nec fratris radiis obnoxia surgere Luna, at nebulae magis ima petunt campoque recumbunt, et pro purpureo poenas dat Scylla capillo; 396. nec fratris rad. obnoxia, wenn der Mond nicht den Strahlen der Sonne verpflichtet ist, d. h. wenn er im eigenen Lichte hell strahlt. Rötlicher Schein des Mondes verkündet Sturm, s. v. 430 u. 431. 397. tenuia ist dreisilbig zu lesén, s. z. A. XII, 905. lanae vellera, Schäfchen am Himmel. 398. pinna, eine von Verg., wie es scheint, ausschliesslich gebrauchte Nebenform von penna. 399. Den Mythus von der Halcyone und ihrem im Schiffbruch umgekommenen Gemahl Ceyx, die beide von der mitleidigen Thetis in Eisvögel verwandelt wurden, s. bei Ovid. Met. XI, 410-748. Sonnten sich die selten erscheinenden Eisvögel am Gestade, so rechnete der Landmann auf Unwetter. 399 f.ore sol. iact. maniplos: Heubündel mit dem Rüssel zerzausen. 403. nequiquam, weil ihr Geächz doch kein neues Unwetter bringt. 404. Die bemerkte Feindschaft 400 405 410 zwischen dem Meeradler und einem Ciris genannten Meervogel leitete man aus folgender Mythe ab. Der König von Megara, Nisus, hatte eine purpurne Haarlocke, von welcher das Schicksal seines Reiches abhing. Als er nun vom kretischen König Minos bekriegt wurde, schnitt ihm seine Tochter Scylla die Haarlocke ab und brachte sie dem Minos, um dadurch dessen Liebe zu gewinnen. Voller Abscheu wies Minos die Scylla zurück, und Vater und Tochter wurden nun in Meervögel verwandelt. Behandelt ist dieser Mythus in dem dem Vergil zugeschriebenen Gedichte Ciris, s. Einl. p. 3, aufserdem vgl. E. 6, 74. 410. Das heisere Gekrächz der Raben bedeutete Regen, s. v. 381: aber die helle und dreimal abgestofsene Stimme klares Wetter. haud equidem credo, quia sit divinitus illis ingenium aut rerum fato prudentia maior; verum, ubi tempestas et caeli mobilis umor mutavere vias et Iuppiter uvidus austris 415 denset, erant quae rara modo, et, quae densa, relaxat, Si vero solem ad rapidum lunasque sequentes c) Wetterzeichen am Monde, v. 424-437. 420 425 430 435 424. lun. seq. ordine, die Mondphasen, die in bestimmter Ordnung auf einander folgenden Mondviertel. 426. insidiis, durch die verborgene Tücke. 427. revert. ignis, die Hörner des Neumondes. 428. si nigrum, wenn der Mond mit mattleuchtendem Horne die dunkle Luft umspannt, d. h. wenn der Mond einen Hof hat. 430. virg. suff. ore rub. Statt des prosaischen suffundere os rubore sagt der Dichter suffundere ore ruborem. Ähnliche Begriffsinversionen finden sich nach einer richtigen Bemerkung von Ameis öfter bei Dichtern, vgl. G. II, 302. III, 140. 399. IV, 115. 416 und das häufige dare classibus austros. 431. semper, jedesmal, d. h. so Glauco et Panopeae et Inoo Melicertae. caeruleus pluviam denuntiat, igneus euros: oft die Zeit (hier des Windes) wie- 437. Uber die hier genannten Meergötter s. z. A. V, 823, die Verwandlung des Glaucus erzählt Ovid. Met. XIII, 904-965, die des Melicertes Met. IV, 416-562. Gell. noct. Att. XIII, 26 und Macrob. sat. V, 17 berichten, dass Vergil hier einen Vers seines Lehrers Parthenios nachgeahmt habe. Nach Gellius lautete dieser Vers Γλαύκῳ καὶ Νηρεῖ καὶ Εἰναλίῳ Μελικέρτη, nach Macrobius Γλαύκῳ καὶ Νηρηϊ καὶ Ἰνώῳ Μελικέρτη. Aus dem Streben, den Rhythmus des griechischen Verses genau zu treffen, erklärt sich wohl die auffallend harte Zusammenstellung der Vokale. Denn in keinem Verse der Georgica ausser diesem hat sich Vergil den Hiatus nach dem ersten Fusse zwischen zwei Längen oder in der Mitte der 3. Thesis nach einem 440 445 450 455 metrisch verkürzten Diphthongen gestattet. d) Wetterzeichen an der Sonne, ν. 438-463. 441. Wenn die Sonne beim Aufgange fleckig (mit Flecken gesprenkelt) und unter Wolken verborgen ist, und wenn dabei die Scheibe, in der Mitte verdunkelt, gleichsam hohl erscheint, so cet. vgl. Plin. nat. hist. XVIII, 35, 78: concavus oriens (sol) pluvias praedicit. 443. ab alto, vom Meere her. 445. sub lucem, kurz vor Sonnenaufgang. 447. Tithoni, vgl. Hom. Od. V, 1 u. s. z. A. IV, 585. 448. male, s. oben z. v. 360. 450. etiam ist mit dem folgend. magis zu verbinden. 454. Über inmiscerier und fer vere v. 456 s. Einl. p. 7. 