die verschiedenen typen von romanen, die wandlungen des stoffes und der form angefügt.

Ergebnisse eigener untersuchung wird man bei einer solchen arbeit nicht erwarten. Sie erfüllt ihre aufgabe, wenn sie ausreichend und zutreffend über das von andern geleistete orientiert. Dieses verdienst darf man der vorliegenden bibliographie zuerkennen. wenn man auch hin und wieder wünschen möchte, dass die verfasserin die meinungen der autoren, über die sie referiert, mit etwas weniger sicherheit als feststehend vorgetragen hätte. Körting gegenüber bietet sie den vorteil einer erweiterten. mehr ins einzelne gehenden information, besonders in den abschnitten 3. und 4., in den übrigen gelangt sie über Kōrting kaum hinaus, ja sie bleibt sogar nicht selten an reichhaltigkeit der litteraturangaben hinter Körting zurück. Der plan des werkes ist noch in einer anderen hinsicht im vergleich zu Körting ein beschränkter. Nur 39, also ungefähr die hälfte aller von der verfasserin in ihrer einleitung erwähnten versromane so weit sie den auf dem titel genannten sagenkreisen angehören, sind behandelt; die romane über die antiken, orientalischen, mittelalterlichen ausserenglischen oder die geschichtlichen englischen stoffe harren noch der bibliographischen bearbeitung, die sie ebenso wohl verdienen würden.

Es ist selbstverständlich, dass ein buch, in welchem so viele titel und zahlen citiert werden, nicht ganz fehlerlos sein kann; doch ist auch in dieser hinsicht die zuverlässigkeit der arbeit im allgemeinen recht lobenswert. Einige versehen, die mir aufgefallen sind, notiere ich hier zur verbesserung.

S. 12. Mettlichs Bemerkungen etc. sind auch in 2. auflage als Kieler dissertation 1895 erschienen. S. 15 fehlt, wie oft in ähnlichen fällen, der name des verfasser des artikels Anglia XIV, 309: Holthausen. S. 23 wäre unter den ausgaben des Haveloc diejenige Holthausens zu erwähnen geFranc. Michels edition des Lai d'Haveloc ist 1833,

wesen.

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nicht 1883 erschienen. - S. 24. Ludorffs arbeit ist eine Giessener diss., s. 32 diejenige von Tanner eine Heidelberger; ebenda fehlt Weyrauchs Bresl. diss. 1899 über die me. Fassungen von Guy von Warwick und ihre französische Vorlage. - S. 41 fehlt Kölbings name in zeile 6. - S. 46, z. 11, lies Marburg diss. 1890. S. 84. Tonndorfs Rauf Coilyear ist vollständig in Berlin 1894 erschienen. S. 85, die litteraturangaben über die Artussage sind recht spärlich. S. 133 ist die kollation der hs. in E. St. 12, 139 übersehen. S. 134 füge hinzu: J. Ellinger, Syntaktische Untersuchungen zu der Sprache der me. Romanze „Sir Perceval of Galles". Progr. Troppau 1893. S. 144, z. 13 1. vol. IV, Boston 1895. S. 153 fehlt: Kaluza, Thomas Chestre, verfasser des Launfal, Libeaus Desconus und Octovian. E. St. 18, 165-190. - S. 160, z. 8 fehlt nach Holthausen: Anglia XIV, 393-398 und unter Monographs ein hinweis auf Kölbings einleitung zu den Riddara Sögur, Strassburg 1872. - S. 168 füge bei: Kuhnke, B. Der rhythmische Bau der allitterierenden Langzeile in der me. Romanze Sir Gawain and the Green Knight. I. Weimar 1899 (Königsberger diss.). S. 178 ist hinter zeile 2 noch eine dritte hs. der Aunters of Arthur einzufügen, Lambeth 491, beschrieben von Bülbring im Arch. St. n. Spr. 86, 385-387. S. 181 füge bei: Kittredge, G. L. The Avowing of Arthur. Mod. Lang. Not. VIII, 8. S. 228 linie 5 schiebe vor 17 Royal,

hinter Utterson London 1817 ein.

Basel.

Gustav Binz.

Dr. Joseph Unna, Die Sprache John Heywood's in seinem Gedichte The Spider and the Flie, Berlin (Mayer & Müller) 1903. 44 S.

Die hier gebotene analyse der vokale und konsonanten in John Heywoods gedicht: "The Spider and the Flie (hg. von A. W. Ward für die Spencer Society, 1894) ist um so willkommener als Heywood hofdichter war und seine ziemlich reinen reime über den lautstand der schriftsprache um die mitte des 16. jahrh. interessante und erwünschte aufschlüsse geben. Der verfasser hat die spezialarbeiten der vorgänger gebührend berücksichtigt und, wie die vielen citate auf den ersten blick schon zeigen, fleissig ausgenutzt. Er weiss das material verständig zu gruppieren und ist bestrebt, das wich

tige selber bustomwhen bedeutung entsprechend hervorzuheben. Sehr bemerkese sui virte me auditen discretion, affirmaxa de a der in terte gegebenen ansprache mit så 18. 29. 30 ffembar als vilkastimab-hum tristische formen gemeint sind. Bei der darstellung der ferdinslehre, die den zweiten teil der arbeit täten sl. wirie es sith empfehlen, die rein volkstämisen elemente gesondert darzustellen, vorher aber den text sorgfältig mit dem criginal zu vergleichen.