457. Die Verbindung des movere lucidus orbis erit, frustra terrebere nimbis et claro silvas cernes aquilone moveri. denique quid vesper serus vehat, unde serenas ventus agat nubes, quid cogitet umidus auster, sol tibi signa dabit. solem quis dicere falsum audeat? ille etiam caecos instare tumultus saepe monet fraudemque et operta tumescere bella. ille etiam extincto miseratus Caesare Romam, cum caput obscura nitidum ferrugine texit impiaque aeternam timuerunt saecula noctem. tempore quamquam illo tellus quoque et aequora ponti 460 465 obscenaeque canes importunaeque volucres signa dabant. quotiens Cyclopum effervere in agros vidimus undantem ruptis fornacibus Aetnam flammarumque globos liquefactaque volvere saxa! 470 armorum sonitum toto Germania caelo audiit, insolitis tremuerunt motibus Alpes. 475 vox quoque per lucos volgo exaudita silentis mit dem Infin, scheint eine Neuerung Vergils zu sein. 460. claro, aufklärend; so hier zuerst. 461. vehat f. advehat, vgl. Hor. od. III, 29, 48: quod fugiens semel hora vexit, s. z. G. III, 449. 463. falsum. Sall. Cat. 10, 5: ambitio multos mortalis falsos fieri subegit, aliud clausum in pectore, aliud in lingua promptum habere. Episode II: Beschreibung der Unglückszeichen nach der Ermordung des Julius Cäsar und Gebet für Cäsar Octavianus, v. 466-514. 466-480. Mit den hier angeführten Unglückszeichen, welche auf die Ermordung des Julius Cäsar folgten, ist zu vergleichen die Aufzählung der Vorbedeutungen, welche seiner Ermordung vorangingen, bei Ovid. Met. XV, 783-798. Was die Sonne betrifft, so berichtet auch Plut. Caes. 69, dass sie fast ein ganzes Jahr nach seiner Ermordung so trübe und strahlenlos und mit so matter Wärme aufgegangen sei, dass die Luft immer dick und umnebelt war, und die Früchte halb reif verwelkten. Darum fürchteten auch die Römer jener Zeit (saecula), die Sonne erlösche allmählich in ewige Nacht. 470. Das nächtliche Geheul der Hunde erklärte man sich durch die Annahme, sie sähen Gespenster. obscenum heifst alles, was durch die Widerwärtigkeit der Erscheinung Unheil verkündet; vgl. A. III, 367; IV, 455; XII, 876. importunus, lästig. 472. Der Aetna, die Schmiedewerkstätte des Vulkan und seiner Cyklopen, hatte kurz vor dem Tode Cäsars so heftige Ausbrüche, dass selbst das Gebiet von Rhegium von der Flamme erreicht wurde. 474. arm. sonitum. Die Legionen am Rhein sahen, vermutlich bei einem Nordlichte, Kriegsheere zu Rofs und zu Fuss in den Wolken, und hörten Trompeten- und Feldhörnerschall. 475, insol. mot. nach dem von Plin. nat. hist. II, 80. 194 bekämpften Volksglauben, dass hohe Gebirge von Erdbeben nicht betroffen würden. 476. Eine ähnliche Wirkung grosser Ereignisse auf die Phantasie ingens, et simulacra modis pallentia miris et maestum inlacrimat templis ebur aeraque sudant. 480 485 490 nec fuit indignum superis, bis sanguine nostro Emathiam et latos Haemi pinguescere campos. scilicet et tempus veniet, cum finibus illis des Volkes schildert Liv. II, 7, 2: 478. obsc. noctis, die Dunkelheit der Nacht. In der alten und klass. Zeit wird zu dem substantivierten Adjektiv nur ein Gen. partit. hinzugefügt, wie reliquum noctis, multum diei; die August. Dichter und Prosaiker gehen hierin weiter, vgl. A. I, 422. pecudes locutae, besonders die Ochsen, welche Tibull. II, 5, 78 deshalb vocales boves nennt. 480. ebur aeraque. Die Götterbildnisse aus Elfenbein und Erz, vgl. A. II, 173 s. 482. Der Eridanus oder Padus (Po) heifst als der gröfste Flufs Italiens fluviorum rex. fluviorum dreisilbig; nur an dieser Stelle hat Verg. durch Synizesis von i mit folgender Länge die vorhergehende kurze Silbe verlängert. Mit 482 f. 495 und resonare ist cessaverunt zu ergänzen. 486. lupis. Wenn Wölfe einer Stadt nur nahten, so dafs man ihr Geheul hörte, so ward das als Vorbedeutung eines verödenden Krieges angesehen; und jetzt, sagt Appian. bell. civ. IV, 4, liefen sie über den Markt von Rom. 490. Da das thracische Philippi und das thessalische Pharsalus zu derselben römischen Provinz Macedonien (das hier mit seinem älteren Namen Emathia genannt wird) gehörten, so konnte der Dichter sagen: Philippi habe zweimal Römerheere sich bekämpfen sehen, und die Gefilde des thracischen Gebirges Haemus seien zweimal mit Römerblute getränkt worden. vgl. A. II, 498 f. 484. Bei den Infinitiven apparere 491. superis, welcher Casus? 494. Vgl. G. II, 513. 496. inanis, weil die einst von den Helmen bedeckten Köpfe längst verwest sind. 497. grandia. Seit Homers Zei |