Tübingen. 22. Juli 1964

W. Franz.

John Erskine, Ph. D.. The Elizabethan Lyric. A Study. (Columbia University Studies in English. Vol II) New York, The Columbia University Press. The Macmillan Company, Agents. London: Macmillan & Co. Ltd. 1903. Kl. 8°. XVI +344 ss. Pr. $ 1.50.

Das zeitalter der Elisabeth ist nicht bloss die blütezeit des dramas: es bezeichnet auch einen höhepunkt in der englischen lyrischen dichtung. Diese seite der elisabethischen produktion ist in der litteraturgeschichte noch nicht im zusammenhange betrachtet worden. Das vorliegende buch will diese lücke ausfüllen, indem es eine chronologische übersicht der elisabethischen lyrik und eine zusammenhängende darstellung ihrer formen und ihrer gegenstände giebt. Als zeitliche grenze seiner übersicht setzt der verfasser, etwas willkürlich und äusserlich, das todesjahr Shakespeares fest, schliesst aber Donne und einige andere spätere elisabethische dichter aus.

Im ersten kapitel beschäftigt sich der verfasser mit der definition der lyrik. Er sieht ihr wesen einerseits in dem musikalischen, auf das der name hindeutet, andrerseits in dem subjektiven, persönlichen. Als oberste regel des lyrischen gedichtes stellt er die einheit des gefühls oder der stimmung hin, die nach ihm in dem vollkommenen lyrischen gedichte in drei teile, den anreiz oder das motiv, die aus den verschiedensten gebieten genommen sein können, die entwicklung desselben und endlich die auflösung in einen entschluss, einen gedanken oder gemütszustand zerfallen soll. So richtig und notwendig die forderung der einheit ist, so pedantisch erscheint bei dem intimen charakter des lyrischen gedichtes, der bald das eine, bald das andere nur andeutet oder erraten lässt, die forderung

der dreiteilung, die in wirklichkeit auch in den wenigsten fällen befolgt wird.

Das zweite kapitel giebt eine kurze übersicht über die englische lyrik vor Elisabeth, die nichts neues enthält. Dann wendet sich der verfasser seinem eigentlichen thema zu. Er teilt die elisabethische lyrik in drei perioden, die sich aber chronologisch nicht streng von einander scheiden, die zeit der gedichtsammlungen oder Miscellanies, deren blüte bis etwa 1590 reicht, die sonettenperiode von 1590-1600, und die der liederbücher von 1588-1616, und ordnet diesen die übrigen dichterischen erscheinungen unter, in einem letzten kapitel noch die lyrik in drama behandelnd. Innerhalb dieser gruppen geht er chronologisch vor, die gedichte nach ihrem erscheinungsjahre ordnend. Ein hauptvorzug seiner darstellung ist ihre vollständigkeit. Er bespricht nicht nur alle gedruckten gedichtsammlungen von Totell's Miscellany (1557) an bis zu Davison's Poetical Rhapsody (1602), sondern auch die von Flügel in der Anglia veröffentlichten handschriftlichen aus der zeit Heinrichs VIII; er behandelt die gesamte ungeheure sonettendichtung auch in ihren unbedeutendsten vertretern; er führt die liederdichtung bis auf ihre ersten anfänge zurück. So gewinnen wir ein getreues bild von den verschiedenen litterarischen strömungen, ihren ursprüngen, ihrem mächtigen anschwellen und allmählichen verlaufen. Besonders das kapitel über die liederdichtung bringt interessante aufschlüsse. Der verfasser weist nach, wie die einführung der italienischen madrigalmusik die entstehung von kurzen liedern in England beförderte, die auf mehrstimmigen gesang berechnet waren, wie dann allmählich der einfluss der volkslieder und der gebrauch der laute an ihre stelle längere mehrstrophige lieder treten liess, die sog. „airs", als deren hauptvertreter Thomas Campion erscheint. In dieser darlegung des verhältnisses der musik zu den worten hat der verfasser unsere kenntnis von der englischen lyrik wesentlich bereichert.

Im übrigen hat seine chronologische methode und seine bloss äusserliche betrachtung der litterarischen erscheinungen nach ihren gegenständen und formen grosse nachteile. Sie berührt nur die oberfläche, ohne den gründen der erscheinungen und ihren inneren beziehungen nachzugehen. Vor allem lässt sie die persönlichkeit der dichter ganz ausser acht, die doch nirgends so sehr die hauptsache ist wie in der lyrik,

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